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Hoffnung fürs Hinterhaus

Die Gebäude Großenhainer Straße 3 sind verkauft – nach Jahren des Stillstandes sollen sie nun saniert werden.

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© Udo Lemke

Von Udo Lemke

Meißen. Eigentlich sollte an dieser Stelle ja einmal der Bahnhof stehen, aber es kam anders. Der Bahnhof wurde in Cölln gebaut, die Häuser an der Großenhainer Straße, genau gegenüber, gehören schon zum Stadtteil Vorbrücke.

So auch das Haus mit der Nummer 3, an das vom Bahnhof aus gesehen links das neu errichtete Sparkassengebäude anschließt und rechts, Richtung Beyerlein-Platz, die Großenhainer Straße 5. Was die Großenhainer Straße 3 betrifft – im Erdgeschoss befinden sich die Geschäfte „Technik am Bahnhof – Multimedia-Deal Meißen“ und „Kretschmann – Fleischerei, Imbiss, Partyservice“ – so erklärt Architekt und Stadtchronist Claus-Dirk Langer: „Das Haus steht nicht unter Denkmalschutz, gemäß Liste von 1996. Es wurde zwischen 1881 und 1895 erbaut, da ist es erstmals in einem Stadtplan eingezeichnet. „Es ist das erste Haus, das gegenüber dem Bahnhof gebaut worden ist, vorher sind dort in den Stadtplänen noch Gärten eingezeichnet.“

Claus-Dirk Langer hat Recht, die Großenhainer Straße 3 taucht nicht auf der Denkmalliste von 1996 auf, aber das Gebäude wurde – extrem spät – noch 2007 in die Denkmalliste des Freistaates Sachsen aufgenommen. „Das Gebäude ist ein Kulturdenkmal. Es ist ein Gründerzeithaus mit einer das Straßen- und Stadtbild prägenden Erkerfront und damit eines Denkmals würdig“, erklärte denn auch die stellvertretende Kreissprecherin Helena Musall auf SZ-Nachfrage.

Frühe Zeugnisse

Gemeint ist dabei das Vorderhaus. Aber zur Großenhainer Straße 3 gehört mehr. Geht man durch die überbaute Toreinfahrt, befindet sich links ein Seitengebäude und geradezu ein großes, dreistöckiges Haus mit ausgebautem Dach, das sich direkt an den Ratsweinberg lehnt. Und in dem großen Hof hat sich etwas Seltenes erhalten: Frühe Zeugnisse des Kraftfahrzeugzeitalters. Claus-Dirk Langer schätzt die Entstehung der sechs großen Garagen mit den hellblauen Holztoren auf die 1920/30er Jahre.

„Als Kraftfahrzeuge noch relativ neu waren. Solche Wirtschaftsbauten, die es früher in vielen Hinterhöfen, auf vielen Grundstücken gab, sind nur noch selten erhalten, meist wurden sie durch andere Bauten wie Betongaragen ersetzt.“ Die Wände der Garagen sind beredtes Zeugnis der vergangenen Zeit. Da ist von „Autobetriebsstoffen“ wie „Oel“ die Rede und von einer „Kraftwagenhalle“.

Alle Gebäude der Großenhainer Straße 3 sind unsaniert. Die Räume sind noch mit Kohleheizung ausgestattet. „Der große Kostenaufwand für die Sanierung hat wohl in den letzten Jahren jeden potenziellen Käufer verschreckt. Und der alte Eigentümer wollte das auch nicht mehr wagen“, erklärt Claus-Dirk Langer. Und: „Gegenwärtig vollzieht sich am Gebäude ein Eigentümerwechsel.“ Allerdings wisse er nicht, wer die handelnden Personen seien.

Der Gebäudekomplex Großenhainer Straße 3 gehörte nach SZ-Recherchen ursprünglich Hans-Ludwig Göpfert aus Braunschweig. „Den hat er 1990 geerbt“, erklärt Hausmeister Werner Behrendt. Er weiß auch, dass nach Jahren des Stillstandes weder im Seitengebäude noch im Hinterhaus noch jemand wohnt. Nur im Vorderhaus „gibt es noch zwei Mieter“.

Auf Nachfrage bei Hans-Ludwig Göpfert in Braunschweig bestätigt er, dass er die Gebäude der Großenhainer Straße „im vergangenen Jahr verkauft hat“. Er bestätigt auch die SZ-Information, dass der Käufer Ralf Heidig, ein Immobilienmakler aus Meißen, ist. Der will das Ganze aus dem Dornröschenschlaf erwecken. Schon kommende Woche soll es einen Termin mit Vertretern der Unteren Denkmalbehörde des Landkreises geben, um erste Absprachen zu treffen.

Manfred Eichhorn, der den Computerladen im Erdgeschoss betreibt, hat sich schon auf der anderen Elbseite nach einem neuen Geschäft umgesehen. Denn er rechnet damit, dass er aus der Großenhainer Straße 3 ausziehen muss. Der Grund: Die derzeitige Einfahrt zum Hinterhof soll verlegt werden, quasi durch die Eingangstür seines Ladens führen. Damit bliebe kein Platz mehr für seinen Laden. Allerdings sei noch nichts abschließend entschieden, räumt er ein. Den neuen Besitzer, Ralf Heidig, ans Telefon zu bekommen, ist gestern nicht gelungen.