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Hitzige Debatte um Tempolimit

Um die Menschen vor Lärm zu schützen, fordert Ottendorf Fuß vom Gas! Die Idee stößt im Rödertal auf ein geteiltes Echo.

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© Fotomontage: Willem Darrelmann

Sebastian Kositz und Jens Fritzsche

Diese Nachricht hat Autofahrer aufgeschreckt: Mit einer drastischen Maßnahme will die Großgemeinde Ottendorf-Okrilla ihre Einwohner künftig besser vorm Krach von der A 4 schützen. Im jüngst verabschiedeten Lärmaktionsplan taucht die Forderung auf, das Tempo auf der Autobahn im Beritt der Gemeinde auf 100 Stundenkilometer zu begrenzen. Schon jetzt gelten dort maximal 130 Sachen, durch die weitere Reduzierung versprechen sich die Gemeinde und die mit dem Lärmaktionsplan beauftragten Experten eine – wenngleich geringe – Minderung des Lärms. Allen voran, weil der Verkehr auf der A 4 im Bereich Ottendorf-Okrilla in den vergangenen Jahren stetig zugenommen hat und die Fahrzeugmengen die einstigen Prognosen deutlich übertreffen, empfehlen die Fachleute, diese schon früher aufgemachte Forderung weiter aufrecht zu halten.

Zwar sind vergleichsweise nur wenige Menschen in Ottendorf-Okrilla derart vom Krach der Autobahn betroffen, dass es für sie aus Expertensicht ernsthafte Folgen für die Gesundheit haben könnte. Doch viele Menschen im Ort nehmen das permanente „Grundrauschen“ als arge Belästigung wahr. Jüngste vorliegende Messergebnisse zeigen indes, dass inzwischen tagtäglich bis 57 000 Fahrzeuge zwischen Hermsdorf und dem Promigberg über den Asphalt donnern. Und fast jedes fünfte Fahrzeug davon ist ein schwerer Brummi!

Absage vom Amt

Das für die Autobahn zuständige Landesamt für Straßenbau und Verkehr hat dem Ansinnen aus Ottendorf inzwischen eine klare Absage erteilt. Der Nutzen sei zu gering, zudem werde die eigentliche Funktion der Autobahn damit infrage gestellt. Ungeachtet dessen will die Großgemeinde aber trotzdem weiter an ihrer Forderung nach dem neuen Tempolimit festhalten.

Indes diskutieren aber auch die SZ-Leser eifrig über die Ottendorfer Forderung. Auf der Facebook-Seite der Rödertal-Ausgabe kommentiert die Mehrheit den Vorstoß aus der Großgemeinde allerdings kritisch. SZ-Leserin Monika Maier zum Beispiel empfindet die Forderung als „Blödsinn, denn am meisten dürften wohl die Lkw zu hören sein“ – und die dürfen schon jetzt nur 80 fahren. Nicht zu Ende gedacht sei das Ganze, findet sie. Julia Ef hat hingegen gleich einen Finanzierungsvorschlag für den eher sinnvollen Lärmschutz, wie sie schreibt: „Dann gleich noch nen Blitzer hinstellen, so kommt das Geld für die Lärmschutzwände zusammen …“ Evelin Flemming zweifelt überhaupt, ob langsameres Fahren tatsächlich leiser ist: „Das glaub ich kaum!“ Wenn der Wind in Richtung Wachau stehe, höre auch sie die Geräusche von der Autobahn und habe sich mittlerweile daran gewöhnt.

Nur die Spitze des Eisberges

Die Nase voll vom Lärm hat hingegen Carsten Blumentritt aus Ottendorf-Okrilla. „Es ist gut zu hören, dass man der Lärmentwicklung der A 4 entgegenwirken möchte“, schreibt er per E-Mail und stellt aber auch klar, dass das „nur die Spitze des Eisberges ist!“ Denn auch der Fluglärm gehöre in Ottendorf-Okrilla und den Ortsteilen der Gemeinde längst mit zum Thema hinzu. Und auch der zunehmende Lkw-Verkehr auf der Raderberger- und Radeburger Straße in Ottendorf dürfe nicht unterschätzt werden, schreibt er. „Auch polnische und tschechische Lkw fahren hier quer durch den Ort und nutzen die Straße als Abkürzung zur A 13 nach Radeburg“, hat Carsten Blumentritt beobachtet. Er sei sogar etlichen Lastern mal hinterhergefahren, um seine Theorie von der Abkürzung Richtung Autobahn 13 zu überprüfen. „Die Straßen werden nicht besser und das Nervenkostüm wird immer dünnhäutiger , bei diesem Lärm in Ottendorf“, schreibt er.