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Hochkonjunktur an der Löbauer Waschanlage

Das letzte Streusalz soll runter von den Autos. Ausgerechnet die junge Generation setzt aber mehr auf Wäsche per Hand.

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© Markus van Appeldorn

Von Markus van Appeldorn

Löbau. In diesen Tagen greift Maik Benitz besonders oft zur Hochdrucklanze. Mit Ausbruch nahezu sommerlicher Temperaturen reißt die Schlange vor seiner Autowaschanlage in der Löbauer Handwerkerstraße manchmal den ganzen Tag nicht ab. Frühling und Sonne bedeuten Hochkonjunktur in der Wasch-Straße.

„Klar, die Leute wollen die letzten Streusalzreste von ihren Fahrzeugen haben“, erklärt Maik Benitz. Und für viele sei die Wäsche auch nötig vor dem Umstieg auf Sommerreifen. „Die wollen mit sauberen Rädern in die Werkstätten kommen“, sagt Benitz. Er hat eine regelrechte Autowaschkultur unter seinen Kunden ausgemacht. „Gerade die Älteren sind das aus DDR-Zeiten gewohnt, dass man sein Auto hegt und pflegt. Das ist einfach noch in den Köpfen drin“, sagt Benitz.

Anfang der 90er-Jahre war seine Waschanlage eine Sensation in Löbau. Eingebaut in eine ehemalige Lagerhalle des Agrochemischen Dienstes war sie die erste Anlage weit und breit. „Damals haben die Kunden mit ihren Autos bis zum Rosengarten Schlange gestanden“, erinnert sich Benitz. Dieses Monopol ist vorbei. Aber immer noch kommen viele Kunden gerne her. Wahrscheinlich auch, weil sich Benitz‘ Waschanlage gegen die heutigen ultramodernen Glaspaläste ausmacht wie ein nostalgisches Provisorium, vermutet der Inhaber. Er setzt aber auch auf individuellen Service. „Die manuelle Vorwäsche mit dem Hochdruckstrahler ist entscheidend“, sagt er. Denn selbst moderne Anlagen würden Bereiche wie Schweller oder Radhäuser bei manchen Fahrzeugtypen nicht ausreichend reinigen. Bei der Bürstentechnolgie setzt er auf Moosgummibürsten. „Das Beste“, sagt Maik Benitz, „die kommen an alle Ecken und Kanten heran.“, Er gibt aber zu, dass Baumwoll-Bürsten auf Flächen einen höheren Glanzeffekt erzeugen.

Unter anderem deswegen verfolgt Jan Wemmel in diesem Punkt eine andere Philosophie. Wemmel ist Stationsleiter der Aral-Tankstelle an der Zittauer Theodor-Körner-Allee und damit auch Herr über die angeschlossene Autowaschanlage. Am Dienstag musste die Anlage trotz Hochkonjunktur ein paar Stunden pausieren. „Wir tauschen die kompletten Waschbürsten aus“, sagt Wemmel der SZ. Nach rund 30 000 Waschgängen sei das mal wieder nötig. Seine Anlage arbeitet mit Textilbürsten, also rotierenden Baumwoll-Lappen. „Diese Bürstentechnologie ist erheblich teurer als Kunststoffbürsten. Aber die Kunden schätzen die hohe Qualität“, sagt der Tankwart. Auch bei ihm in Zittau ist das teure Premium-Programm mit Unterbodenwäsche und Heißwachs-Konservierung gerade besonders gefragt. „Über 50 Prozent der Kunden wollen die Komplettpflege“, sagt Wemmel. Im Sommer dagegen werde fast nur die Schnellwäsche verlangt, um Staub vom Auto zu bekommen.

In einer Sache haben der Löbauer Maik Benitz und der Zittauer Jan Wemmel den gleichen Trend ausgemacht: Die Auto-Waschanlage ist tendenziell eher bei älteren Menschen gefragt. Und das nicht, weil die jüngere Generation ihre Autos nicht sauber mag. „Die Jugend geht mehr in den Selbstbedienungsbereich der Waschboxen. Die wollen das lieber selbst machen“, sagt Benitz. Den Grund dafür sieht Wemmel vor allem in unterschiedlichen automobilen Vorlieben: „Tiefergelegte Fahrzeuge mit diversen Anbauteilen sind kritisch für die Sensoren der Waschanlage.“