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Hitachi ist offen für neue Produkte

Der Automobilzulieferer hat für die nächsten zwei Jahre gut gefüllte Auftragsbücher. Ab 2020 braucht er ein neues Produkt.

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© Dietmar Thomas

Von Heike Heisig

Roßwein. Im Spätsommer dieses Jahres wird im Roßweiner Hitachi-Werk eine besondere Einspritzpumpe vom Band laufen: die 20-millionste. Die Zehn-Millionen-Marke haben die Hitachi-Mitarbeiter im Januar 2013 geknackt. Da war Werkleiter Mario Nitsch noch nicht dabei. Er leitet seit Anfang vergangenen Jahres die Geschicke am Roßweiner Standort. Im Moment ist er damit zufrieden, wie es in den Auftragsbüchern aussieht. Das trifft auch auf die nächsten zwei Jahre zu. Ein Grund, sich zufrieden zurückzulehnen, ist das für ihn und das Führungsteam sowie die aktuell 220 Mitarbeiter aber nicht.

Der Grund: Hitachi stellt ausschließlich Benzineinspritzpumpen – hauptsächlich für die Volkswagengruppe – her. Nun wird viel über Elektromobilität gesprochen. Es sollen mehr Elektroautos auf die Straße kommen und vorher produziert werden. Das verunsichert die Hitachi-Mitarbeiter nicht wirklich. „Otto-Motoren wird es noch sehr lang geben“, ist sich Mario Nitsch sicher. Trotzdem denkt die Roßweiner Geschäftsführung schon etwas weiter. „Unsere jetzige Produktfamilie läuft 2020 aus“, erklärt der Betriebsleiter. Für ihn wäre es denkbar, ein zweites Produkt – sozusagen als zweites Standbein – aufzunehmen. Darüber hinaus werde sich Roßwein um ein Nachfolgeprodukt für die jetzige Einspritzpumpe bemühen. Wie das genau aussieht und was das für Umstellungen oder Ausbauten der Produktion bedeutet, ist im Moment noch nicht absehbar. Auf jeden Fall hat Hitachi in den vorhandenen Gebäuden noch Platzreserven. Auch ein Erweiterungsbau wäre, wenn er denn benötigt wird, auf dem schon Hitachi gehörenden Gelände im Gewerbegebiet „Goldene Höhe“ möglich. Bis zunächst 2020 gibt es im Freistaat Sachsen auch noch entsprechende Förderprogramme.

Denkbar ist, dass das oder die neuen Produkte im Bereich Elektromobilität angesiedelt sind oder vielleicht schon mit autonomem, also selbstständigem Fahren, zu tun haben. Die Mitarbeiter am Roßweiner Standort sind für alles offen. Entscheiden werden das ohnehin die Kunden aus der Industrie. „Wir sind ein reiner Zulieferbetrieb“, erklärt Mario Nitsch.

Hitachi in Roßwein

Im September 2004 ist der Roßweiner Standort von Hitachi Automotive Systems im Gewerbegebiet Goldene Höhe eingeweiht worden. Die Fertigung konnte im Dezember des gleichen Jahres starten. Roßwein ist einer von nur fünf Produktionsstandorten in Europa.

Schon zwei Jahre später machte sich eine Verdoppelung der Produktionsfläche auf 8000 Quadratmeter notwendig. Es gibt aktuell vier Fertigungs- und diverse Vormontagelinien.

Die 220 Beschäftigten arbeiten im Drei-Schicht-System.

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Dass in Roßwein weiter so erfolgreich wie bisher produziert wird, liegt den Stadträten genauso am Herzen wie Bürgermeister Veit Lindner (parteilos). Er bestätigt, dass Hitachi mit der aktuellen Mitarbeiterzahl der größte Produktionsbetrieb in Roßwein ist. Mehr Mitarbeiter beschäftigt nur die Diakonie in ihren Werkstätten. Die sind mit ihren Dienstleistungen im Bereich Wäscherei übrigens bald Nachbarn von Hitachi.

Auch Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) weiß um die Bedeutung des Werkes in Roßwein. Daher nutzte er im Februar seine Reise nach Japan für ein Treffen mit Vertretern von Hitachi Automotive. Dulig: „Sachsen ist ein Automobilland, und wir wollen nun zum Mobilitätsland der Zukunft werden. Sie sind am Standort in Roßwein sehr willkommen. Wir würden uns freuen, wenn wir unsere Zusammenarbeit dort weiter intensivieren könnten.“ Dies sagten die Hitachi-Manager zu. Nach Duligs Eindruck ist das Thema synchrone Mobilität für den japanischen Mischkonzern sehr interessant. Der Minister machte auf sächsische Forschungseinrichtungen aufmerksam, mit denen sich eine Zusammenarbeit lohne. Wenn geforscht und entwickelt werde, dann überwiegend in Japan, dem Konzernmutterland, so Mario Nitsch. Schon lange arbeiten die Roßweiner aber mit einem Chemnitzer Entwicklungs-, Analyse- und Forschungsinstitut zusammen, das für die Volkswagengruppe tätig ist.