Merken

Hier will Pirna das Tempo drosseln

Für Städte ist es jetzt einfacher, Tempo-30-Strecken auszuweisen. Doch nicht überall, wo es gefordert wird, klappt es auch.

Teilen
Folgen
© dpa

Von Thomas Möckel

Pirna. Der Elternrat des Copitzer Herder-Gymnasiums unternahm Mitte 2017 einen weiteren Versuch, den Schulweg für die Gymnasiasten sicherer zu machen. Das Gremium forderte die Stadt auf, auf der Rudolf-Renner-Straße in Höhe der Einfahrt zur Bildungsstätte künftig eine Tempo-30-Strecke einzurichten. „Diese Regelung kann durchaus zeitlich begrenzt werden. Hauptsache zum Schulbeginn und zum Unterrichtsende wird langsam gefahren“, sagt Matthias Fey vom Elternrat. Aussicht auf Erfolg versprach die 2017 modifizierte Straßenverkehrsordnung, Sie eröffnet Gemeinden neue Spielräume, die Sicherheit von Fußgängern, speziell an Kitas, Schulen, Alten- und Pflegeheimen, sowie an Krankenhäusern zu verbessern. Die Kommunen können auf Straßen vor diesen Einrichtungen nun ohne besondere Begründung und unabhängig von der jeweiligen Straßenklassifizierung Tempo-30-Strecken ausweisen, sofern bestimmte Voraussetzungen gegeben sind. Ausgehend von der Forderung am Herder-Gymnasium untersuchte Pirna in den vergangenen Monaten sämtliche dafür potenziell infrage kommende Einrichtungen. Inzwischen gibt es eine mit der Polizei abgestimmte Liste mit Orten, wo Kraftfahrer künftig den Fuß vom Gas nehmen sollen. Die entsprechenden Schilder sollen spätestens nach den Winterferien stehen. Die SZ fasst zusammen, wo künftig langsamer gefahren werden muss – und wo nicht.

Liebe Leser, haben Sie vielleicht noch weitere Vorschläge, wo in Pirna Tempo-30-Strecken eingerichtet werden sollten? Dann schicken Sie bitte Ort und Grund per Mail an [email protected]

Hier herrscht künftig Tempo 30 ...

Evangelisches Schulzentrum

Vor dem evangelischen Schulzentrum an der Rottwerndorfer Straße soll eine Tempo-30-Strecke eingerichtet werden. Sie wird in Höhe des zukünftigen Eingangsbereichs sowie der Bushaltestelle ausgewiesen – allerdings erst dann, wenn das Schulzentrum an dieser Stelle mit der endgültigen Schülerzahl in Betrieb geht.

Grundschule Zehista

In dem Bereich vor der Grundschule Zehista – auf der Zehistaer Straße sowie auf der Straße „An der Schule“ will das Pirnaer Rathaus ebenfalls die zulässige Höchstgeschwindigkeit auf 30 Stundenkilometer begrenzen.

Pestalozzi-Oberschule

Der vom Stadtrat schon vor geraumer Zeit beschlossene Verkehrsentwicklungsplan „Pirna 2030“ sieht vor, für den Bereich in Copitz östlich der Hauptstraße und nördlich der Fährstraße sowie für Hauptplatz und Oberen Platz eine Tempo-30-Zone einzurichten. Die Schulstraße, an der die Pestalozzi-Oberschule liegt, ist in dieser Regelung eingeschlossen, sodass sich laut Stadt eine gesonderte Langsamfahrstrecke vor der Bildungsstätte erübrigt.

Kita Spieloase

Die Stadt befürwortet die Regelung, für den gesamten Bereich Fährstraße , Oberer Platz und Hauptplatz bis hin zur Engstelle Postaer Straße die zulässige Höchstgeschwindigkeit auf 30 Stundenkilometer zu drosseln. Die Gründe: Am Morgen und am Nachmittag halten vor der Kita Spieloase an der Fährstraße viele Autos zum Aus- und Einsteigen; die Einmündung Quergasse/Oberer Platz ist unübersichtlich, falls dort Autos parken, ist der Obere Platz nur einspurig befahrbar; die Engstelle kurz vor der Postaer Straße ist nur einspurig passierbar; auf der gesamten Strecke gibt es einschließlich des Linienbusverkehrs ein hohes Verkehrsaufkommen.

1 / 4

... Und hier nicht:

Lessing-Grundschule

Auf der Königsteiner Straße (B172) vor der Lessing-Grundschule wird das Tempo nicht gedrosselt. Begründung: An der Königsteiner Straße gibt es am Knoten Einsteinstraße einen gesicherten Überweg mit Fußgängerampel. Der Gehweg an der Straße ist im Bereich von der Gottleubabrücke bis zur Feldschlösschenkreuzung zur Fahrbahn hin mit einem Geländer gesichert. Daher bedürfe es keiner weiteren Sicherheitsvorkehrungen für Fußgänger.

Gauß-Oberschule

Der vorhandene Kreisverkehr sowie die 100 Meter lange Stichstraße zur Gauß-Oberschule lassen laut Stadt eh keine hohen Geschwindigkeiten zu. Dort Tempo 30 anzuordnen, würde an der Situation an dieser Stelle nichts ändern. Darüber hinaus steige bei einer Verkehrsberuhigung auf der Struppener Straße der Anreiz für Kraftfahrer, auf die angrenzenden Straßen im Wohngebiet Sonnenstein auszuweichen – was nicht gewünscht sei. Tempo 30 auf der Struppener Straße scheidet damit aus.

Herder-Gymnasium

Eine nur 70 Meter lange Stichstraße führt zum Gymnasium. Angesichts dieses Faktes und angesichts der sowohl an der Stichstraße als auch an der weiteren Rudolf-Renner-Straße vorhandenen beidseitigen Gehwege und angesichts des beleuchteten Fußgängerüberweges auf der Rennerstraße selbst sieht die Stadt davon ab, auf der Stichstraße Tempo 30 anzuordnen. Allerdings prüft die Stadt jetzt noch, ob auf einem Teilstück der großen Rennerstraße auf Höhe der Gymnasium-Zufahrt eine Langsamfahrstrecke eingerichtet werden kann – so, wie es der Elternrat des Herder-Gymnasiums – und nun auch jüngst der SPD-Stadtrat Ralf Wätzig im zuständigen Ausschuss – gefordert haben.

Seniorenzentrum Einsteinstraße

Für den Bereich der Ein- und Ausfahrt zum Seniorenzentrum an der Einsteinstraße kann die Stadt die Höchstgeschwindigkeit auf der Einsteinstraße nicht auf 30 Stundenkilometer begrenzen, da es in unmittelbarer Nähe bereits einen markierten und beschilderten Fußgängerüberweg gibt, den Heimbewohner nutzen können, um die Straße zu überqueren.

Klinikum Sonnenstein

Das Tempo auf der Struppener Straße in Höhe der Klinikeinfahrt auf 30 zu begrenzen, hält die Stadt nicht für erforderlich, da die meisten Patienten und Besucher ohnehin motorisiert zum Krankenhaus kommen und es darüber hinaus in unmittelbarer Nähe zur Klinikeinfahrt eine Querungsinsel für Fußgänger gibt. Würde auf der Struppener Straße Tempo 30 bestehen, bestünde laut des Rathauses auch hier die Gefahr, dass der Verkehr unerwünscht ins Wohngebiet Sonnenstein verdrängt wird.

1 / 5