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Historisches Erbe oder Schande?

Ein denkmalgeschütztes Haus in Königstein zerfällt zusehends. Sollte man es abreißen? Es gibt unterschiedliche Meinungen.

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© Andreas Weihs

Von Katharina Klemm

Königstein. Es vergeht kaum eine Stadtratssitzung in Königstein, ohne dass ein Bürger oder ein Ratsmitglied nach dem Haus auf der Goethestraße 1 fragt. Das denkmalgeschützte Gebäude aus der Zeit um 1800 ist mittlerweile stark verfallen. Das Dach ist bereits entfernt, die Böden und Decken brechen durch. Holzstreben stützen es an einer Mauer über die Straße hinweg ab.

Die Gäste der Pension Schräger in Königstein können zwar den Blick auf die Festung genießen, schauen jedoch auch auf die Ruine der Goethestraße 1.
Die Gäste der Pension Schräger in Königstein können zwar den Blick auf die Festung genießen, schauen jedoch auch auf die Ruine der Goethestraße 1. © Andreas Weihs

Georg Rehn ist einer, der in dieser Sache nicht locker lässt. Sehr oft hat der Königsteiner schon im Stadtrat und auch bei Bürgermeister Tobias Kummer Druck gemacht, sagt er. Doch es passiere einfach nichts in dieser Sache. Er ist der Meinung, dass es an der Zeit ist, das verfallende Haus abzureißen. „Ich verstehe nicht, warum das Gebäude erhalten wird“, sagt er. „Es ist ein Schandfleck für die Touristen in unserer Stadt.“ Sein Sohn Bodo Rehn, der die Pension Schräger auf der Kirchgasse 1 führt, wird von vielen gefragt, was das denn für ein schreckliches Gebäude sei. Nicht nur von Wanderern oder Tagestouristen, auch von seinen eigenen Gästen. Aus vier Zimmern haben sie einen schönen Ausblick auf die Festung Königstein. Aber eben auch auf die direkt gegenüberliegende Goethestraße 1. „Das Objekt ist für mich geschäftsschädigend“, sagt er. „Man hat uns die Tourismusgebühr erhöht, aber für das Stadtbild und den Tourismus wurde bis jetzt nichts getan“, beklagt er. Georg und Bodo Rehn plädieren daher für den Abriss des kaputten Hauses.

Der Eigentümer hatte genau dies vor. Doch die Denkmalschutzbehörde des Landratsamtes schritt ein. Das Gebäude sei ein wesentlicher Teil des Königsteiner Stadtbildes, so Bauamtsleiter Rainer Frenzel. Man müsse daher die Gebäudesubstanz sichern und erhalten.

Geld für Dachsicherung verfallen

Nach einigen Vorgesprächen hatte der Eigentümer des Gebäudes im vergangenen Jahr Fördermittel für ein Notdach beantragt. Rund 15 000 Euro wurden bewilligt, jedoch nicht abgerufen. Christian Menzel, Geschäftsführer der MSV Wohnungsverwaltung GmbH betreut das Haus für den Eigentümer. Ihm zufolge hätte dieser weitere rund 25 000 Euro für das Notdach aufbringen müssen. Das habe man nicht für tragbar gehalten. Man habe in Königstein auch nicht die Möglichkeit, eine wirtschaftliche Lösung für das Gebäude zu finden. Daher bleibe das Ziel weiterhin, das Gebäude abzureißen. Denn auch in zehn Jahren werde man noch keine wirtschaftliche Lösung gefunden haben, so Christian Menzel.

Bürgermeister Tobias Kummer (CDU) will das Gebäude unbedingt erhalten. Das Haus sei stadtbildprägend und eines der ältesten in Königstein. „Jahrzehnte hat sich der Eigentümer nicht darum gekümmert und es ist zerfallen“, sagt er. „Man kann nun nicht auf einen Schlag eine Lösung erwarten.“ Aber es sei wichtig, den Verfall jetzt zu stoppen, das Haus zu sichern und ein Konzept für eine sinnvolle zeitgemäße Nutzung zu entwickeln. Und das liege in der Verantwortung des Eigentümers.

Damit stehen sich die Beteiligten unvereinbar gegenüber. Wie es nun weitergeht, soll laut dem Landratsamt in einem Gespräch mit dem Eigentümer und Königstein im September geklärt werden.