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Ho, ho, ho mit viel Gefühl

Schon seit 40 Jahren erfreut Frank Hausdorf am Heiligabend vor allem die Kinder. Dafür hat der 63-Jährige einen Grundsatz.

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© Kristin Richter

Von Kathrin Krüger-Mlaouhia

Kleinnaundorf. Was ist das Schönste am Weihnachtsmann? Wenn er Kinder glücklich machen kann. Diesen Leitspruch ruft sich Frank Hausdorf jedes Jahr ins Gedächtnis: Wenn er vor dem Christfest als Ruprecht in Kleinnaundorf um die Häuser zieht und auf den baldigen Heiligabend hinweist. Und wenn er dann am 24. Dezember wieder seine dicken Stiefel überzieht, in den neuen glänzenden Mantel schlüpft und den langen Bart festklebt. Dann ist der 63-Jährige nicht mehr zu erkennen. Gut so, sagt er sich. Immerhin ist er eine Legende.

Beim Bier sei damals 1977 die Idee entstanden, wieder einen Ruprecht ins Leben zu rufen. Denn damals gab es keinen mehr in der Gegend. Frank Hausdorf war mit 23 jung verheiratet, hatte schon einen vierjährigen Sohn. In einer kinderreichen Familie sehr familiär aufgewachsen – unter anderem mit den Brüdern Wolfgang und Dietmar Hausdorf – hatte sein Vater früher die Geschenke gebracht. „So versuchte ich es auch, bis man mich erkannte“, blickt der heutige Großvater lachend zurück.

Dann kamen die Bestellungen per Zeitungsannonce. Und in den 90er Jahren die Vermittlung übers Arbeitsamt Radeberg. „10 bis 15 Auftritte hatte ich da an einem Abend, schon 14.30 Uhr den ersten“, so Frank Hausdorf. Seine Tour führte ihn bis Langebrück, Weixdorf, Ottendorf-Okrilla, Röhrsdorf oder auch Dresden. Bei Stammkunden wie Edeltraud Schäfer, seiner eigenen Hortnerin aus Sacka, haben jetzt die Kinder selbst schon Kinder. Es macht den 63-Jährigen glücklich, schon zehn Jahre dort die Bescherung zu begleiten.

Mit einer tschechischen Glocke an der Hand und Glöckchen am Gürtel betritt er das Weihnachtszimmer ganz ruhig. Den Geschenkesack stellen die Familien ihm an der Haustür bereit. Vorher wurde abgesprochen, was der Weihnachtsmann wissen muss: die Namen und Vorlieben der Kinder. Ihre Verfehlungen interessieren ihn kaum. Denn seine Rute lässt Frank Hausdorf meist stecken. „Ich will keine Alpträume auslösen“, so der Weihnachtsmann kategorisch. Allerdings müssen alle etwas singen oder aufsagen, gegebenenfalls auch mit Hilfe. Dann dürfen die Kinder den Sack auspacken. Länger als höchstens eine halbe Stunde sollte die Bescherung aber nicht dauern.

Als Kind, ja da wollte der Tauscha-Anbauer mit seinen Freunden in Holzlatschen dem Ruprecht glatt „paar auf die Fresse hauen“. Als zwei verkleidete Bauern aber auf Pferden dahergeritten kamen, gaben die Jungs Fersengeld und versteckten sich ängstlich. Heute macht sich Frank Hausdorf selbst einen Spaß daraus, sich vorlauten Jungs im Dunkeln als Ruprecht zu zeigen. Das verschafft ihm schon ein Stück Genugtuung. „Das ist eben die Tradition, und Kinder sollen die Illusion behalten“, findet der Kleinnaundorfer. Diese Ehrfurcht gehöre zur Vorweihnachtsstimmung dazu. Es drängt ihn jedes Jahr auf die Straße. Und wenn er nur eine Runde durchs Dorf läuft. Meist wird er in die Häuser gebeten, es gibt auch ein Schnäpschen.

Anders am Heiligabend. Da muss der Weihnachtsmann fahren, da trinkt er erst zu Hause. Seine Evelin hatte all die Jahre immer Verständnis für seinen Einsatz. Sie weiß auch, dass nicht nur Kinder sich mit dem Weihnachtsmann fotografieren lassen. Manche Mutti will von ihm gedrückt werden oder sich auf seinen Schoß setzen.

Besonders heiß war es für den gelernten Klempner-Installateur mal bei der Frauengymnastikgruppe Reichenbach. Dort hat sich der Weihnachtsmann mit dem Spruch, er komme mit vollem Sack und gehe mit leerem, mal aus der Affäre gezogen – denn die Frauen quiekten vor Vergnügen. Aus dem Tauschaer Kindergarten wurde er allerdings irgendwann verdrängt.

20 Euro ist sein Honorar pro Kind, ab dem dritten wird es günstiger. Oft bekommt er noch ein Beutelchen dazu. Der Weihnachtsmann sieht arme Familien und solche, bei denen es richtig raus hängt. „Einmal besuchte ich eine Familie, da war die Mutter kurz vor Weihnachten gestorben“, erinnert sich Hausdorf. Trotz solcher emotional schwierigen Einsätze hielt der Weihnachtsmann alle Jahre durch. Das macht ihn stolz. Ans Aufhören denkt er noch nicht. Er macht weiter, solange er kann. Immerhin ist er doch eine Legende.