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Hier steht Simson in der Werkstatt

Ralf Großmann hat sich den Zweirädern aus Suhl verschrieben. Ein paar Vögel fehlen ihm noch.

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© Dietmar Thomas

Von Jens Hoyer

Döbeln. Eine Vogelschar nistet im Büro von Ralf Großmann an der Eisenbahnstraße. Spatz, Habicht, Schwalbe. Ganz komplett ist sie noch nicht, die nach Vögeln benannte Baureihe der Simson-Werke Suhl. „Der Star fehlt mir noch und auch ein Sperber“, sagte Großmann. Einen KR 50 – als Vorgänger der Schwalbe noch ohne Vogelnamen – muss der KfZ-Meister noch restaurieren. Einen SR 2 hat er schon, aber der SR 1 fehlt ihm noch. Was in seiner Sammlung aber nicht fehlt, ist das S 51, von denen heute noch viele von Jugendlichen gefahren werden, weil sie noch für 60 Sachen zugelassen sind. Das war auch Großmanns erstes Moped. Mit allerlei Zutaten verfeinert wie der gesteppten Sitzbank, dem hochgezogenen Auspuff, verlängerter Telegabel und stärkeren Federbeinen. „Den habe ich so aufgemotzt, wie ich ihn mal hatte“, sagte Großmann. An Gesprächsstoff fehlt es nicht mehr, seit die Mopeds im Empfangsraum stehen. „Die meisten kommen herein und gar nicht bis an den Schreibtisch“, sagte Großmann. Viele verbinden Erinnerungen mit den Mopeds aus Suhl.

Vor drei Jahren hatte der Kfz-Meister die Leidenschaft für die Zweiräder wiederentdeckt. Damals war ihm ein S 70 in die Hände gefallen. Das ist schon kein klassisches Moped mehr, sondern ein Leichtkraftrad. „Davon sind nur 20 000 Stück gebaut worden“, sagte der Meister. Alle Mopeds in seiner Sammlung hat Großmann überholt, sie sind fahrbereit. „Das bleibt aber ein Hobby. Zum Geschäft werde ich das nicht machen“, so der Meister. Regelmäßig auf Tour geht der Oldtimerfan aber mit einer anderen Simson. Wie gerade aus der Fabrik gerollt, sieht seine Touren-AWO aus. Mit 250 Kubik und zwölf PS war sie in den 50er Jahren der Traum eines jeden jungen Mannes. Großmann hatte das Wrack im Internet aufgespürt. „An der ging nichts mehr“, sagte er. „Die Awo hat mich Nerven gekostet. Da muss man sich vieles erarbeiten und auch mal ältere Herrschaften fragen, die das noch repariert haben.“ Von billigem Hobby kann auch nicht die Rede sein – die Preise für die alten DDR-Oldtimer hätten zum Teil kräftig angezogen. Heute ist Großmann regelmäßig mit der Awo unterwegs – auch seine Partnerin fährt gern mit. „Das Motorrad fährt sich wirklich gut“, meint er.

Einen Trabant 601 hat der Meister auch hergerichtet. Sonst sind die modernen Autos das Betätigungsfeld von Ralf Großmann. Vor zehn Jahren hatte er seine Werkstatt in einem Garagenkomplex an der Eisenbahnstraße aufgemacht. „Es sah hier schlimm aus. Da waren noch die alten Stahltore drin und kein Putz an den Wänden“, erzählt er. Jetzt plant Großmann noch einen Anbau. Dann hat er mehr Platz für seine Mopeds.