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Hobbybergleute legen Stollen frei

Der Bergbauverein hat den begehbaren Bereich des Silberbergwerks erweitert. Aber am Huthaus stocken die Arbeiten.

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© André Braun

Von Cathrin Reichelt

Gersdorf. Besucher des Gersdorfer Josephschachts können jetzt unter Tage etwa 200 Meter mehr besichtigen. Diesen Bereich haben die Mitglieder des Vereins Segen Gottes Erbstolln in den vergangenen vier Jahren freigelegt. Rund zwei Kilometer vom Mundloch entfernt wurden Schubkarre für Schubkarre eingestürzte Grubenbereiche beräumt und gesichert. Letztendlich seien es 300 bis 400  Fuhren Erde und Geröll gewesen, die in einem speziellen Abschnitt des Stollens entsorgt wurden, schätzt Vereinsvorsitzender Jens Schmidt. Mehr als 4 250  Stunden ihrer Freizeit haben die Hobbybergleute dafür in dem Denkmalschutzgebiet gearbeitet. „Und das unfallfrei“, wie Schmidt betont. Auch weiterhin seien diese sogenannten Aufwältigungsarbeiten im historischen Silberbergwerk das Kernstück der Vereinsarbeit.

„Probleme gab und gibt es bei der Sanierung am Huthaus“, so Schmidt. Die Holzarbeiten seien ins Stocken geraten. Nach sachlichen Gesprächen mit der Baufirma, dem Denkmalschutz und dem Verein sei eine Lösung in Sicht. „Das Fachwerk ist so gut wie fertig. Jetzt geht es an den Dachstuhl. Der soll so weit instand gesetzt werden, dass ein neues Dach auf das Haus gesetzt werden kann“, erklärt der Vereinsvorsitzende. In dem Gebäude aus dem 18.  Jahrhundert befindet sich ein Schacht. Außerdem soll es einmal als Besucherzentrum genutzt werden. Auch eine Ausstellung über den Bergbau ist dort vorgesehen. Das Huthaus gehört zum geplanten Unesco-Welterbeobjekt Montanregion Erzgebirge. Bereits seit dem Jahr 1997 dauert der Kampf um die Anerkennung. Für den Juli vergangenen Jahres war eine Entscheidung avisiert. Doch der Antrag wurde zurückgezogen. „Nun rechnen wir 2018 mit einer Entscheidung“, so Schmidt.

Insgesamt beteiligen sich die Landkreise Mittelsachsen, Erzgebirgskreis und Sächsische Schweiz-Osterzgebirge sowie 34 Städte und Gemeinden an dem Projekt. Alle Objekte müssen die Unesco-Kriterien „Echtheit“ und „Unversehrtheit“ erfüllen. Unter anderem sollen die Bergbaulandschaft Gersdorf mit dem Kloster Altzella, der Rothschönberger Stolln und das Jagdschloss Augustusburg in die Liste aufgenommen werden. Das Unesco-Label soll das Erzgebirge vor allem international bekannter machen und Touristen anlocken.

Die Besucherführungen durch den Gersdorfer Bergbau erfreuen sich großer Beliebtheit und sind damit unverzichtbare Grundlage für die Erwirtschaftung von Geld für die Vereinsarbeit. Von Mai bis Oktober zeigten die Vereinsmitglieder im Durchschnitt pro Jahr 2 000 Gästen das Bergwerk.

Als etwas problematisch bezeichnet Jens Schmidt die Altersstruktur der derzeit 20 Vereinsmitglieder. „Junge Leute für die Arbeit im Bergbauverein zu gewinnen ist heute sehr schwer und somit leisten die Alten im Bergwerk noch immer den Hauptanteil der Arbeit. Naja, die gesunde Grubenluft hält ja bekanntlich jung“, so Schmidt etwas ironisch. Optimistisch stimme da die Aufnahme von zwei neuen Mitgliedern. Neben Otis Hessel, der als Schüler das jüngste Vereinsmitglied ist, gehört nun auch Prof. Heinrich Albrecht aus Freiberg, ein profunder Kenner des sächsischen Bergbaues, zu den Hobbybergleuten.

Seit 1980 ist Jens Schmidt Vorsitzender des Vereins und auch für die nächsten vier Jahre wurde er während der Jahreshauptversammlung in diesem Amt bestätigt. Dabei stellte er aber klar, dass er diese Aufgabe zum letzten Mal übernimmt. Nach mehr als 35 Jahren soll nun ein Generationenwechsel vorbereitet werden. Wie bisher sind auch Mario Pallaske als Stellvertreter des Vorsitzenden und Heidi Steinert als Schatzmeisterin wiedergewählt worden. Der neue Vorstand wolle nun auf der Basis der bisherigen Arbeit begonnene Projekte weiterführen und versuchen, gerade für junge Leute ein außergewöhnliches Betätigungsfeld anzubieten. (mit sig)

Besuche des Bergwerks in Gersdorf sind nach vorheriger Anmeldung unter Tel. 034322 12548 möglich.