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Hoffnung für den Zoblitzer Haltepunkt

Rotsteinverein und Ortschaftsrat wollen, dass der Zug auch künftig hält. Im Moment liegen die Schließpläne auf Eis.

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© Pawel Sosnowski/80studio.net

Von Anja Gail

Schwer vorstellbar, dass an dem kleinen Zoblitzer Bahnhof eines Tages vielleicht kein Zug mehr hält. Auch für Wilfried Zinke aus Sohland, der sich im Rotsteinverein engagiert, wäre das eine schlechte Nachricht. Denn unweit des Haltepunktes erstreckt sich das Ausflugs- und Naturschutzgebiet am Rotstein. Der Verein hegt ein großes Interesse daran, dass der Bahnhaltepunkt in Betrieb bleibt. Ausflugsgäste, Schulklassen und Wanderfreunde reisen mit der Bahn bis nach Zoblitz an. Von hier aus machen sie sich auf den Weg zum Rotstein hoch oder nutzen den Ausgangspunkt für ihre Wandertouren. Mehrere Routen verlaufen in der Nähe. Es sind auch überregionale und internationale Strecken. Das ist ein richtiger Dreh- und Angelpunkt, sagt Wilfried Zinke.

Vor drei Jahren war der Reichenbacher Altbürgermeister Andreas Böer an den Rotsteinverein herangetreten. Stadt und Ortschaftsrat wollten die Naturfreunde gewinnen, um das Gelände rund um den Haltepunkt aufzuwerten. Das ist danach aber alles im Sande verlaufen, sagt Wilfried Zinke.

Der Haltepunkt stand zu dem Zeitpunkt schon seit längerem unter Beobachtung des Verkehrsverbundes Zvon. Zoblitz ist einer von sechs Haltepunkten in der Region, deren weitere Existenz regelmäßig diskutiert wird. Grund sind die überschaubaren Fahrgastzahlen bei Kosten von 20 000 Euro, die nach Informationen des Verbundes pro Jahr und Haltepunkt anfallen. Vor diesem Hintergrund stand Zoblitz schon mehrfach auf der Kippe. Zuletzt vor zwölf Monaten, als der Zvon angekündigt hatte, im Frühjahr 2016 eine Entscheidung zu treffen.

Dazu ist es bislang nicht gekommen. Im Moment würde eine Schließung auch nicht anstehen, sagt Sandra Trebesius, Sprecherin beim Verkehrsverbund Oberlausitz-Niederschlesien. Das heißt aber nicht, dass der Zvon jene Haltepunkte mit einer geringen Ein- und Aussteigerzahl aus dem Blick verliert. Die Länderbahn Trilex bedient Zoblitz als Bedarfshaltepunkt. Der Zug hält wie an anderen kleinen Stationen auf der Strecke zwischen Görlitz, Bautzen, Bischofswerda und Dresden nur auf Verlangen der Fahrgäste. Wenn ein Bahnkunde den Halteknopf betätigt oder auf dem Bahnsteig in Zoblitz steht, stoppt die Regionalbahn. Ansonsten fährt sie durch.

Dennoch sind besonders die Zoblitzer immer wieder verunsichert, weil über die Zukunft des Haltepunktes geredet wird. So hatte erst im jüngsten Stadtrat André Maywald aus Zoblitz nachgefragt, was die Stadt für den Erhalt des Haltepunktes in die Wege leitet. Dem Rathaus liegen keine aktuellen Hinweise auf eine Schließung vor, sagt Bürgermeisterin Carina Dittrich.

Nichtsdestotrotz: Für einige Bürger, Schüler, Senioren, Besucher der Gasthäuser und des Reiterhofes bietet die Bahn eine gute Anbindung. Der Zug fährt vom frühen Morgen bis in die Nacht stündlich. Der Ortschaftsrat wird sich deshalb auch weiterhin für den Erhalt des Haltepunktes einsetzen, sagt Ortsvorsteher Knut Lehmann. Erst im vergangenen Jahr konnte sich der kleine Ortsteil über Zuzüge von Bürgern freuen. Das macht dem Ortschaftsrat Hoffnung, dass auch noch weitere Häuser und Gehöfte einen neuen Eigentümer finden. Ein Wegfall der Bahnanbindung sei dafür kein gutes Aushängeschild, sagt Knut Lehmann. Die Schulen befinden sich in Reichenbach und Löbau und sind mit der Bahn gut erreichbar. Zum Einkaufen oder zum Arzt fahren vor allem ältere Bürger auch gern mit dem Zug in die umliegenden Städte. Dass die ermittelten Fahrgastzahlen beim Verkehrsverbund dennoch so niedrig ausfallen, hat deshalb den Ortschaftsrat schon in der Vergangenheit verwundert.

So oder so will sich auch der Rotsteinverein erneut für den Haltepunkt stark machen. Das ehemalige Bahnhäuschen befindet sich inzwischen in einem ansehnlichen Zustand, nachdem es an einen Privatmann verkauft worden ist. Der Rotsteinverein kann sich vorstellen, ein Wanderschild unweit des Haltepunktes aufzustellen. Solche Schilder sind gerade auch für Sohland angefertigt worden. Und auch der alte Lehrpfad mit seinen Tafeln, der unweit des Haltepunktes beginnt und bis hoch zum Rotstein reicht, soll erneuert werden.