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„Hier kommt nichts aus der Dose“

Steffen Klunkers Gulaschkanone steht jeden Dienstag in Meißen vor dem Getränke-Fristo Großenhainer Straße 16.

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© Sebastian Schultz

Von Stefan Lehmann

Meißen/Riesa. Am Anfang erntete Steffen Klunker regelmäßig skeptische Blicke. Dass dieser damals 28 Jahre junge Mann mit seiner Gulaschkanone ernsthaft Geld verdienen könne, das habe mancher Händler nicht so richtig glauben können, erinnert sich Klunker. Mittlerweile sind 16 Jahre ins Land gegangen. „Ich habe viele Händler kommen und gehen sehen“, sagt er. Steffen „Suppen-Muppe“ Klunker ist geblieben: Noch steht seine Gulaschkanone jeden Mittwoch ab 9.30 Uhr auf dem Rathausplatz in Riesa. Drei verschiedene Suppen zu drei Euro hat der Großenhainer im Angebot.

An diesem Tag stehen Porree-Eintopf und Linsensuppe auf dem Speiseplan – und natürlich der Klassiker: Kesselgulasch. Der geht traditionell besonders gut. Wobei da auch jede Stadt so ihre Eigenheiten habe, erzählt der Großenhainer. „Ich würde sagen, in Riesa sind Graupen- und Kartoffelsuppe besonders beliebt“, sagt er nach kurzem Überlegen. Überhaupt seien die Riesaer „ein nettes Volk“. In Großenhain jedenfalls habe man es schwerer, als Außenstehender eine neue Idee zu etablieren, sagt er. Anfangs habe er zwar auch Überzeugungsarbeit leisten müssen, um überhaupt erst einmal einen Stand auf dem Rathausplatz eröffnen zu dürfen. Die Marktbesucher selbst hätten sein Angebot aber recht zügig angenommen. In Riesa sei man seiner Erfahrung nach ein wenig aufgeschlossener. Auch wenn er natürlich überhaupt nicht nachvollziehen könne, dass er hier neulich als „überelbsch“ betitelt worden sei. „Dabei müssen wir doch über die Elbe fahren, um zu euch nach Riesa zu kommen“, sagt Klunker und grinst.

Das Plaudern mit den Kunden gehört für ihn dazu. Ehe er sich vor 16 Jahren selbstständig machte, arbeitete Steffen Klunker bei der Bahn im Stellwerk. Wegen gesundheitlicher Probleme habe er den Beruf nicht mehr ausüben können. Den Wechsel in die Selbstständigkeit bereut er nicht. „Hier bin ich an der frischen Luft, kann mit den Leuten quatschen.“ Das sei allemal mehr Abwechslung als im Stellwerk – und er sei sein eigener Chef. Die Rezepte stammen weitgehend aus der Familie, später seien noch weitere aus dem Bekanntenkreis dazugekommen. Über die Jahre seien sie noch verfeinert worden – und natürlich sind die genauen Rezepturen geheim. Mit einem Irrtum will Klunker in jedem Fall aufräumen: „Manche Leute denken ja wirklich, dass wir einfach nur Zutaten aus der Dose zusammenrühren.“ Das sei natürlich Quatsch. Eingekauft wird seit eh und je in der Region, so gut es eben geht: „Das Fleisch kommt von der Firma Kerscher in Wülknitz, die Kartoffeln aus Großenhain.“ Andere Zutaten bezieht Klunker vom Großhändler Omega Sorg in Waldheim. In der Anfangszeit, als Einzelkämpfer, hatte Steffen Klunker schon allein mit dem Einkaufen ordentlich zu tun, stand am Abend teils stundenlang in der Küche.

Mittlerweile läuft das Geschäft so stabil, dass Klunker drei Angestellte beschäftigt, außerdem noch zwei Aushilfen. Die ganze Woche über tingelt Suppen-Muppe durch den Landkreis, auch in Dresden steht eine der auffällig gestalteten Gulaschkanonen dreimal in der Woche. Und Steffen Klunker denkt schon an die Zukunft: Eine größere Gulaschkanone soll her, aus der sich dann auch gekühltes Essen servieren lässt. Im Sommer sei die Nachfrage nach heißem Gulasch nämlich nicht ganz so hoch wie zurzeit, sagt Klunker.