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Hoffnung fürs alte Landkrankenhaus

Der Eigentümer lässt planen, wie die Zukunft der Brandruine aussehen könnte.

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© Claudia Hübschmann

Von Peter Anderson

Meißen. Der Meißner Robert-Koch-Platz im rechtselbischen Stadtteil Cölln könnte ein richtiges Schmuckstück sein. Herrschaftliche Mietshäuser ziehen sich an einer Seite als geschlossene Front entlang. Ein kleiner Park mit hohen Bäumen gibt der Gegend eine grüne Note. Moritz-Apotheke, Sanitätshaus und Physiotherapie weisen darauf hin, dass sich der Stadtteil in den vergangenen Jahren zu einem Schwerpunkt für die medizinische Versorgung der gesamten Region entwickelt hat.

So weit, so gut: Wäre da nicht an der Ostseite die Brandruine des früheren Landkrankenhauses. Zäune riegeln den Komplex gegen ungebetene Besucher ab. Der große Eingang vom Robert-Koch-Platz ist mit klobigen Steinen zugemauert. Durch die Fensterhöhlen reicht der Blick zwischen Resten des eingestürzten Dachstuhls in den Himmel. Verkohlte Balken erinnern an das Feuer im Juni 2014. Die zwei Brandstifter waren schnell gefasst worden.

Meißens Oberbürgermeister Olaf Raschke (parteilos) hat die Immobilie zur Chefsache gemacht. Seinen Angaben zufolge ist jetzt nach Jahren des Stillstandes Bewegung in die Sache gekommen. In der Vergangenheit hätte es immer wieder behördlicher Auflagen bedurft, um das ursprünglich aus dem Jahr 1880 stammende Gebäude sichern zu lassen. Der derzeitige Eigentümer – eine Bietergemeinschaft aus der Region – hatte das Landkrankenhaus bei einer Zwangsversteigerung im Januar 2013 in Dresden für 46 000 Euro erworben. Danach allerdings tat sich nicht mehr viel.

Betreutes Wohnen als eine Option

Raschke zufolge ist das Gebäude im Inneren – trotz seines von außen gesehen desolaten Zustandes – noch erstaunlich gut erhalten. Vor wenigen Wochen habe ein Unternehmer aus dem süddeutschen Raum Kaufabsichten gezeigt und ein bereits fortgeschrittenes Konzept für die Zukunft des imposanten Klinkerbaus vorgelegt. Seine Ideen hätten gut in das Viertel gepasst. Leider sei dies jedoch von den Besitzern abgelehnt worden. Stattdessen sollen diese nach Informationen Raschkes nun selbst einen Planer angeheuert haben.

In welche Richtung gedacht wird, ist derzeit noch nicht bekannt. Ähnlich wie bei der Neumarkschule könnte sich ein Ausbau zum betreuten Wohnen lohnen. Die Volksbank Raiffeisenbank Meißen Großenhain hatte die frühere Schule für 3,5 Millionen modernisiert und 2015 an den Pflege-Dienstleiter Advita übergeben. Neben betreutem Wohnen entstanden eine Tagespflege und Demenz-WG. Der Bedarf für solche altersgerechten Wohnformen ist nach wie vor hoch.

Denkbar wäre ebenso, den Komplex für Miet- und Eigentumswohnungen zu nutzen. Der Boom auf dem Dresdner Wohnungsmarkt strahlt längst bis Meißen aus. Die städtische Wohnungsbaugesellschaft Seeg baut in der Folge am Kalkberg ein Haus mit neun Wohnungen, für die es zahlreiche Interessenten gibt. In Cölln soll die Häuserzeile an der Elbe, gegenüber der Sparkasse, das Quartier am Elbschlösschen oder nach den Besitzern, das Maiersche Quartier, saniert und durch einen Neubau ergänzt werden. Insgesamt 28 Wohnungen und 37 Pkw-Stellplätze könnten hier entstehen. Die weiterhin niedrigen Zinsen lassen solche Anlageprojekte für Investoren interessant werden.

Hauptgebäude ist geschützt

Zu beachten sind beim früheren Landkrankenhaus allerdings denkmalpflegerische Auflagen. Die Hauptgebäude sowie die historische Einfriedungsmauer an der Fabrikstraße müssen erhalten werden. Sie verkörpern laut Landratsamt mehr als 100 Jahre Medizingeschichte Meißens und warten mit baugeschichtlichen und architektonischen Besonderheiten auf. Entstanden war das Ensemble in mehreren Epochen: 1880 der Südflügel, 1899 der Westflügel, 1914 der Nordflügel. Seit gut 17 Jahren steht der Komplex leer, immer wieder wurde dort gezündelt. Anwohner berichteten von Drogenkonsum in dem Gebäude.