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Hilbert will Merkel holen

Bei der Bürgerversammlung in der Kreuzkirche sorgte Oberbürgermeister Dirk Hilbert zunächst für Unmut.

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© Sven Ellger

Von Andreas Weller

Dresden. Vor dem NH-Hotel gegenüber wurde gerade noch ein Schwung Touristen aus einem Bus gelassen, als sich mehrere Hundert Dresdner in die Kreuzkirche begaben, um über ein Problem zu reden: Flüchtlinge in Dresden, war der Titel der Bürgerversammlung, zu der Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) und Superintendent Christian Behr eingeladen hatten. Und Hilbert stieg gleich ein. Er betonte, dass er bei seiner Einschätzung bleibt: „Wir stecken fest, aber Pegida befindet sich auch genau auf diesem Weg.“ Außer Hetz-Reden und üblen Entgleisungen bei Facebook biete die asylfeindliche Bewegung nichts – vor allem keine Lösungen. Die Mehrheit im Publikum buhte, dann gab es ein wenig Applaus.

Mehrere Hundert Dresdner kamen zur Bürgerversammlung in die Kreuzkirche.
Mehrere Hundert Dresdner kamen zur Bürgerversammlung in die Kreuzkirche. © Sven Ellger
Im Publikum war auch Katrin Oertel (mitte).
Im Publikum war auch Katrin Oertel (mitte). © Sven Ellger
Bürgermeisterin Dr. Kristin Klaudia Kaufmann, Beigeordnete für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Wohnen sprach ebenfalls.
Bürgermeisterin Dr. Kristin Klaudia Kaufmann, Beigeordnete für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Wohnen sprach ebenfalls. © Sven Ellger

Viele Teilnehmer meldeten sich nach und nach zu Wort. Viele sprachen über ihre Ängste, eine Frau beschrieb, dass sie bereits mehrfach in der Neustadt überfallen wurde und vieles mehr. Vor allem zeigte sich, dass die Mehrzahl im Raum skeptisch bis ablehnend gegenüber Flüchtlingen ist. Es ging auch nicht mehr darum, zwischen Kriegsflüchtlingen und angeblichen Wirtschaftsflüchtlingen zu unterscheiden. Man habe vor allem bedenken gegen den Islam. Die Angst, dass die Religion die Vorherrschaft in Dresden und Deutschland übernehme. „Viele wollen nicht weltoffen sein“, sagte einer und fügte an: „Wir wollen entscheiden, wer bei uns leben darf.“

Man sehe die Politiker als eigentliche Auslöser der Krise, weil sie die Bürger nicht verstehen und es auch nicht wollen, hieß es. Als Polizeiseelsorger und Pfarrer Christian Mendt vortrug, dass die Kriminalität in Dresden nur leicht gestiegen sei, gab es höhnisches Gelächter. „Sie erleben Dinge anders als sie statistisch erfasst sind“, lautet Mendts Antwort.

Am Ende wurde festgestellt, dass man weiter miteinander reden müsse. Viele der Sorgen, beispielsweise über die generelle Asylpolitik, können aber nicht in Dresden gelöst werden. Zu dieser Feststellung kam Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP): „Deshalb holen wir doch Bundespolitiker hierher und führen mit ihnen den Dialog weiter.“ Konkret nannte Hilbert Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), Vize-Kanzler Sigmar Gabriel und Justizminister Heiko Maas (beide SPD). „Die, die sich auch bereits öffentlich zu Dresden geäußert haben“, so Hilbert. Er bot an, sie einzuladen, damit die Dresdner ihnen Fragen zu Asyl stellen können. Das stieß auf reges Interesse.

Bei der Versammlung gab immer wieder Unmut über Äußerungen von der Stadtspitze zum Thema Flüchtlinge. Einige der Anwesenden waren bekennende Pegida-Anhänger.

Am 3. März ist der nächste Dialog geplant.