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Hoffnung im Kampf gegen Borreliose

Die Zecken-Saison geht los. Zur Behandlung der gefährlichen Infektionskrankheit setzen Mediziner auf etwas Neues.

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© Sven Ellger

Von Julia Vollmer

Sie krabbeln wieder. Sobald die ersten Sonnenstrahlen die Erde wärmen, sind sie unterwegs: die Zecken. Auch in der Dresdner Heide zwischen Radeberg und Langebrück lauern sie nun wieder. „Es gab jetzt schon Tage mit Temperaturen über zehn Grad, beste Bedingungen für die Tiere“, erklärt Professor Uwe Wollina vom Krankenhaus Friedrichstadt.

Zeckenbisse können die gefährlichen Krankheiten Borreliose und Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) übertragen. Gegen FSME gibt es eine Impfung, gegen Borreliose nicht. Der Allergologe Wollina setzt jetzt alle Hoffnung auf eine neue Salbe. Diese soll verhindern, dass die Borrelien in den Blutkreislauf gelangen. Das Krankenhaus Friedrichstadt beteiligte sich neben ausgewählten Kliniken in Deutschland wie Hamburg und Berlin an einer europaweiten Studie, um die Salbe zu testen. Federführend übernahmen die Kliniken in Zürich und in Wien die Tests.

Tests nur bei Erwachsenen

Insgesamt 1 400 Patienten beteiligten sich an der Studie. 30 davon in Friedrichstadt. Getestet wurde nur bei Erwachsenen, aber nicht bei Schwangeren und nicht bei Kindern. Alle Patienten kamen mit einem frischen Zeckenbiss, maximal 72 Stunden alt, in die Klinik. Dreimal am Tag, früh, mittags und abends, schmierten die Betroffenen die Antibiotika-Salbe auf die Bisswunde. Nach verschiedenen Zeiträumen wurden sie auf Borrelien getestet. Uwe Wollina ist zufrieden mit dem Ergebnis. Bei allen Patienten konnte eine Infektion verhindert werden. Die lokale Anwendung auf der betroffenen Hautpartie sei schonender und besser verträglich als die Einnahme von Antibiotika. Bisher behandeln Mediziner eine Borreliose mit einer Antibiotika-Therapie mit Tabletten.

Wann genau die neue Salbe zugelassen wird, kann Wollina noch nicht sagen. Es wird vermutlich eine weitere Studie in Skandinavien geben. Dort gibt es überdurchschnittliche hohe Infektionszahlen, sagt der Mediziner. Auch einen Namen hat das Produkt noch nicht.

Die krabbelnden Milben waren vor allem im vergangenen Sommer und Herbst in Dresden aktiv. Das Gesundheitsamt meldete 2016 über 330 Borreliose-Fälle in der Stadt. Sachsenweit erkrankten rund 1 200 Patienten. Auch in diesem Winter waren sie schon unterwegs. Laut Robert-Koch-Institut infizierten sich bereits 12 Dresdner im laufenden Jahr mit Borreliose.

Die Infektionskrankheit wird vor allem von Zecken übertragen. Sie kann im schlimmsten Fall zu Lähmungserscheinungen führen. Die Tiere übertragen auch die noch gefährlichere Frühsommer-Meningo-Enzephalitis (FSME). FSME ist eine Entzündung des Gehirns und der Hirnhäute.

Nicht alle Zecken haben Borrelien

Die Monate Juli bis Oktober gelten als die risikoreichsten. Bei schwülwarmem Wetter fühlen sich die Tiere wohl. Sie sitzen in Büschen und im hohen Gras auf der Lauer. Abgesehen haben sie es auf das Blut der Menschen. Im Frühling und Sommer haben sie leichtes Spiel: Statt langer Hosen tragen die Spaziergänger kurze.

André Koch, Hautarzt und Allergologe am Krankenhaus Friedrichstadt, kann ein wenig beruhigen. Längst nicht alle Zecken, die in Dresden auf Gräsern sitzen, sind mit Borrelien befallen. Laut einer Studie von 2013 sind nur rund 13 Prozent der Tiere betroffen, sagt er. Aktuellere Zahlen gibt es nicht. Eine Forschungsreihe der TU ergab, dass in Dresden vor allem die Zecken der Gattung Ixodes verbreitet sind. Sie übertragen die Borreliose meist auf Forstarbeiter und Jäger. Und eben auf Menschen, die gern im Freien unterwegs sind.

Die Erreger der Borreliose sitzen häufig auf Waldmäusen, Igeln und Rehen, die im Elbtal und um Dresden häufig vorkommen. Die Säugetiere übertragen die Krankheit auf die Zecke und diese dann im schlimmsten Fall auf den Menschen.

Wer viel draußen unterwegs ist, kann sich gegen die Krabbeltierchen schützen. Wichtig sind lange Hosen und Oberteile und ein Zeckenschutzmittel, rät André Koch. Den Körper immer gründlich nach Zecken absuchen heißt die Devise. Schnell zum Arzt sollten die Patienten bei Schwindel, Fieber und Kopfschmerzen.