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Hinter den Kulissen

MBN in Neugersdorf beliefert seit 25 Jahren die Autoindustrie. Womit, das zeigt der Betrieb jetzt Besuchern.

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Von Romy Kühr

Wenn Eric Scholze zum Hammer greift, muss jeder Schlag sitzen. Es geht um Millimeter. Konzentriert hämmert der junge Mann den letzten Bolzen in die richtige Position, dann ist die nagelneue Anlage fertig für den Versand und wird bald in einem Werk von Audi, VW oder BMW zum Einsatz kommen. Scholze ist Industriemechaniker beim Maschinenbau Neugersdorf – kurz MBN.

Eric Scholze montiert in der Werkhalle von MBN in Neugersdorf eine Vorrichtung, mit der später im Werk eines Autoherstellers Karosserie und Motor zusammengeführt werden (großes Foto). In einer neu gebauten Halle wird Material zugeschnitten (rechts oben).
Eric Scholze montiert in der Werkhalle von MBN in Neugersdorf eine Vorrichtung, mit der später im Werk eines Autoherstellers Karosserie und Motor zusammengeführt werden (großes Foto). In einer neu gebauten Halle wird Material zugeschnitten (rechts oben).

MBN ist in der Oberlausitz ein Begriff, fast jeder kennt den Betrieb, Chef und Gründer Ernst Lieb ist nicht weniger bekannt. Aber was genau macht die Firma eigentlich? Das können Besucher sich am Sonnabend ansehen, MBN veranstaltet anlässlich seines 25-jährigen Bestehens zu einem Tag der offenen Tür. Dass nicht jeder genau weiß, was der bekannte Betrieb aus Neugersdorf eigentlich produziert, hat auch der Technische Leiter, Markus Jani, schon bemerkt. „Die Leute sprechen immer vom Zulieferer für die Autoindustrie und denken, wir stellen Autoteile her. Das stimmt aber gar nicht.“ Das Stichwort Autoindustrie ist aber durchaus richtig. Bei der Herstellung vieler bekannter Fahrzeugmarken nimmt MBN eine wichtige Rolle ein. Der Maschinenbaubetrieb fertigt Anlagen und Vorrichtungen, die später in einem Werk des Autoherstellers voll automatisch die verschiedenen Teile an oder in die Karosserie montieren. Die Maschinen aus Neugersdorf helfen so zum Beispiel beim Einbau der Sitze, des Cockpits, des Kühlergrills, Motors oder Auspuffs. Die Anlagen können aber auch Anbauteile, wie die Stoßstange samt Beleuchtung installieren. „Wir bereiten sozusagen die Hochzeit vor“, erklärt Markus Jani. So nennt man in der Fahrzeugproduktion das Zusammenführen von Karosserie und Motor.

Die Teile für die Anlagen werden von den Mitarbeitern in Neugersdorf gemessen, projektiert, geschweißt, geschliffen, gedreht und gefräst – und schließlich zu einer kompletten Anlage zusammengebaut. Zu den Kunden, die solche Anlagen ordern, gehören die ganz Großen und Namhaften unter den Autokonzernen: Audi, Volkswagen, BMW, Skoda. MBN liefert seine Maschinen unter anderem in Werke in Deutschland, der Slowakei, Belgien, Polen, China. Bevor die Anlagen in Einzelteilen auf die Reise gehen, werden sie aber vor Ort in Neugersdorf getestet. Die Autohersteller liefern dafür eine Karosserie des jeweiligen Modells an. Damit wird dann geprüft, ob die Anlage funktioniert und gegebenenfalls nachjustiert, erklärt der Technische Leiter, Markus Jani.

So eine Anlage kann ein Autohersteller mehrere Jahre nutzen, sie kann auch für verschiedene Modellreihen von Autos umgebaut werden. Dennoch macht sich Firmenchef Ernst Lieb keine Sorgen um Aufträge. „Die Hersteller haben ja zig verschiedene Modelle“, sagt Lieb. Außerdem nimmt MBN auch die Umbauten vor. In guten Jahren macht der Neugersdorfer Betrieb 60 Millionen Euro Umsatz, berichtet Technikleiter Jani. „Schlechte Jahre hatten wir in letzter Zeit nicht“, sagt er. Ein einziger Großauftrag kann dabei schonmal einen Umfang von zehn Millionen Euro haben. Eine Entwicklung, die selbst Chef Ernst Lieb erstaunlich findet, wenn er an die Anfangsjahre seines Betriebes MBN zurückblickt. „Da hatten wir Aufträge in der Größenordnung von 5000 bis 10 000 D-Mark.“ Mit weniger als 40 Mitarbeitern produzierte er damals in Neugersdorf. Heute beschäftigt er 270 Menschen im ehemaligen Betrieb Textima. Früher wurden hier Webmaschinen gebaut. Die alten Werkhallen nutzt MBN noch heute. Die Architektur der geschichtsträchtigen Gebäude verlangt dem modernen Betrieb allerdings einiges an Organisation und Logistik ab, damit alle Arbeitsabläufe funktionieren. Dennoch: der Erhalt der historischen Fabrik ist Lieb wichtig. Die alten Gebäude reichten aber für die Produktion der Spezialanlagen nicht mehr aus. Deshalb wurden drei neue Hallen entlang der Käthe-Kollwitz-Straße gebaut. Die neueste ist erst diesen Monat fertig geworden. Sie fungiert als Mehrzweckhalle – je nachdem, wofür gerade Platz gebraucht wird. Am Sonnabend wird sie erst einmal für die Besucher zum Firmenjubiläum und zum Tag der offenen Tür benötigt.

Tag der offenen Tür bei MBN in Neugersdorf, 24. September, 10 bis 16 Uhr; Zugang über das Betriebstor Käthe-Kollwitz-Straße.