Merken

„Hör auf zu schreien, sonst bring ich dich um“

Rene M. vergewaltigte im Alaunpark eine unbekannte Frau. Zum Prozessauftakt hat er die Tat gestanden.

Teilen
Folgen
NEU!
© Christian Juppe

Von Maren Soehring

Der Abend des 16. August dieses Jahres begann für Silvia L. (Name geändert) mit einer feucht-fröhlichen Geburtstagsfeier ihres Vaters und endete in einem Albtraum: Nach einem Streit mit ihrem Freund hatte sich die junge Frau nachts um halb vier in den Alaunpark in der Dresdner Neustadt zurückgezogen, als ihr nahe einer Baumgruppe ein verdächtiger Mann auffiel. Sofort versuchte die 32-Jährige instinktiv zu fliehen, rief um Hilfe, warf eine Bierflasche nach dem Unbekannten.

Doch der verfolgte sie, riss sie von hinten zu Boden, bedrohte sie: „Hör auf zu schreien, sonst bring ich dich um!“ Sie wehrte sich, doch dem Mann gelang es, ihr Hose und Schlüpfer abzustreifen, einen Finger einzuführen und sie an der Brust zu berühren. Immer, wenn sie sich aufrappeln konnte, drückte er sie weiter zu Boden, hockte am Ende über ihr. Erst nach einiger Zeit ließ er ab und sagte: „Es ist ja schon vorbei.“ Silvia L. flüchtete.

Wenig später gab sie die Ereignisse bei der Polizei zu Protokoll. Bei einer gerichtsmedizinischen Untersuchung konnten relevante Spuren gesichert werden. Seit Donnerstag steht Rene M. wegen Vergewaltigung vor dem Dresdner Landgericht.

Zunächst leugnete der 39-jährige Paketfahrer die Tat. Seine Verteidigerin erklärte, M. habe Silvia L. lediglich zu Boden geworfen, verbal bedrängt und etwas befummelt – eine Vergewaltigung habe nicht stattgefunden. Doch nach einem längeren Rechtsgespräch der Verfahrensbeteiligten überdachte M. seine Aussage, gestand die Tat und entschuldigte sich in einem wortreichen Schreiben bei seinem Opfer. Er sei dumm gewesen, es täte ihm leid. 3 000 Euro Schmerzensgeld will der insolvente Mann, der nach eigenen Angaben rund 110 000 Euro Schulden hat, nun in Monatsraten von 300 Euro zahlen. Durch sein Einlenken ersparte M. Silvia L., die im Prozess als Nebenklägerin auftritt, eine erneute Aussage.

Dennoch ließ der Angeklagte einige Fragen offen: Den Grund für die nächtliche Attacke konnte er ebenso wenig erklären wie seine Rückkehr an den Tatort kurze Zeit später. Er habe sein Opfer suchen und sich entschuldigen wollen, so M. Die Aktenlage legt dagegen nahe, dass er vermutlich eine verlorene Kette suchen und Spuren verwischen wollte. Tatsächlich kehrte auch Silvia L. mit ihrem Freund in den Alaunpark zurück, um ihren Rucksack zu suchen. Das Pärchen traf erneut auf ihren Peiniger, den Silvia L. vor allem anhand eines penetranten Parfümgeruchs identifizieren konnte. Ihrem Partner gelang es, M. zu überwältigen, Silvia L. alarmierte mithilfe von Passanten die Polizei.

Seitdem sitzt M. in Untersuchungshaft. Der zweifache Vater kann nach der Verfahrensabsprache nun mit einem Urteil zwischen viereinhalb und sechs Jahren rechnen. Denn M. ist einschlägig vorbestraft: Bereits 1996 hatte er, gemeinsam mit zwei Bekannten, eine junge Frau brutal vergewaltigt, es folgten diverse bewaffnete Raubüberfälle und räuberische Erpressungen. Im Jahr 2001 verhängte das Landgericht Cottbus eine Gesamtstrafe von 13 Jahren gegen Rene M. Er wurde vorzeitig entlassen, seine Bewährungsauflagen endeten im Herbst 2014. Ein Urteil will die Kammer kommende Woche sprechen.