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Hiobsbotschaft von der Meißner Straße

Es muss in Radebeuls Westen wieder gesperrt werden. In vier Metern Tiefe gibt es ein unvorhergesehenes Bauhindernis.

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© Arvid Müller

Von Nina Schirmer und Peter Redlich

Radebeul. Viele Radebeuler hatten es lange herbei gesehnt. Seit Sonnabend rollte endlich wieder der Verkehr in beiden Richtungen vor Schloss Wackerbarth. Endlich gab es eine Baustelle und eine Umleitung weniger in der Stadt. Und jetzt das: Mit einer Eilmeldung haben sich am Mittwoch das Radebeuler Bauamt und die Wasserwirtschaft WSR GmbH an die Öffentlichkeit gewandt. Die Meißner Straße muss außerplanmäßig wieder gesperrt werden. Wieder im Westen der Stadt – zwischen Schloss Wackerbarth und der Abbiegekreuzung Cossebauder Straße am Obi.

An der Cossebauder Straße kurz hinter der Obi-Einfahrt müssen die Bauarbeiten unterbrochen werden. Dort führt jetzt wieder die offizielle Umleitung stadteinwärts entlang.
An der Cossebauder Straße kurz hinter der Obi-Einfahrt müssen die Bauarbeiten unterbrochen werden. Dort führt jetzt wieder die offizielle Umleitung stadteinwärts entlang. © Arvid Müller
© Grafik/SZ

Die Ursache: Eine plötzlich aufgetretene Havarie an der Kanalbaustelle an der Ecke Meißner Straße Obere Johannisbergstraße. Ingolf Zill von der Radebeuler Verkehrsbehörde: „Wir wissen um die prekäre Situation bei Sperrungen der Meißner Straße und wollten deshalb bewusst keine erneute Baustelle, aber es geht nicht anders.“

Was ist passiert? An der Kreuzung soll ein neuer Abwasserkanal unter die Meißner Straße kommen. Das Baugeschehen sollte so organisiert werden, dass der neue Kanal in vier Metern Tiefe unter der Straße durchgepresst wird. Autos und Straßenbahn, so die planerischen Berechnungen, hätten ungehindert weiter rollen können. Was die Männer der damit beauftragten Firma Heinrich Lauber aus Coswig nicht vorhersehen konnten, war eine dicke Lehmlinse, auf die sie gestoßen sind. Zill: „Wir haben es uns am Mittwochmorgen alle gemeinsam angeschaut: grauer Lehm, hart wie Beton. Da geht nichts mit Pressen.“

Bei einer Krisensitzung wurde entschieden, dass die Meißner Straße nun doch mühselig aufgegraben werden muss. Erst dann kann das Kanalrohr verlegt werden. Von diesem Rohr, dem Sammler für die Abwasser aus der gesamten Höhenlage an und um die Kottenleite hängt der gesamte Weiterbau an der Kottenleite selbst ab. Die ersten vorsichtigen Berechnungen für die Sperrung und Bauzeit auf der Meißner Straße gehen von etwa einer Woche aus, heißt es aus der Stadtverwaltung.

Im Baufeld wird eine Einbahnstraße angeordnet. Ab Donnerstag 7 Uhr rollt der Verkehr wieder nur in Richtung Coswig. Wer in Richtung Dresden unterwegs ist, muss am Obi rechts auf die Cossebauder Straße abbiegen. Doch auch diese neue, alte Umleitung ist jetzt ein Problem.

Denn eigentlich ist dort auch gesperrt. Seit Montag wird direkt an der Obi- und Aldi-Einfahrt kurz vor der Bahnunterführung gegraben. Dieselbe Firma, die den Kanal an der Oberen Johannisbergstraße baut, verlegt dort einen neuen Abwasserkanal. Wenn jetzt auch noch die Meißner Straße wieder dicht ist, ginge gar nichts mehr aus Coswig, Weinböhla, Meißen und dem Westen Radebeul kommend. Deshalb werden die Arbeiten an der Cossebauder Straße gestoppt und die Straßensperrung vorübergehend aufgehoben.

Ingolf Zill: „Glücklicherweise war die eigentliche Straßenfahrbahn vor dem Obi noch nicht aufgerissen.“ Doch neben der Straße klafft ein über zwei Meter tiefes und mehrere Meter langes Loch. In dem Graben haben die Männer schon mit der Arbeit begonnen. Rohre liegen dort offen. Am Mittwoch wurde nun eilig alles abgesichert, sagt Bauleiter Sven Carolus. Extra wieder verschüttet wurde die Stelle aber nicht. Absperrungen und Warnbaken sollen verhindern, dass jemand in den Graben fällt oder fährt. „Da kann nichts passieren“, versichert Carolus.

Der Bauleiter ärgert sich sehr über den Zwischenfall an der Oberen Johannisbergstraße. „Das hätte keiner vorhersehen können“, sagt er. Eine andere Chance als Aufgraben gebe es nun nicht. Auch dass es an der Cossebauder Straße jetzt nicht wie geplant weiter gehen kann, ist ärgerlich. „Wir hatten extra lange gewartet, bis die DVB mit der Haltestelle fertig waren und wir starten konnten.“ Jetzt kämen immense zusätzliche Kosten auf die Firma zu.

Carolus weiß, dass der ganze Zwischenfall auch für die Anlieger keine schöne Situation ist. Und auch die vielen Autofahrer müssen jetzt wieder mehr Zeit einplanen. Am Mittwochvormittag zählte die SZ rund 1 000 Fahrzeuge pro Stunde, die an der Havariestelle vorbei kamen. Im Berufsverkehr dürften es noch deutlich mehr sein. Die Hälfte muss jetzt wieder den Umweg über die Kötitzer-, Emil-Schüller-, Güterhof- und Bahnhofstraße fahren. Die Arbeiter ziehen jetzt von der einen zur anderen Baustelle um. Es sei gut, dass die Baufirma für beide Baustellen ein und dieselbe ist, sagt Ingolf Zill von der Stadtverwaltung. Die Zusammenarbeit sei sehr gut. Die Männer und der Bauleiter hätten sofort reagiert und umgeschaltet.

Mit kurzen Unterbrechungen ist die Meißner Straße vor Schloss Wackerbarth seit Mitte April stadteinwärts gesperrt.