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Hochzeit im Salon

Im Königshainer Barockschloss darf ab kommendem Jahr geheiratet werden. Bis dahin war es ein langer Weg.

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© Steffen Gerhardt

Von Constanze Junghanß

Einer der schönsten Tage im Leben soll es werden: die Hochzeit. Und fast jedes Paar wünscht sich dazu das passende Ambiente. Das Barockschloss Königshain stand in der Vergangenheit bei so manchen künftigen Eheleuten ganz weit oben auf der Wunschliste. Gaststätten gibt es mehrere im Ort, der Park mit seinen Gartenanlagen lädt zum romantischen Spaziergang ein. Das weiß auch Karl-Heinz Vogel, Hauptamtsleiter und Standesbeamter der Verwaltungsgemeinschaft Reichenbach, zu der das idyllisch gelegene Dorf zwischen Bergen, Steinbrüchen und Wald gehört. „Wir haben regelmäßige Anfragen von Paaren, die gern im Königshainer Schloss getraut werden möchten“, sagte der Hauptamtsleiter im jüngsten Stadtrat.

Bisher musste Reichenbach bei dieser Bitte jedoch passen. Denn in Königshain durften keine Trauungen vollzogen werden. Das ändert sich jetzt. Der Reichenbacher Stadtrat beschloss: Künftig darf im barocken Ambiente die Ehe unterzeichnet werden. Bis dahin war es ein langer Weg. Bereits seit elf Jahren bemühte sich die Gemeinde immer wieder, dass im Barockschloss ein Trauzimmer für die standesamtliche Eheschließung gewidmet werden kann. 2006 stellte Königshain den ersten Antrag dafür. Dieser wurde damals vom Stadtrat abgelehnt mit der Begründung, dass im gleichen Jahr auch in Schloss Krobnitz ein Trauzimmer gewidmet wurde. Damals sei nicht vorhersehbar gewesen, in welchem Umfang heiratswillige Paare Krobnitz nutzen würden. Zweiter Ablehnungsgrund: Reichenbach hatte damals zwei Standesbeamte. Neben dem Hauptamtsleiter war das Ex-Bürgermeister Andreas Böer. Die beiden waren mit dieser Aufgabe oft an das Wochenende gebunden. Ein nicht unerheblicher Zeitaufwand also.

Die Zahl der Standesbeamten erhöht sich nicht. Karl-Heinz Vogel macht das weiterhin sowie eine Mitarbeiterin der Verwaltung. Beide betonen, die zusätzliche Aufgabe sei für sie machbar. Dafür soll es zeitliche Absprachen mit den Heiratswilligen geben, um die Termine planen zu können.

Schloss Krobnitz wird für Trauungen gern angenommen. 50 Ehen werden im Durchschnitt dort jedes Jahr geschlossen. Dazu kommen etwa zehn Eheschließungen im Reichenbacher Rathaus im gleichen Zeitraum. Ab Anfang kommenden Jahres könnten die Zahlen in der Verwaltungsgemeinschaft nach oben klettern. Der Stadtrat stimmte der Widmung des Trauzimmers im Barockschloss Königshain zu. Ab dem 1. Januar 2018 kann dort geheiratet werden. Ein entsprechender Nutzungsvertrag wird dazu noch abgeschlossen.

Allerdings gab es von Winfried Neuer (CDU) – der dem Beschluss als einziger nicht zustimmte – Bedenken. Er befürchtet, dass Schloss Krobnitz in Zukunft nicht mehr so ausgelastet sein könnte. „Ich sehe das als Gefahr für Krobnitz“, sagte er. Ob dem tatsächlich so ist, wird die Zeit zeigen. Uwe Thomas (URBI) dagegen argumentierte, die Widmung des Salons im Barockschloss sei schon seit so langer Zeit ein Herzenswunsch der Königshainer, dass man diesen nun auch im Zuge eines guten Miteinanders erfüllen sollte.

Fest steht: Königshain hat einen Vorteil für Paare und Hochzeitsgäste mit körperlichen Einschränkungen. Das künftige Trauzimmer ist ebenerdig gelegen. Mithilfe einer Heberampe gelangen Rollstuhlfahrer problemlos über die Außentreppe in den Innenbereich. Das ist in Krobnitz nicht so. Dort führen Stufen in den Trauungsraum.

Letztendlich ist es Sache der künftigen Eheleute, wo sie sich das Ja-Wort geben. An den Wohnort ist in dem Fall niemand gebunden. Geheiratet werden kann im Görlitzer Umland standesamtlich zum Beispiel auch auf der Kulturinsel Einsiedel im „Krönum“. Etwa zehn Trauungen finden dort jedes Jahr statt. Margitta Dittrich führt diese durch. Gemeinsam mit einer Kollegin ist sie für den Verwaltungsverband Weißer Schöps/Neiße als Standesbeamtin im Einsatz. Zum Verband gehören noch die Gemeinden Horka, Neißeaue, Kodersdorf und Schöpstal. Während in Schöpstal seit Mitte der Neunzigerjahre im Barocksaal von Schloss Ebersbach keine Trauungen mehr stattfanden, ist das in Kodersdorf möglich. Dort heiraten pro Jahr etwa 20 Paare im Trauzimmer vom Rathaus. Und in Markersdorf gibt es ebenso die Möglichkeit, eine Ehe zu schließen. Acht bis zehn Trauungen finden jedes Jahr im Rathaussaal statt.