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Hoffnungsschimmer für die Wäscherei

MTR konnte bereits Neukunden gewinnen – trotz der Insolvenz.

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© Sebastian Schultz

Von Stefan Lehmann

Riesa. Am Wasserweg in Riesa wird auch an diesem Montag weiter gearbeitet – fast so, als wäre nichts geschehen. Doch von Normalität kann bei der Mittelsächsischen Textilreinigungs- und -handels AG (MTR) keine Rede mehr sein, seit das Unternehmen Anfang Januar Insolvenz anmelden musste.

Dabei sind offenbar die wenigsten Mitarbeiter sprichwörtlich aus allen Wolken gefallen, als diese Nachricht öffentlich wurde. Denn dass es Probleme gab, sei bekannt gewesen, heißt es. Einige hatten gar schon früher mit der Insolvenz gerechnet, spätestens 2016. Zwei große Auftraggeber waren MTR damals nach SZ-Informationen verloren gegangen: das Uniklinikum Dresden und das Krankenhaus in Görlitz. Dabei hatte das Unternehmen 2015 erstmals seit längerer Zeit wieder ein Geschäftsjahr mit Gewinn abschließen können.

Die Gehälter fließen weiter

Der Abgang der beiden Großkunden zum Sommer 2016 bedeutete folglich einen herben Rückschlag, auf den die Geschäftsführung zu reagieren versuchte. Kosten mussten gespart werden. Das alles mit dem Ziel, möglichst nicht in größerem Stil Personal zu entlassen. Stattdessen sollten die verminderten Einnahmen beispielsweise über Altersteilzeit abgefangen werden.

Parallel dazu wollte MTR weitere Neukunden gewinnen. Am Erfolg dieser Maßnahmen hätten manche Mitarbeiter schon damals gezweifelt, sagt einer von ihnen. Dass nun auch die Aktien wertlos sind, über die das Unternehmen eigentlich die Altersversorgung der Angestellten sichern wollte, überrasche ihn ebenso wenig. „Es war schon seit fünf bis zehn Jahren klar, dass das Luftblasen sind – traurig, aber wahr.“

Wie es im Insolvenzverfahren genau steht, darüber sind die wenigsten der rund 200 Mitarbeiter an den Standorten in Riesa und Niesky informiert. „Das Fußvolk weiß nicht besonders viel“, sagt einer. Immerhin: In einer Betriebsversammlung sei der Belegschaft von Insolvenzverwalter Rainer M. Bähr Mut zugesprochen worden. Vielleicht ist die Stimmung in der Belegschaft auch deshalb zwar gedrückt, aber nicht völlig hoffnungslos.

Insolvenzverwalter Bähr gibt sich auch weiterhin optimistisch. Die Gespräche mit Gläubigern, Kunden und Lieferanten der Wäscherei seien „bislang ausgesprochen konstruktiv“ verlaufen. Sie alle „stehen hinter dem Unternehmen und wollen es auch in dieser schwierigen Phase weiter begleiten. Kündigungen der Vertragsbeziehungen durch Kunden waren bislang nicht zu verzeichnen.“ Währenddessen geht die Investorensuche „auf Hochtouren“ weiter, so Bähr.

„Es werden Gespräche mit einer Vielzahl von Interessenten geführt.“ Genauere Angaben dazu, wer diese Interessenten sind oder wie weit die Verhandlungen fortgeschritten sind, könne er nicht machen, um den Investorenprozess nicht zu gefährden. Um ihre Gehälter müssten sich die Mitarbeiter derweil keine Sorgen machen, erklärt der Insolvenzverwalter. Zwar zahlt die Agentur für Arbeit nur noch diesen Monat. Aber auf Grundlage aller Zahlen könne die Wäscherei auch nach Eröffnung des Insolvenzverfahrens den Betrieb fortfahren und seine Angestellten entlohnen.

Hoffnung macht Bähr dabei nicht allein die Tatsache, dass die bestehenden Kunden der Wäscherei die Stange halten wollten. Der Insolvenzverwalter hat nach etwas mehr als einem Monat auch schon eine andere gute Nachricht zu verkünden: „Es konnten sogar neue Verträge geschlossen werden.“