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Hier wird kein Bus fahren

Anwohner in Goppeln haben sich gegen eine neue Haltestelle entschieden. Das passt nicht jedem.

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© Karl-Ludwig Oberthür

Von Franz Werfel

Bannewitz. Eigentlich wollte die Bannewitzer Gemeindeverwaltung ihren Bürgern in Goppeln nur etwas Gutes tun. Mit den Planungen, die alte Staatsstraße S 191 für den Autoverkehr stillzulegen, entstand die Idee, im Goppelner Baugebiet an der Carl-Bantzer-Straße eine neue kleine Bushaltestelle einzurichten. Man habe dabei besonders Schüler und ältere Leute im Blick, hieß es aus dem Rathaus in Possendorf. Denn diese müssen von dem unteren Wohngebiet bis zur bestehenden Bushaltestelle am alten Goppelner Gasthof etwa einen halben Kilometer weit laufen. Bis zum oberen Wohngebiet an der Max-Pechstein-Straße sind es gar 700 Meter. Zweimal morgens und zweimal abends könnte ein Bus der RVD-Linie 351 hier halten und wenden. Der Platz reiche aus, wenn die Anwohner ihn nicht zum Parken nutzen würden.

Vielleicht war das der Knackpunkt: Denn schnell, nachdem die Pläne bekanntwurden, regte sich Widerstand unter den Bürgern. Vor allem bei jenen, die in der Carl-Bantzer-Straße wohnen. Sie fürchteten um ihre Ruhe, hielten das begrünte Rondell für ungeeignet – vor allem aber sahen sie keine Notwendigkeit für eine weitere Bushaltestelle in Goppeln. Pierre Frotscher (CDU) vom Goppelner Ortschaftsrat erklärte sich bereit, eine Bürgerumfrage in den beiden Wohngebieten zu starten. Schnell wurde klar, dass die Anwohner der Kirchner- und Pechsteinstraße die Haltestelle befürworten. Das Umfrageergebnis aus der Carl-Bantzer-Straße präsentierte Goppelns Ortsvorsteherin Elke Schleife (Bürgergemeinschaft) am Donnerstagabend in der sanierten alten Schule.

Obwohl elf Haushalte bei der Befragung nicht anwesend waren, war das Ergebnis letztlich recht eindeutig: Bei 46 Ja- und 67 Nein-Stimmen sowie 15 Enthaltungen sprach sich die Mehrheit gegen die neue Haltestelle aus.

Nun hat diese Umfrage zwar auf die finale Entscheidung der Bannewitzer Gemeindeverwaltung keine Auswirkung. Juristisch gesehen konnte sie lediglich dazu dienen, ein Stimmungsbild zu bekommen. Der Bannewitzer Bürgermeister Christoph Fröse (parteilos), der am Donnerstagabend ebenfalls an der Ortschaftsratssitzung teilnahm, bekräftigte aber seine Aussage vom April: „Hier wird kein Bus fahren“, sagte er. „Es war unser guter Wille, hier zu investieren. Das haben die Anwohner abgewählt, somit spart die Gemeinde sogar noch ein bisschen Geld“, sagte der Verwaltungschef entspannt.

Elke Schleife, von Beginn an Befürworterin der neuen Haltestelle, sagte, dass sie aufgrund des Ergebnisses recht wehmütig sei. „Ich fand den Vorschlag gut. Der neue Halt wäre eine Investition in die Zukunft und Sicherheit unseres Ortes gewesen.“ Gleichwohl akzeptiere sie den Willen der Bürger. Ortschafts- und Gemeinderat Walter Kaiser (Bürgergemeinschaft), der sich ebenfalls für die Haltestelle ausgesprochen hatte, sprach den Nachteil direkter Demokratie an. „Soziale Fragen sollten nicht durch die Interessen Einzelner beantwortet werden“, sagte er. Denke man an die Kinder und Senioren im Ort, müsse man bei manchen politischen Fragen auch das Interesse der Minderheit berücksichtigen.

Ein zweifacher Familienvater sah es kritisch, dass nur die Anwohner in den betreffenden Wohngebieten befragt wurden und somit nur etwa zwei Drittel aller Goppelner. „Ich hätte auf jeden Fall für die Haltestelle gestimmt“, sagte er. „Außerdem ist die Haltestelle am alten Gasthof sehr gefährlich.“ Der Haltestellengegner Maik Wetzel freute sich über das Ergebnis und sagte: „Dadurch, dass die Gemeindeverwaltung das Bürgervotum akzeptiert, bleibt der soziale Frieden im Ort gewahrt.“ Die Mehrheit der Anwohner könne nun nicht von den Bussen gestört werden.

Damit niemand erfährt, wie sein Nachbar abgestimmt hat, wird Ortsvorsteherin Elke Schleife die Umfragebögen in der kommenden Woche entsorgen.