Merken

Historisch neu verputzt

Noch wenige Wochen, dann ist die Albrechtsburg ihr Gerüst los. Und Besucher können Historisches neu entdecken.

Teilen
Folgen
© Claudia Hübschmann

Von Ronja Münch

Meißen. Zur Elbe hin strahlt sie schon wieder weiß und ohne Gerüste ins Tal. Die Putzarbeiten an der Albrechtsburg sind in ihren letzten Zügen. „Im Herbst dieses Jahres wollen wir fertig werden“, so Ulf Nickol, zuständiger Niederlassungsleiter des Staatsbetriebs Sächsisches Immobilien- und Baumanagement. Ein paar Wochen werden die Gerüste am Nordgiebel und am Verbindehaus schon noch stehen, doch das Ende ist absehbar.

Die eigentliche Albrechtsburg ist bereits fertig verputzt, jetzt ist das Verbindehaus dran, das zwischen der Burg und dem Kornhaus steht. Teilweise fehlt aber noch Farbe. Auch die ist wichtig, erklärt der zuständige Architekt Jens-Uwe Anwand. „Die Farbe hat eine Schutzfunktion. Ist sie abgewittert, muss der Putz viel mehr aushalten.“ Der Putz, der zuletzt die Albrechtsburg umhüllte, war nicht gut gemacht und verfiel schneller als normal. Zuletzt wurde in den 70ern neu verputzt. Das passte in den Rhythmus, etwa alle einhundert Jahre bekam die Albrechtsburg eine neue Hülle. Das lassen alte Putzschichten erkennen, die bei der Restaurierung zum Vorschein kamen.

Der DDR-Putz fiel beim Ablösen in großen Schollen von der Wand, erzählt Anwand. Die Verbindung zum Mauerwerk war schlecht. Der jetzige Putz ist hingegen dem Original aus dem 15. Jahrhundert nachempfunden – und hält, so die Hoffnung, wieder einhundert Jahre. Kellenglattstrichputz nennt sich die Technik, bei der die Wand nur grob mit der Kelle geebnet wird. „Das ist erstens ganz typisch für die Zeit und zweitens lässt es eine große Fassadenfläche interessant und lebendig erscheinen“, so der 58-jährige Architekt. Fünf Putzer sind dafür gleichzeitig beschäftigt. Das Verbindehaus, erbaut im 19. Jahrhundert, bekommt hingegen einen moderneren Spritzputz, der mit einer Kelle und viel Geschick an die Wand geworfen wird.

Eine Restaurierung ist dabei auch immer ein wenig historische Forschung. „Wir haben zugemauerte Fenster entdeckt an Stellen, wo sie heute keinen Sinn mehr ergeben“, so Anwand. Wer ganz genau hinschaut, wird auch erkennen können, wo. Die Fenster sind zwar wieder überputzt worden, weiße Linien zeigen aber an, wo sie sich befanden. Warum es dort, heute zwischen den Etagen, mal Fenster gab? „Vielleicht eine Bauänderung“, vermutet Anwand. Oder es handelt sich um Fenster eines Gebäudes, das vorher dort stand – und einfach in die Burg eingebaut wurde. „Es werden nicht alle Rätsel gelöst werden“, so der 58-Jährige philosophisch.

Auch die Fensterumrahmungen sind mit der Renovierung wieder historischer als vorher. Um die Sandsteineinfassungen herum gibt es sogenannte Faschen aus Putz. Ursprünglich hatten diese Verzierungen in Form von Pfeilspitzen oder Lilien, die über die Jahre verloren gingen – und jetzt anhand historischer Dokumente rekonstruiert wurden.

Auch die Besucher sollen an den Entdeckungen teilhaben können. Wenn der Rundgang um die Albrechtsburg wieder offen ist, können sie hinter einer Glaswand Einblicke auf das Innere des Mauerwerks erhaschen. Dazu soll es Erklärungen geben, welche die Funde historisch einordnen. „Das sind solche Sachen, die man am Anfang noch gar nicht weiß“, freut sich Nickol. Insgesamt 25 Millionen Euro sind für die Renovierungsarbeiten der gesamten Anlage samt Domplatz veranschlagt, 23 sind bereits ausgegeben. Momentan werde von den Geldern etwa eine halbe Million pro Jahr verwendet, so Nickol.