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Hier wird Parken zum Problem

Wer sein Auto länger als eine Stunde abstellt, muss tief in die Tasche greifen. Ab August kontrolliert das eine Aufsicht.

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© Claudia Hübschmann

Von Marcus Herrmann

Meißen. Ziel sei es, die „Wildparkerei“ zu beenden. Mit dieser klaren Ansage endet ein Schreiben der DSW-Immobilien in Meißen, das der SZ vorliegt. Die DSW ist Besitzer der Parkflächen rund um den Norma-Einkaufsmarkt an der Talstraße. In direkter Nachbarschaft zur Porzellanmanufaktur sind die Plätze – besonders am Nachmittag und Abend – zum Großteil belegt. Augenscheinlich nutzen aber längst nicht alle Parker den Stellplatz, um im Norma einzukaufen. „Hier stellen sich zuhauf Mitarbeiter der Manufaktur hin, das ist nichts Neues“, so ein Passant gegenüber der SZ.

Hier stehen nicht nur Kunden des Einkaufsmarktes, weshalb der Besitzer der Parkfläche jetzt Gebühren erheben will.
Hier stehen nicht nur Kunden des Einkaufsmarktes, weshalb der Besitzer der Parkfläche jetzt Gebühren erheben will. © Claudia Hübschmann

Dieser Fakt dürfte zu dem Schreiben geführt haben. Es wurde unter anderem Mitarbeitern der Manufaktur zugesandt, wohl intern verbreitet. Bei der Stadt Meißen weiß man hingegen nichts davon. Sein Inhalt besagt, dass auf dem Privatgrundstück ab dem 1. August höchstens eine Stunde unter Nutzung der Parkuhr gestanden werden dürfe. „Bei längerer Standzeit muss der Nachweis erbracht werden, dass der Aufenthalt im Norma-Markt länger gedauert hat.“ Wer die Höchstparkdauer um mehr als 30 Minuten überschreite, werde abgeschleppt, teilt die Immobilienfirma weiter mit. Deren Geschäftsführer Daniel Winkler war für die SZ am Montag nicht erreichbar. Er weilt im Urlaub. Laut des Informationsblattes können aber Dauerparkverträge abgeschlossen werden. Die Konditionen: 48 Euro im Monat, Mindestdauer ein Jahr. Für Busse und Wohnmobile seien Sonderkonditionen möglich. Ob sich in dieser Preiskategorie Interessenten finden, ist allerdings fraglich. Dass es dem Besitzer DSW ernst ist, zeigt die Ankündigung: „Es wird ab dem 1.8.2017 dauerhaft eine Parkplatzaufsicht vor Ort sein.“

Wird sich dadurch die Parksituation im Umfeld der Porzellanmanufaktur ab August verschärfen?

Die Meißner Stadtverwaltung sieht das nicht so. Es gebe keine akuten Parkplatzprobleme im Umfeld der Manufaktur. Die Gesamtsituation habe sich mit dem Bau des Parkplatzes durch die Meißener Stadtwerke gleich neben der Staatlichen Porzellan-Manufaktur verbessert, so Anne Dziallas aus dem Bürgermeisterbüro. „Die Parkplätze stellen ein Angebot für Touristen inklusive Reisebussen dar, können aber selbstverständlich auch individuell von Mitarbeitern der Manufaktur genutzt werden“, sagt sie.

„Außerdem wurden mit dem Ausbau der Wettinstraße im Rahmen der Schadensbeseitigung nach dem Hochwasser 2002 eine Reihe von Stellplätzen geschaffen oder saniert.“ Allgemein sei das Meißner Parkplatzsystem so ausgelegt, dass die Gebührenpflicht und Gebührenhöhe mit zunehmender räumlicher Nähe zur Altstadt ansteigen – also Parkplätze ab Kerstingstraße stadtauswärts kostenfrei sind, am Parkplatz Kerstingstraße und an der Wettinstraße ab dem Käthe-Kollwitz-Park stadteinwärts aber Gebühren erhoben werden.

Zu der Preiserhöhung der DSW-Immobilien am Norma auf der Talstraße und dem „Wildparken“ durch Mitarbeiter der Manufaktur sagt Dziallas: „Wenn es kostenfreie Angebote gibt, werden diese sicher vorrangig genutzt, so vermutlich auch auf dem Privatgelände am Norma. Das der Eigentümer nun darauf reagiert, um seinen Kostenaufwand zu decken oder Nutzungskonflikte mit den Geschäften auf seinem Grundstück zu vermeiden, ist sein gutes Recht.“ Das Angebot von Dauerparkverträgen für 48 Euro pro Monat stellt aus Sicht der Stadt eine Option für Interessenten dar. „Es obliegt dann der individuellen Entscheidung, wie ein Arbeitnehmer seinen Arbeitsweg gestaltet und wo das Auto abgestellt wird.“

Engpässe dürften aus Sicht der Verwaltung mit den neuen Gegebenheiten am Norma nicht entstehen. Denn die Talstraße sei ab der Karl-Niesner-Straße stadtauswärts beidseitig gesäumt von Parkplätzen. Das gleiche gelte für die Wettinstraße. Insofern gebe es aktuell keine Veranlassung für die Stadt, zu handeln. Eine Ausnahme sei die angestrebte Park & Ride-Anlage am Haltepunkt Triebischtal.

Sandra Jäschke, Sprecherin der Manufaktur, wolle sich nach ihrem Urlaub um die Angelegenheit kümmern, schauen, wie viele Parkmöglichkeiten den Mitarbeitern zur Verfügung stehen, und wie viele davon auch tatsächlich genutzt werden. Fraglich bleibt derweil, was mit den Stellflächen auf dem Parkdeck des Norma-Marktes passiert. Diese werden aktuell nicht genutzt.