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Hoffnung an der Hauptstraße

Gleich drei Geschäfte an der Hauptstraße machten Ende 2016 zu. In zwei soll schon im Frühjahr neues Leben einziehen.

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© Sebastian Schultz

Von Stefan Lehmann

Riesa. Neugierige Blicke der Kinder zieht das Schaufenster des Spielwarengeschäfts in der Hauptstraße immer noch auf sich. Schließlich steht hinter dem Glas weiterhin Spielzeug: Kuscheltiere, Kipplaster, ein Skateboard. „Alle Artikel 15 Euro“, preist ein handgeschriebenes Schild an. Dahinter herrscht mittlerweile große Leere. Einige Kartons stapeln sich noch im Verkaufsraum, die Regale sind aber schon längst verschwunden. Ladenbesitzer Gottfried Strehle hat mit dem Einpacken begonnen – nach fast 30 Jahren Selbstständigkeit. Im November war der große Ausverkauf gestartet. Richtig zufrieden ist er nicht, sagt Strehle und schaut Richtung Schaufenster, wo er Spielzeug und einige Deko-Artikel aufgebaut hat. „Es ist auf jeden Fall noch zu viel übrig geblieben.“ Trotzdem hängt jetzt erst einmal das „Geschlossen“-Schild an seiner Eingangstür. Was nicht heißt, dass er gar nicht mehr verkauft. Denn offiziell führt Strehle sein Gewerbe noch. „Wenn jetzt jemand an der Tür steht und sich bemerkbar macht, dann kann er noch etwas kaufen.“

Besser als der Räumungsverkauf lief die Suche nach einem Nachmieter. Die sei nämlich schon in trockenen Tüchern. Hätte es den Interessenten nicht schon jetzt gegeben, vielleicht hätte Gottfried Strehle noch die 30 Jahre voll gemacht, erzählt er. Aber nun habe er die Gelegenheit beim Schopf gegriffen. Ein Modegeschäft soll den Spielzeugladen beerben. Wer einzieht, darüber will Strehle noch keine Aussage treffen. Er wolle das dem Betreiber selbst überlassen. Lange soll es aber nicht mehr dauern, bis Kleider im Schaufenster hängen. Schließlich müssten die neuen Mieter ja das Frühlingssortiment verkaufen können.

Auch im ehemaligen Geschäft von Schuhmode Eberhard wird sich wohl bald etwas tun. Nach SZ-Informationen sollen dort im Februar die Umbauarbeiten starten, schon Anfang März wird dann ein neues Schuhgeschäft an dieser Stelle eröffnen. Ein paar Eingänge weiter hängt dagegen noch ein Zettel im Schaufenster: „94 qm zu vermieten – ohne Provision“ steht darauf. Mehr als 25 Jahre lang war in dem Ladenlokal das Modegeschäft Modern Fashion zu Hause, zum Jahreswechsel war Schluss. Die ersten Anfragen habe es schon gegeben, sagt Vermieter Thomas Born. „Einer wollte gleich das ganze Haus kaufen“, erzählt er amüsiert. So weit wollte Born dann nicht gehen. Er will sich wegen des leerstehenden Ladens erst einmal nicht verrückt machen lassen. „Ich sehe das nicht so tragisch.“ Es seien ja im Grunde auch erst elf Tage, die das Geschäft faktisch leersteht. Dass die Nachmieter für Schuhgeschäft und Spielwarenladen bereits in den Startlöchern stehen, wertet er als gutes Zeichen. Es könne für die Einzelhändler nur gut sein, wenn in der Nachbarschaft alles belegt ist. Die Zeit, in der der Laden im Erdgeschoss leersteht, will der Wülknitzer für einige Reparaturen und Sanierungen nutzen. Die wären ohne Weiteres gar nicht möglich gewesen, solange ein Geschäft eingemietet ist.

Jedenfalls glaubt Thomas Born nicht, dass sein Ladenlokal so lange auf einen Nachmieter warten muss wie das Sporthaus Henle. „Drei Jahre leer“ hatte dort jemand kurz vor dem Jahreswechsel über den Eingang gepinselt, ergänzt um das Wort „Schande“. Der Schriftzug ist immer noch zu lesen. Dabei war auch Immobilienbesitzerin Katrin Henle zuletzt vorsichtig optimistisch, dass sich in den nächsten Monaten etwas tun könnte. Es gebe mehrere Interessenten, auch mit dem Denkmalschutz seien mögliche Umbauten bereits besprochen. Die Frage sei nun, was sich auch finanziell umsetzen lasse. Details konnte Henle aber nicht nennen.

Spielwarenhändler Gottfried Strehle jedenfalls ist froh, für sein Ladenlokal zügig einen Nachmieter gefunden zu haben. „Jeder Laden, der zu ist, ist schlecht für die Stadt.“ Er hofft auch, dass der neue Mieter Erfolg mit seinem Geschäft hat. Schließlich profitiere er als Vermieter auch davon. Bis dahin bleibt die Frage, was er mit den Spielwaren anstellen möchte, die beim Räumungsverkauf nicht über die Ladentheke gewandert sind. Möglicherweise finde sich noch jemand, der gleich alles auf einmal kauft, hofft er. Anderenfalls gebe es noch die Option, die Spielsachen an eine Kindereinrichtung zu geben.