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Hilfe für einen betagten Coswiger

Der 90-jährige Ernst Wanke freut sich, wenn seine Krankenkasse bei ihm zu Hause vorbeischaut. Und ihn dort berät.

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© Norbert Millauer

Von Ines Scholze-Luft

Coswig. Er kommt halt nicht mehr so fort. Mal mal mit dem Rollator ein Stück laufen, mal die Abfälle wegschaffen, das klappt einigermaßen. Doch das Gehen fällt ihm schwer, sagt Ernst Wanke. Auch wenn das Treppensteigen recht gut funktioniert, weit läuft er nicht. Etwas nachdenklich schaut der Coswiger auf seinen Besuch. Mit 90 kann das Leben schon beschwerlich sein.

Das Schwierigste für den aufgeweckten freundlichen Mann aber ist, dass so viele Freunde und Bekannte nicht mehr da sind. Nie habe er geglaubt, so alt zu werden. Und sozusagen übrig zu bleiben. Mehreren schweren Operationen hat er getrotzt, sich immer wieder aufgerappelt. Aber dass er nur selten mit jemandem mal länger reden kann – das macht ihm zu schaffen. Seine Frau lebt nicht mehr, die Enkelsöhne wohnen oder arbeiten in der Ferne.

Umso mehr freut er sich, dass die Krankenkasse, telefonisch vereinbart, den Weg in seine Wohnung gefunden hat. Gleich zwei Vertreter der Barmer GEK sind gekommen. Regionalgeschäftsführer Frank Dutschke und der mobile Kundenberater Johannes Haase. Er besucht Mitglieder, die Probleme haben, eine der Geschäftsstellen zu erreichen. Seit 2015 mehrere Filialen geschlossen wurden, auch die in Radebeul. In Coswig gibt es keine, die nächsten sind in Meißen und Dresden.

Bei Ernst Wanke schaut der Berater unter anderem, welche Medikamente der Versicherte erhält, wie viel er bezahlt, ob sich steuerlich etwas absetzen lässt. Nicht zuletzt berät Johannes Haase zu Fahrdienstleistungen bei Arztbesuchen und Klinikaufenthalten.

Mit seiner Krankenkasse war er bisher immer zufrieden, sagt Ernst Wanke, der seit Anfang 1991 Mitglied ist. Vielleicht kann ihm auch beim Beantragen einer Unterstützung durch Pflegegeld geholfen werden. Johannes Haase will sein Möglichstes tun. Ernst Wanke schaut etwas skeptisch. Da ist schon mal was abgelehnt worden, vor einigen Jahren. Der Kundenberater macht ihm Mut.

Unschwer zu erkennen, dass der ehemalige Chemielehrer Wanke es zusehends genießt, dass sich jemand Zeit nimmt für ihn. Wie die Frau, die seine Wohnung sauber und die Wäsche macht. Und wie einige seiner ehemaligen Schüler. So hat ihn einer oft zu seiner Frau gefahren, als sie im Pflegeheim in Radebeul war. Ein anderer kümmert sich darum, dass der Mineralwasservorrat des Rentners regelmäßig aufgefüllt wird.

Wenn er von seiner Arbeit als Lehrer erzählt, wird Ernst Wanke gleich ein paar Jahre jünger. Die schönsten 40 Jahre seines Lebens sind das gewesen, sagt er. Und dass es keinen Schüler gegeben habe, der in seinem Fach sitzen blieb. Da sind sie, die Erinnerungen an das moderne Chemiekabinett in der Coswiger Schule an der Weststraße, an die Experimente im Labor.

Nun aber ist vieles kompliziert geworden für den betagten Mann. Nicht zuletzt durchs schwer Hören. Da hat der Coswiger jetzt zwar ein Gerät, doch das konnte er vorher nicht ausprobieren, ist nicht so richtig glücklich damit. Er würde es am liebsten zurückgeben. Was aber nicht so einfach geht. Vielleicht findet sich noch ein Weg. Auf jeden Fall müsse beim nächsten Heil- und Hilfsmittel auf eine intensivere Beratung gedrängt werden – das raten die Barmer-Mitarbeiter immer wieder.

Und neben dem Rat gibt es Tage später noch eine gute Nachricht: Das beantragte Pflegegeld wurde bewilligt.