Von Ulf Mallek und Peter Anderson
Meißen. Frauentag mit Verspätung. Landrat Arndt Steinbach (CDU) hat am Donnerstagnachmittag seiner frisch gewählten Stellvertreterin gratuliert. Statt Blumen gab es einen kräftigen Händedruck. Die Kreisräte sprachen sich zuvor fast einstimmig für Janet Putz (CDU) als neue Beigeordnete für Soziales aus (48 Stimmen dafür, 14 dagegen, sieben Enthaltungen). Zudem wurde sie bei der Sitzung im Riesaer „Stern“ zur ersten Stellvertreterin für Steinbach bestimmt. Andreas Herr als Beigeordneter für Technik ist damit zweiter Stellvertreter.
Die wichtigsten Kreistags-Beschlüsse in Bildern
Mit dem Dezernat Soziales übernimmt die 42-Jährige eine der schwierigsten Aufgaben im Amt. Seit Jahren wachsen hier scheinbar unaufhaltsam die Kosten. So müssen Kinder zunehmend aus schwierigen Familien herausgelöst und in teuren Heimen untergebracht werden. Die Möglichkeiten des Kreises, die Sozialausgaben zu begrenzen, seien gering, schränkte Putz bei ihrem Amtsantritt ein. Wesentlich ist es aus ihrer Sicht, Eltern in problematischen Familien rechtzeitig zu helfen, damit sich die Kinder und Jugendlichen gut entwickeln können und eben nicht zu Sozialfällen werden.
Als Beigeordnete des Landkreises sieht sich die Finanzexpertin nicht nur als Umsetzerin von Richtlinien, sondern als Mitgestalterin. So kündigte sie an, sich in ihrem Bereich aktiv darum zu kümmern, dass Flüchtlinge in die deutsche Gesellschaft eingegliedert werden. Dazu müsse der Kreis allerdings vom Land verlässlich mit Geld ausgestattet werden, fordert Janet Putz. Ihrem Dezernat wurde auch die Kämmerei zugeschlagen. Das Amt für Brand-, Katastrophenschutz und Rettungswesen haben die Kreisräte dagegen herausgelöst. Darum kümmert sich künftig Verwaltungschef Manfred Engelhard.
Geradlinige Karriere
Janet Putz ist 1973 in Meißen geboren worden. Nach dem Abitur studierte sie in Ludwigsburg (Baden-Württemberg) an der Verwaltungshochschule. Sie fing danach als Kämmerin der Gemeinde Heynitz an und wechselte dann ins Landratsamt Riesa-Großenhain. Ihre Karriere verlief dort weiter geradlinig. Von 1998 bis 2001 leitete die Diplom-Verwaltungswirtin das Sachgebiet Haushalt in der Kämmerei des Landratsamtes Riesa-Großenhain. 2001 stieg sie an die Spitze der Kämmerei auf. Nach der Kreisfusion 2008 blieb sie Kämmerin des neuen größeren Landkreises. Ende 2014 trat sie in die CDU ein.
Im Sommer vergangenen Jahres musste die alleinerziehende Mutter von zwei Kindern allerdings einen Rückschlag in ihrer Laufbahn hinnehmen. Die gebürtige Meißnerin wollte die Nachfolge des Großenhainer CDU-Oberbürgermeister Burkhard Müller antreten, der nach über 20 Jahren im Amt nicht mehr kandidierte. Doch sie verlor, für viele überraschend, die Wahl gegen den unabhängigen Kandidaten Sven Mißbach in zwei Wahlgängen recht klar.
Endrunde mit acht Bewerbern
Nötig wurde die Wahl von Janet Putz, nachdem sich der frühere Sozialdezernent Albrecht Hellfritzsch kurz vor Beginn seiner Pensionszeit nicht mehr beworben hatte. Den ursprünglich dritten Beigeordneten-Posten schafften Landratsamt und Kreisräte als Spätfolge der Kreisfusion ab. Der Ex-Beigeordnete Ulrich Zimmermann (CDU) verließ daraufhin nach immerhin 14 Jahren das Landratsamt unter nicht ganz glücklichen Umständen.
Die neue Beigeordnete konnte sich mit ihrer Wahl gegen eine durchaus beachtliche Konkurrenz durchsetzen. Insgesamt 23 Bewerber hatten sich auf die öffentlich ausgeschriebene Stelle beworben. Darunter war auch die Ex-Oberbürgermeisterin von Torgau Andrea Staude (SPD).
Nach einer Vorauswahl durch Ältestenrat und Landrat blieben neun aussichtsreiche Kandidaten übrig. Nach einem Rückzug wurden schließlich acht Bewerber eingeladen, sich persönlich den Kreisräten vorzustellen. Dabei lieferte Janet Putz offenbar den überzeugendsten Auftritt ab.
„Ich möchte mich der neuen Verantwortung gern stellen“, sagte sie. Janet Putz ist jetzt Beamtin auf Zeit, für sieben Jahre gewählt. Als Chefin der Kämmerei hört sie allerdings auf. Diese Stelle wird mit einer neuen Bewerberin oder einem neuen Bewerber besetzt.