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Hilfsbereitschaft ohne Ende

Der Waldheimer Gewerbeverein hat für Familie Zschaage, deren Haus abgebrannt ist, gesammelt. Es ist aber nicht die letzte Spende.

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© Dietmar Thomas

Von Cathrin Reichelt

Waldheim/Hartha. Matthias Zschaage ist kein selbstständiger Gewerbetreibender. Trotzdem war er zum zweiten gemeinsamen Tanz in den Herbst der Gewerbevereine Hartha und Waldheim eingeladen. Der Grund: Im August war das Haus der Familie in der Zschopaustadt abgebrannt. Die Ursache steht noch immer nicht fest, teilt die Polizeidirektion Chemnitz auf Anfrage des DA mit. Für Neuanschaffungen haben die Waldheimer Gewerbetreibenden gesammelt. Den Scheck über 1 575  Euro überreichten die Händler während der Veranstaltung.

Der Verein selbst hat 500 Euro beigesteuert. Der restliche Betrag kommt von 14  der insgesamt 70 Mitglieder. „Viele von ihnen haben bereits auf andere Art und Weise geholfen“, erklärt Vereinsvorsitzender Roman Petters. Das Fitnessstudio habe die Familie für einen gewissen Zeitraum vom Beitrag befreit, die Waldheimer Gewürze haben Geld gespendet und die Waldheimer Wohnungsbaugesellschaft eine Wohnung zur Verfügung gestellt, nennt Petters Beispiele.

Auf Initiative von Grit Hentrich, Geschäftsführerin der Waldheimer Gewürze, habe der Vorstand des Gewerbevereins überlegt, wie er der Familie helfen könne. Die Lösung war eine Sammlung. „Die Spende ist wie ein Gutschein zu Weihnachten. Ehe wir etwas Falsches überreichen, kann sich die Familie selbst aussuchen, was sie braucht und möchte“, vergleicht Petters, der sichtlich ergriffen ist, vom Schicksal der Zschaages. Dabei sei derzeit noch offen, ob die eine oder andere Firma die Familie später noch ganz handfest beim Hausbau unterstütze.

Zusammenhalt funktioniert

Roman Petters will die Spende des Gewerbevereins aber nicht für sich genommen sehen. Die Welle an Menschlichkeit und Hilfsbereitschaft nach dem Brand sei unübertroffen gewesen, sagt er. Am Nachmittag des 23. August hatte sich das Feuer im Dachstuhl und im ersten Obergeschoss des Einfamilienhauses ausgebreitet. Wenige Stunden später stand fest, dass das Haus unbewohnbar ist.

Noch am selben Abend haben Eltern, deren Kinder in dieselbe Schule gehen wie Tochter Mareen Zschaage, Kinderkleidung zu der betroffenen Familie gebracht. Außerdem haben einige Feuerwehrleute für ihren Kameraden Matthias Zschaage ihre Aufwandsentschädigung gespendet, die Kriebethaler Feuerwehr half mit einer Spende, die Jugendfeuerwehr sammelte Altpapier, der SV Aufbau Waldheim machte ein ganz normales Fußballspiel zum Benefizspiel, das Blumenhaus Blattlaus will mit einem wöchentlichen Blumenstrauß die Stimmung etwas aufhellen und die Klasse 9b der Waldheimer Oberschule spendierte den Erlös eines Kuchenbasars.

„Nach der Flut ist das wieder ein Beweis dafür, dass es gut ist, in Waldheim zu wohnen, wo der Zusammenhalt funktioniert“, meint Petters. Die Hilfsbereitschaft ebbt noch nicht ab. In den nächsten Tagen ist eine weitere Aktion an der Waldheimer Grundschule geplant.

Wie über alle Spenden hat sich Matthias Zschaage sehr über das Geld vom Gewerbeverein gefreut. Aber ausgeben will es die Familie noch nicht, sondern sparen. Vor rund fünf Wochen haben Grit, Matthias, Mareen und Alexander Zschaage eine neue Wohnung bezogen. „Für die haben wir nur das Nötigste gekauft und auch nur solche Dinge, die wir in unser neues Haus mitnehmen können“, sagt Matthias Zschaage. Das alte Haus ist nicht mehr bewohnbar. Nicht nur das Feuer, sondern auch das Löschwasser hat das Gebäude und die Einrichtung zerstört.

Aber einige wenige Möbel – die aus echtem Holz – konnten gerettet werden.“ Alles, was aus Spanplatten bestand, mussten wir wegwerfen“, so Zschaage. Auch abwaschbare Dinge, wie Geschirr und Gläser konnte die Familie noch aus dem Haus holen. Das wird voraussichtlich in dieser Woche abgerissen. Der Neubau ist für kommendes Frühjahr geplant. Aber fehlt der Familie jetzt noch etwas? „Wir sind von der Stadt und den Einwohnern sehr gut unterstützt worden“, wehrt Matthias Zschaage ab.

„Jetzt sollte man erst mal den Familien helfen, die durch den Brand in Döbeln ihr Zuhause verloren haben.“ Genau das sei die Art von Matthias Zschaage. Als Feuerwehrmann sei er oft selbst Helfer in der Not. „Und jetzt, in der eigenen schwierigen Situation, denkt er noch an andere. Das beeindruckt mich“, meint Roman Petters.

Singender Überraschungsgast

Die Übergabe des Schecks vom Waldheimer Gewerbeverein war ein sehr emotionaler, aber nicht der einzige Höhepunkt beim Tanz in den Herbst im Flemmingener Hof in Hartha. Dass die Waldheimer nicht auf den von der Sparkasse gesponserten Sektempfang verzichten mussten, dafür haben sie selbst gesorgt. Ein Bus brachte sie nach Hartha und nach Mitternacht wieder zurück in die Zschopaustadt.

Bis dahin verlebten die knapp 200 Gäste des Balls einen abwechslungsreichen und stimmungsvollen Abend. Die Band Projekt 41 sorgte für Musik, die die Gäste auf die Tanzfläche holte. „Das Geschäft Allroundmoden aus Hartha hat die aktuelle Kollektion vorgestellt und die Black Diamonds haben zwei Tänze gezeigt“, erzählt Heidrun Bernhardt vom Vorstand des Harthaer Gewerbevereins.

Sie spricht von einer sehr niveauvollen Veranstaltung, zu deren Abschluss es noch eine ganz besondere Überraschung gab. Der Sänger G. G. Anderson, der für einen Auftritt bei der Schlagerhitparade in der Hartharena in die Stadt gekommen war, übernachtete nicht nur im Flemmingener Hof. Er trat auch vor den Gewerbetreibenden auf. „Solch eine tolle Stimmung habe ich schon lange nicht mehr erlebt“, ist Heidrun Bernhardt begeistert.