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Hilfe beim letzten Gang

Olbersdorf bittet bei Personalproblemen auf dem Friedhof künftig in Zittau um Unterstützung. Andernorts ist auch das Ehrenamt gefragt.

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© Matthias Weber

Von Mario Sefrin

Der Olbersdorfer Friedhofsleiter Ralph Weise und seine Sekretärin könnten in Zukunft öfter mit Kollegen von der Zittauer Dienstleistungsgesellschaft (SDG) zusammenarbeiten. Die Grundlage dafür wurde jetzt im Olbersdorfer Gemeinderat gelegt. Die Räte beschlossen in ihrer jüngsten Sitzung eine Dienstleistungsvereinbarung mit der SDG, die künftig bei Personalproblemen auf dem Olbersdorfer Friedhof helfen soll. Auf den Weg gebracht wurde die Vereinbarung von der Gemeindeverwaltung, die für den Friedhof im Ort verantwortlich ist. „Wir wollen als Gemeinde den Friedhof erhalten“, sagt der Olbersdorfer Haupt- und Bauamtsleiter Ralph Bürger. „Doch in der Vergangenheit hat es immer wieder Probleme gegeben, Ausfälle zu kompensieren, wenn unsere Mitarbeiter beispielsweise mal krank waren.“ Zumal die beiden Mitarbeiter auch schon älter seien. Die SDG, die 13 Mitarbeiter beschäftigt, könnte in solchen Notfällen aushelfen, so die Überlegung der Olbersdorfer Gemeindeverwaltung.

In Olbersdorf verspricht man sich von der Zusammenarbeit mit der Zittauer Dienstleistungsgesellschaft die Sicherstellung einer guten und hochwertigen Betreuung im Trauerfall. Das wollen auch die Gemeinderäte: „Die Bürger haben ein Recht auf eine ordentliche Trauerarbeit“, sagt Gemeinderat Mike Herglotz (100pro Olbersdorf). Bei der Dienstleistungsgesellschaft in der Nachbarstadt sehen die Olbersdorfer diese Qualität gesichert: „Die SDG-Mitarbeiter sind ausgebildet und haben auch die entsprechende Technik für die anfallenden Arbeiten“, sagt Amtsleiter Ralph Bürger. Es gab für Olbersdorf noch einen anderen Grund, sich mit dem Anliegen an Zittau zu wenden. „Viele Friedhöfe im Umland sind in kirchlicher Verwaltung. Die Auswahl hat sich für uns darum auf nur wenige Möglichkeiten beschränkt“, so Bürger.

Zum Einsatz kommen sollen die Zittauer jedoch nur, wenn in Olbersdorf Not am Mann ist. „Die Mitarbeiter der SDG sollen Aufgaben in der Friedhofsverwaltung und der Feierhalle in Olbersdorf nur nach Beauftragung durch die Gemeinde übernehmen, heißt es in der von Olbersdorf ausgearbeiteten Vereinbarung. Zu diesen Aufgaben gehören insbesondere die Sicherstellung von Öffnungszeiten, die Beratung von Hinterbliebenen und Kunden zu Möglichkeiten der Beisetzung auf dem Friedhof sowie die Organisation und Durchführung von Trauerfeierlichkeiten in Olbersdorf. In der Vereinbarung werden weiterhin die Vergütung, Rechte und Pflichten der Vertragspartner und Haftungsfragen geregelt. Ausgelegt ist die Vereinbarung vorerst auf einen Zeitraum von anderthalb Jahren. „Wir werden bis dahin prüfen, wie die Zusammenarbeit geklappt hat. Das Ziel könnte aber auch eine langfristige Vereinbarung sein“, sagt Amtsleiter Ralph Bürger.

Auch in Hörnitz und Oybin liegt die Friedhofsverwaltung wie in Olbersdorf in der Hand der Gemeinden. In Oybin kümmert sich der Fremdenverkehrsbetrieb darum. Da in diesem auch der Bauhof integriert ist, gibt es personell gesehen aber keine Probleme. Man habe bei Bedarf die Leute und könne auch in Notfällen reagieren, heißt es in der Gemeinde.

In Jonsdorf, Lückendorf und Bertsdorf hat dagegen die evangelische Kirche die Friedhöfe in ihrer Verantwortung. Auch die Kirche nimmt für diese Arbeit zum Teil fremde Hilfe in Anspruch. „In Lückendorf wird der Friedhof über einen Vertrag mit einer ortsansässigen Gartenbaufirma betreut“, sagt der Jonsdorfer Pfarrer Christian Mai. „In Jonsdorf und in Bertsdorf arbeiten nur jeweils eine beschäftigte Person in Teilzeit.“ Die Friedhofsverwaltung in den genannten Orten erfolge im Zusammenhang der jeweiligen Kirchgemeindeverwaltung. „Natürlich unterstützen wir uns gegenseitig und springen im Krankheitsfall füreinander ein. Das ist selbstverständlich und geschieht sehr solidarisch“, sagt Mai. Die Kirchenvorstände bemühten sich nach Kräften, die, laut Mai, drei kleinen, sehr schönen, natürlichen Friedhöfe zu erhalten. „Sie sind ja ein wesentlicher Erinnerungsort und Teil der Identität der jeweiligen Ortschaft.“ Auch die Gemeindeglieder und Nichtgemeindeglieder, fleißige und engagierte Bürger aus den Orten tragen zum Erhalt der Anlagen bei, sagt der Pfarrer. „Sie leisten jährlich mehrere Friedhofseinsätze.“ Auch aus diesem Grund wünscht sich der Pfarrer, dass dieser Arbeit mehr Dankbarkeit entgegengebracht wird. „Leider wird es den Gemeinden als Friedhofsträger heute sehr schwer gemacht. Beschimpfungen der Kirchvorsteher für ihre Arbeit, Pietätlosigkeit, Anonymität, egoistische Wünsche bis hin zum Verweigern der Bestattung mit der Suche nach illegalen Auswegen, dem angeblichen „Zwang“ zur Friedhofsbestattung zu entkommen. Da steckt viel Ärger drin, dem Friedhofsmitarbeiter und Ehrenamtliche ausgesetzt sind. Aber sie sind alle stolz auf ihre heimatlichen Friedhöfe und lassen sich davon nicht abbringen, einen würdevollen Ort für die letzte Ruhe zu gestalten.