Von Sabine Ohlenbusch
Niesky. Dreikönigstag, kurz nach drei. Vor der Stadtbibliothek ist noch niemand zu sehen. Angesichts der Minusgrade warten die Nieskyer lieber drinnen, dass der Stadtrundgang um 16 Uhr losgeht. Peter Mory geht über den Zinzendorfplatz. „Wir gehen lieber mit unserem Collie spazieren“, sagt der 80-Jährige. „Und für große Veranstaltungen sind wir auch nicht die Richtigen.“ Damit spielt Peter Mory zum Beispiel auf den 21. Familientag Sachsen an, der in Niesky veranstaltet wird. Worüber er sich aber freut: „Dass die Stadt so schön geworden ist.“ Die Informationen zu Niesky muss Peter Mory sich nicht auf einem geführten Spaziergang anhören – er hat viele Ereignisse selbst miterlebt. So erinnert er sich noch daran, wie die Stadt vor 1945 aussah. Seine Familie lebt fast seit der Gründung im Jahr 1742 in Niesky. Sie hatte eine Schlachterei auf der Horkaer Straße, hinter der ein künstlicher Teich lag. Darin wurden die Kühe vor dem Schlachten gewaschen. Alte Nieskyer kennen diesen Teich noch vom Schlittschuhlaufen.
„Für mich wären die Stadtspaziergänge hilfreich“, sagt Leon Lima Cardoso. Der 16-jährige Schüler ist erst seit einigen Monaten wieder nach Niesky zurückgekehrt. Seine Mutter stammt von hier. Da hat er Glück: auf den zwölf Rundgängen kann er über das Jahr verteilt viel über die Stadt lernen. Natürlich freut sich der Jugendliche auch auf das Herbstfest, das vom 8. bis 10. September stattfindet.
Das Herbstfest ist ein Höhepunkt für viele Nieskyer. Ganz besonders für Annette Mucke. Denn die Erzieherin trägt zum Programm des Herbstfests bei. Sie arbeitet in der Kindertagesstätte Samenkorn. Mit den Kindern und ihren Kolleginnen denkt sie sich in jedem Jahr für den Festumzug etwas aus. „Das Jubiläum ist ein bisschen schwierig für Kinder“, sagt sie, „aber wir lassen uns etwas einfallen.“ Das Stadtjubiläum nutzt die evangelische Kindereinrichtung auch als Motto für ihr Samenkornfest am 23. Mai, bei dem der Beitrag immer für das große Publikum geprobt wird.
Mittlerweile wartet auch Mareen Kretschmer vor dem Raschkehaus auf den Stadtspaziergang. Ganz in der Nähe des Zinzendorfplatzes bei der Sparkasse hängt ein neuer Herrnhuter Stern. „Ich liebe den Stern“, sagt Mareen Kretschmer. Die erste Veranstaltung aus dem Jahresprogramm ist genau das Richtige für sie.