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Hilfe beim Umbauen

Bürger gründen einen Verein, um alte und bedürftige Menschen zu unterstützen – davon soll auch das Handwerk vor Ort etwas haben.

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© Lutz Weidler

Von Udo Lemke

Klipphausen. Das Problem ist so offensichtlich wie schwierig zu lösen: „Jeder, der eine Pflegestufe hat, bekommt 4 000 Euro Umbauhilfe. Das reicht, um Türen für den Rollstuhl zu verbreitern, aber nicht, um ein Bad komplett umzubauen“, erklärt René Köhler. Und das ist der Punkt, wo er und die anderen Mitglieder des im April gegründeten Vereins „Lebenswertes Zuhause“ ansetzen. „Alles, was über 4 000 Euro liegt, muss quasi als Eigenanteil aufgebracht werden. Viele haben das Geld dafür einfach nicht.“ So dass die gesamte Umbaumaßnahme nicht stattfindet. Der Verein sammelt Spenden, um die fehlenden Gelder zusammen zu bekommen. „Und wir helfen bei der Beantragung. Denn gerade ältere Leute und ihre Angehörigen scheuen oft den bürokratischen Aufwand.“

Weil das Geld oft nicht abgerufen wird, würden die Krankenkassen, die ja zugleich auch die Pflegekassen sind, mittlerweile auf Geldbergen sitzen, nimmt René Köhler an. Auf Nachfrage bei der AOK Sachsen wird diese Annahme nicht bestätigt. Im Gegenteil, die Zuschüsse zu Umbaumaßnahmen würden „sehr rege in Anspruch genommen“, so Christiane Martens Pflegereferentin bei der AOK Sachsen. „Auch, um auf diese Möglichkeiten hinzuweisen, sind unsere Pflegeberater ja da.“ Und: „Im Zeitraum vom 1. 1. 2015 bis zum 31. 8. 2016 wurden durch die AOK PLUS ca. 7 950 Maßnahmen zur Verbesserung des individuellen Wohnumfeldes in Sachsen genehmigt. Je Leistungsempfänger wurde im Auswertungszeitraum dabei im Durchschnitt ca. 2 900 Euro je Maßnahme erstattet.“

Die AOK beteiligt sich an den Kosten für einen Umbau der Wohnung oder des Hauses, in der bzw. dem die häusliche Pflege stattfindet. Voraussetzungen dafür sind, dass erst durch den Umbau die häusliche Pflege ermöglicht wird, dass sie dadurch in erheblichem Maße erleichtert wird und „eine selbstständigere Lebensweise des Pflegebedürftigen wiederhergestellt wird“.

Sind die Voraussetzungen gegeben, dann können Umbauten mit bis zu 4 000 Euro unterstützt werden. Von der AOK heißt es zu den Fördermöglichkeiten weiter: „Leben mehrere Pflegebedürftige in einer Wohnung, ist der Gesamtbetrag auf 16 000 Euro begrenzt.“

Möglich sei es auch, für mehrere Maßnahmen mehrfach Geld zu beantragen, erklärt Maritta Götz, die mit ihrem ambulanten Pflegedienst in 25 Ortsteilen der Gemeinde Klipphausen unterwegs ist. Also, wenn jemand in einem Jahr Badumbauten vornehmen und im folgenden Türschwellen abmontieren lassen will, dann kann er beides nacheinander beantragen, so Maritta Götz. Und: „Ich weise meine Patienten auf die Möglichkeiten der Umbauhilfen hin.“

René Köhler ist selbstständiger Bauleiter, andere Vereinsmitglieder sind Rentner, wieder andere Berufstätige. Die Motivation, sich um andere zu kümmern, ist bei allen ähnlich. Sie haben selbst in der Familie oder im Freundeskreis mit Menschen zu tun, die bedürftig geworden sind. „Viele haben zu Hause Demenzkranke oder Verwandte, die im Alter eingeschränkt sind.“

René Köhler und die anderen Vereinsmitglieder wollen, dass potenzielle Spender wissen, wo ihr Geld hinkommt. Deshalb sollen zunächst Projekte in der Region unterstützt werden. „Ab Oktober wollen wir Firmen in Klipphausen besuchen, um Spenden einzuwerben.“ Da Lebenswertes Zuhause ein gemeinnütziger Verein ist, seien alle Spenden auch absetzbar. Wichtig ist ihnen auch, dass Bauaufträge an heimische Firmen gehen, um das Handwerk vor Ort zu unterstützen. „Spenden von hier, für Leute von hier, umgesetzt durch Firmen von hier.“

„Als Bürgermeister der Gemeinde Klipphausen begrüße ich das Engagement sehr“, erklärte Gerold Mann: „Unsere Dörfer sollen auch zukünftig ein lebenswertes Zuhause für viele bieten!“