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Historische Wäschemangel bekommt ein neues Zuhause

Ein Böttchermeister hatte die Rolle einst gekauft. Seine Familie suchte einen neuen Betreiber und fand: einen Schuhmachermeister.

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© privat

Von Heike Sabel

Stolpen. Ihren 80. Geburtstag feiert die Burkhardswalder Wäscherolle nun in Stolpen. Noch lagert sie in einer Scheune in Rennersdorf, doch in Stolpen soll sie ihr zweites Leben geschenkt bekommen. Lutz Lietze gibt ihr diese Chance.

Die Nachfahren des Burkhardswalder Böttchermeisters Morgenstern, der die Rolle 1936 gekauft hatte, haben nun keinen Platz mehr für das große Gerät. Bis etwa 2000 versah die Rolle noch ihren Dienst. Nun musste sie weg. Für den Müll war den jungen Leuten das ehrwürdige Stück zu schade. Also begannen sie, zu suchen. Dass es so schwer werden würde, hatten sie nicht gedacht. Als sie gar nicht mehr weiter wussten, wandten sie sich zu Jahresbeginn an die Sächsische Zeitung. Lutz Lietze las den Artikel dank Internet im Urlaub in Italien. Er meldete sich sofort. Nach der Rückkehr fuhr er nach Burkhardswalde. Danach stand fest: Die Rolle passt perfekt zu seiner Idee. Im unter Denkmalschutz stehenden Bartlitz-Hof in Stolpen will er ein Museum einrichten. Dafür sammelt die geschichtsinteressierte Familie seit Längerem Exponate. Die Rolle ist mit ihren 3,40 Meter Länge und 1,10 Meter Breite das bisher größte.

Sie in Burkhardswalde abzubauen, war gar nicht so einfach. Es wurde getüftelt und überlegt, schließlich soll die Rolle ja auch wieder auf- bzw. zusammengebaut werden können. Ein Haufen Bretter nützt da wenig. „Es war eine kniffelige Sache“, sagt Alexandra Kelly, die Lebensgefährtin eines Morgenstern-Enkels. „Jeder hatte mal die eine oder andere zündende Idee, wie es wohl am besten weitergeht.“

Lutz Lietze hatte vorgesorgt und nicht nur seinen Sohn zum Helfen und einen kleinen Lkw mitgebracht, sondern auch einen Kasten Bier und alkoholfreie Getränke. Die Männer waren also in ihrem Element. Zu Spitzenzeiten halfen bis zu neun Leute beim Abbau. Die schweren Holzteile sind noch echte Wertarbeit und mussten oft von mehreren Männern getragen werden. Alle Fenster und Türen im historischen Haus von 1859 wurden für das Manövrieren bis auf den letzten Zentimeter ausgenutzt. Lutz Lietze nahm sogar die originalen Steine der Rolle mit. Am Abend rollten Lkw und Hänger voll beladen nach Stolpen. „Wir sind sehr glücklich und erleichtert, dass die Rolle am Ende tatsächlich noch ein neues Zuhause gefunden hat“, sagt Alexandra Kelly. Und was für eines, nur etwas Geduld braucht es noch.

Besuch jederzeit möglich

Bis 2018, dem 800. Geburtstag von Stolpen, will Orthopädieschuhmachermeister Lutz Lietze sein regionales Museum fertigstellen. Die Scheune, in der die Rolle ihren Platz findet, soll als Erstes eingerichtet werden. Wenn die Wäschemangel dann wieder aufgebaut ist, wird sie natürlich auch vorgeführt. In einer kleinen Vitrine werden außerdem Fotos und Erinnerungsstücke aus der aktiven Burkhardswalder Rollenzeit gezeigt. In 64 Jahren hat sich da viel angesammelt. Dass es nun bewahrt und öffentlich gezeigt wird, ist in Omas Sinn, sagen Alexandra und Frank.

„Wir dürfen die Rolle auch jederzeit besuchen“, sagt Alexandra Kelly, die im April Nachwuchs erwartet. Die Mutter von Frank Tamme freut sich darauf – und auf ihr neues nun ebenerdig erreichbares Schlafzimmer im ehemaligen Rollenkeller.