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Gefahr für wertvolle Bücher

Weil die Klimaanlage ausfällt, bleibt im Stadtarchiv der Lesesaal geschlossen.

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© Norbert Millauer

Von Bettina Klemm

Stadtarchiv-Chef Thomas Kübler ist in Sorge um seine Sammlung. Die Klimaanlage in seinem Haus ist kaputt. Deshalb hat er jetzt für mindestens drei Wochen den Lesesaal gesperrt. Dabei geht es weniger um das Wohlbefinden der Besucher, sondern um die Bestände.

„Es handelt sich bei uns um Unikate, ich habe da gar keine andere Wahl, als den Saal und die Magazine für die Öffentlichkeit zu sperren, bis eine neue Klimaanlage eingebaut ist“, sagt er. Ausgelöst sei der Auftrag schon. Kübler rechnet mit Kosten von etwa 50.000 Euro. Dresden hatte seine Bestände schon immer unter relativ guten Bedingungen in Gewölben gelagert. Damit hat die Stadt eines der größten Archive in Deutschland. Die ältesten Ratsurkunden stammen aus dem Jahr 1260. Das Stadtarchiv befindet sich seit dem Jahr 2000 im ehemaligen Mehlspeicher der Königlich-Sächsischen Heeresbäckerei. Die Mauern sind 90 Zentimeter dick, damit steigen derzeit die Temperaturen in den Magazinen auch nur wenig. Aber im Lesesaal herrschen 33 Grad, normalerweise liegen die Temperaturen zwischen 16 und 18 Grad. Die Luftfeuchtigkeit beträgt 50 bis 55 Prozent. Durch das schwüle Wetter und schwitzende Besucher würde sie jetzt deutlich höher sein. „Die Kombination von Wärme und Feuchtigkeit schadet den Beständen, auch große Temperaturschwankungen sind gefährlich“, erklärt Kübler. Vor 1846 wurde das Papier aus Baumwolllumpen gefertigt, danach wurde Holz zur Papierherstellung verwendet. Die Bücher aus dem Mittelalter sind mit Eisen-Gallus-Tinten beschrieben. Durch hohe Luftfeuchtigkeit „rostet“ die Tinte, färbt sich braun und fällt im schlimmsten Fall von dem Papier ab. Bei den Dokumenten ab dem 19. Jahrhundert wiederum bildet sich Schwefelsäure, die die Bücher zersetzt. Vom sauren Verfall sprechen die Archivare.

Eine Pause für die Mitarbeiter gibt es aber nicht. So sucht sich zum Beispiel Mandy Ettelt einen relativ kühlen Raum zum Arbeiten. Die wissenschaftliche Mitarbeiterin überträgt gerade einen Stadtband, in dem von 1557 bis 1596 alle wichtigen Rechtsgeschäfte festgehalten wurden. Insgesamt gibt es in dem Stadtarchiv mehr als 30 Kilometer Archiv-Unterlagen. Darunter befinden sich 4.200 Urkunden, 100.000 Karten, Pläne und Risse, 200.000 Fotos sowie 45.000 Bibliotheksbände aus der über 800-jährigen Stadtgeschichte.