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Hier wird Platz für Tharandts Nachwuchs

Eine Brache in der Stadtmitte soll einem Kita-Neubau weichen. Dieser wird schon jetzt dringend benötigt.

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© Andreas Weihs

Von Verena Schulenburg

Tharandt. Besonders kinderfreundlich sieht es hier nicht aus. Die maroden Gemäuer an der Roßmäßler Straße in Tharandt laden keineswegs zum Spielen und Toben ein. Und dennoch soll sich hier in Zukunft der Nachwuchs wohlfühlen. Dort, wo jetzt noch die alte Apotheke in Tharandt steht, will die Tharandter Rathausspitze eine neue Kindertagesstätte errichten. Die Mitglieder des Tharandter Stadtrates haben dazu auf ihrer Sitzung am Donnerstagabend ihr Okay gegeben.

Ursprünglich wollten die Stadtvertreter im ersten Obergeschoss der Tharandter Grundschule weiteren Platz für die Jüngsten schaffen. Doch die Idee, die Etage auszubauen, erwies sich zwischenzeitlich als unwirtschaftlich. Mit dem Neubau an der Roßmäßler Straße wollen die Tharandter nun zwei Probleme lösen: Zum einen verschwindet damit ein Schandfleck mitten in der Stadt. Zum anderen kommt Tharandt mit einer neuen Kita dem Bedarf an Betreuungsplätzen nach – und dieser ist enorm.

Das Kinderhaus auf der Heinrich-Cotta-Straße in Tharandt, die Kita „Bienenhaus“ in Kurort Hartha und auch die Tagesmütter sind voll ausgelastet. Im Kinderhaus besteht außerdem das Problem, dass im Untergeschoss in Zukunft der Gruppenraum wegfallen muss, zum einen wegen Feuchtigkeit, zum anderen aus Platzgründen, erklärte Annerose Just, Hauptamtsleiterin in Tharandt. Hier sollen künftig ein dringend notwendiger Mehrzweckraum und ein Zimmer für das Personal entstehen. 18 Kinder müssten dann auf eine andere Einrichtung ausweichen.

Hinzu kommt, dass derzeit 63 Kinder in anderen Kommunen betreut werden, obwohl ihnen eigentlich ein Kita-Platz in Tharandt zustünde. Im Gegenzug besetzen gerade einmal acht Kinder aus umliegenden Gemeinden einen Platz in der Forststadt, wie Just erklärte. Und damit nicht genug: Tharandt verzeichnet aktuell einen Einwohnerzuwachs, nicht nur aufgrund von Geburten, sondern auch durch Zuzüge. Ein Zuwachs, der in den nächsten Jahren nicht abreißen dürfte. Denn auch mit dem Flächennutzungsplan, den Tharandt derzeit gemeinsam mit Dorfhain überarbeitet, sollen auf Tharandter Flur 130 neue Wohnungen und Bauflächen entstehen. „Wir planen etwa mit jeweils einem Kind pro Wohneinheit“, erläuterte Annerose Just die vorsichtige Prognose der Stadt. Ein Trend, der auch die Kapazitäten in den Grundschulen auf die Probe stellt. Denn mit weiteren Kita-Kindern steigen folglich auch die Schülerzahlen.

Insgesamt 74 zusätzliche Kita-Plätze benötigt Tharandt nach aktuellen Annahmen für die nächsten Jahre. Ein Bedarf, den die neue Kindertagesstätte an der Roßmäßler Straße decken soll. Dazu muss der Altbau aus dem Jahr 1976 dem Erdboden gleichgemacht werden, inklusive der alten Garagen im Hinterhof. Ganz einfach wird der Abriss jedoch nicht. Das Gebäude ist mit Asbest belastet und im Untergeschoss befand sich früher das Kreislabor des Apothekenwesens, erinnert sich Stadtrat Otto Wienhaus (FDP-Mandat). Deshalb müsse das Grundstück auch auf Schadstoffe hin geprüft und bereinigt werden. Prinzipiell begrüße er den Standort für eine Kita aber sehr. Ähnlich sieht das Manfred Oswald (SPD): „Ich halte viel von dem Standort. Er ist zentral, gut zu erreichen und nahe der Grundschule“, argumentierte er. Mit dem Neubau an besagter Stelle werde Tharandt einer zukunftsträchtigen Entwicklung gerecht.

Für die neue Kita stünden damit insgesamt 1 300 Quadratmeter Grundstück zur Verfügung. Mit einer Grundfläche von 250 Quadratmetern soll der über eine Million Euro teure Neubau auf zwei Etagen errichtet werden. Geplant sind Plätze für Krippe, Kindergarten und Hort. Wann die ersten Knirpse das neue Haus erobern können, steht aber noch nicht fest und ist vor allem davon abhängig, wann Tharandt mit finanzieller Unterstützung rechnen kann.

Das Projekt ist Teil des sogenannten „Integrierten Konzeptes zur öffentlichen Daseinsvorsorge“, das die Städte Tharandt und Wilsdruff gemeinsam erarbeiten. Fördergeld wird aus dem Programm „Kleinere Städte und Gemeinden“ erwartet, voraussichtlich im Herbst, erklärte Bürgermeister Silvio Ziesemer (parteilos). Sollte das klappen, könne bereits über den kommenden Winter die Brache an der Roßmäßler Straße abgerissen werden. Geld dafür in Höhe von rund 200 000 Euro hatte Tharandt bereits in den aktuellen Etat eingestellt, damals noch für die Ausbaupläne, die zusätzliche Kita-Plätze im örtlichen Schulhaus schaffen sollten.