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Hochwertige Mode und ein Streit

Nach einem Vergleich mit Semper Moden muss die Stadt Großröhrsdorf auf Forderungen verzichten,

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© Matthias Schumann

Von Reiner Hanke

Hochwertige Mode aus dem Hause Semper Moden GmbH gibt es lange nicht mehr in der Bretniger blauen Halle. Dort hat der Bauhof seinen Stützpunkt. Das war nicht immer so. Die Firma Semper Mode GmbH war dort vor vielen Jahren ansässig und warb auch in der Zeitung mit ihrem Werksverkauf für: „Hochwertige Damenjacken und -mäntel aus dem Hause Semper, über 50 Prozent reduziert.“ „Das ganze Jahr Schlussverkauf!“ stand damals über dem Text. Bis ganz Schluss war. Das ist auch schon eine Weile her. Aber die Stadt Großröhrsdorf als Nachfolger von Bretnig-Hauswalde hatte bis jetzt mit finanziellen Außenständen zu kämpfen.

Es ist eine fast endlose Geschichte. Die hat die Stadt auf zwei A-4-Seiten notiert. Es geht um Gewerbesteuer aus den Jahren 2002, 2003 und 2005 von insgesamt 33 710,65 Euro. Das ist für eine kleine Kommune, damals noch Bretnig-Hauswalde, kein Pappenstiel. Für diese offene Forderung machte später auch die Stadt Großröhrsdorf den Unternehmer Michael Meyer zu Erpen als Geschäftsführer haftbar.

Steuerschuld sollte erlassen werden

Offenbar blieb die Zahlung aber über Jahre und wurde zum Streitfall. So beantragte die Semper Moden GmbH 2013, ihr die Steuerschuld zu erlassen. Um das zu begründen, ließ Semper Moden wohl wissen, es habe seine damalige Immobilie – die Blaue Halle – unter dem Buchwert für 69 000 Euro an die Gemeinde verkauft. Das sei passiert, um die Pleite zu verhindern. Bretnig-Hauswalde lehnte einen Erlass ab, geht aus den städtischen Unterlagen hervor. Vor zwei Jahren wurde die Firma schließlich aus dem Handelsregister gelöscht. Was nicht heißen muss, dass damit auch die Schulden verschwinden. Und auf deren Zahlung bestand die Kommune. Die konnte ohnehin jeden Groschen gebrauchen, da sich durch Steuerausfälle immer größere Löcher im Bretnig-Hauswalder Haushalt auftaten. Zahlen wollte der Geschäftsmann unterdessen nicht. Auch nicht nach einem Haftungsbescheid. Dem widersprach der Geschäftsmann und zog schließlich sogar selbst vor Gericht.

Vor einem knappen Jahr landete der Streit beim Dresdner Verwaltungsgericht. Zum Zeitpunkt des Steuerbescheides sei kein nennenswertes Vermögen mehr vorhanden gewesen, habe Meyer zu Erpen argumentiert. Hätte der Unternehmer also ein Insolvenzverfahren anstreben müssen? Möglich, dass es ein Fehlverhalten bei der Abwicklung von Semper Moden gab, schätzte das Gericht nach den Stadtinformationen ein und schlug letztlich einen Vergleich vor: Danach soll Meyer zu Erpen 3 000 Euro an die Stadt zahlen. Die muss im Gegenzug auf den großen Rest verzichten und auch noch einen Teil der Verfahrenskosten zahlen. Vermutlich wäre aber bei einer Insolvenz noch weniger an die Stadt geflossen. So gab jetzt auch der Stadtrat grünes Licht für den Deal. Dabei war wohl die Einsicht maßgebend, dass nicht mehr herauszuholen wäre. Als Trost bleibt, den Aktendeckel über dem leidigen Streit endlich schließen zu können.

Michael Meyer zu Erpen ist unterdessen offenbar immer noch in der Bekleidungsbranche am Ball. Eine Recherche im Internet führt zur Seite der Marke Wellington of Bilmore, einem familiengeführten Modeunternehmen mit Sitz in Bielefeld, wie es heißt. Die Marke stehe vor allem für den anglo-amerikanischen Sportswear Stil mit Liebe zum Detail und hochwertig verarbeitet. Als Geschäftsführer im Impressum steht Michael Meyer zu Erpen. Für hochwertige Mode der Firma Semper steht er offenbar nicht mehr.