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Hier entsteht ein etwas anderes Klassenzimmer

Die Grundschule hat mehr Anmeldungen als freie Plätze. Die Stadt fand dafür eine ungewöhnliche Lösung.

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Von Romy Kühr

Für Hunderte Kinder im Oberland beginnt in wenigen Wochen ein aufregender Abschnitt: die Schulzeit. Für eine Klasse aus Friedersdorf wird er besonders aufregend. Denn sie wird ein ungewöhnliches Klassenzimmer bekommen. Der Unterricht findet für sie ab dem kommenden Schuljahr in einem Container statt. Das hört sich schlimmer an, als es ist. Es handelt sich um einen modernen Containerbau, der ein ganzes Klassenzimmer beherbergt – mit Wasser- und Elektroanschluss und allem, was sonst noch dazu gehört.

Der Container ist die Lösung für ein „Problem“, das die Stadt Neusalza-Spremberg, zu der der Ortsteil Friedersdorf gehört, mit ihren ABC-Schützen hat. Es ist ein Luxusproblem: es gibt mehr Anmeldungen für die Friedersdorfer Schule, als diese Erstklässler aufnehmen kann. Im Schulhaus ist nicht genug Platz. Auch für die Zukunft zeichnet sich dieser Trend ab. Ab dem Schuljahr 2015/16 hilft die Nachbargemeinde Oppach aus und nimmt Schüler aus Neusalza-Spremberg in ihrer Grundschule auf. Für das neue Schuljahr, das im September beginnt, konnte diese Regelung aber nicht mehr getroffen werden, die vorgeschriebenen Fristen waren zu kurz.

Deshalb entschied sich die Stadt, ihre Grundschule auf diese ungewöhnliche Weise zu erweitern. Die Kinder, die jetzt in Friedersdorf eingeschult werden, müssen aber nicht nach einem Jahr nach Oppach wechseln. Sie bleiben die ganze Grundschulzeit über in Friedersdorf. Der Container wird die nächsten Jahre bleiben, sagt Bürgermeister Matthias Lehmann (CDU). Aus diesem Grund hat die Stadt den Container auch nicht gemietet, sondern gekauft. „Das kommt uns günstiger, als ihn über einen so langen Zeitraum zu mieten“, erklärt Lehmann. 30 000 Euro hat die Anschaffung gekostet. Das sei der Preis für den reinen Container, also die Außenhülle, so Lehmann. Die Inneneinrichtung hat die Stadt zusätzlich besorgen müssen. Das sei aber kein Problem gewesen, sagt Lehmann. Man habe ohnehin eine Klassenzimmerausstattung für die Grundschule neu anschaffen und austauschen wollen.

Lehmann ist sicher, dass sich diese Investition gelohnt hat. Die Stadt könne den Container später auch für andere Zwecke nutzen, zum Beispiel bei Veranstaltungen oder wenn es in einer anderen Einrichtung Platzprobleme gibt. Neusalza-Spremberg ist nicht die einzige Kommune, die sich mit dieser Lösung behilft. In Ebersbach wurden die Kita-Kinder ein Jahr lang in einem Containerbau betreut, als der Kindergarten Knirpsenvilla saniert wurde.

Wie lange in Friedersdorf der Container bleibt, kann Matthias Lehmann noch nicht sagen. „Das kommt ganz auf die Entwicklung der Schülerzahlen an, wie lange wir ihn brauchen werden“, sagt der Bürgermeister. Es hört sich aber zumindest nach einer längerfristigen Lösung an. An der Grundschule wird derzeit die Fläche vorbereitet, auf der das Fundament für den Schulcontainer errichtet werden soll. Ein Bagger arbeitet auf dem Grundstück. Aufgestellt werden soll das neue Klassenzimmer auf der ehemaligen Spielfläche der Grundschule in Richtung Schulteich. Dort wurde das alte Klettergerüst zuvor entfernt. Es wird nicht mehr gebraucht, denn die Kinder haben auf der großen Fläche vor der Schule einen komplett neuen Spiel- und Bolzplatz erhalten. Er ist nicht nur zum Austoben für die Schulkinder gedacht, sondern auch öffentlich zugänglich. So wird auf der alten Spielfläche Platz.

Im August wird der Container hier angeliefert und aufgestellt, berichtet Bürgermeister Lehmann. Für die Nachmittagsbetreuung der ABC-Schützen gibt es im Gegensatz zu den Unterrichtsräumen genügend Platz. Der Hort ist in der Kindertagesstätte „Spatzennest“ in Friedersdorf mit untergebracht, sagt Lehmann. Dorthin gehen die Schüler nach dem Unterricht gemeinsam mit einem Betreuer, der Fußweg ist nur wenige hundert Meter weit. Einige nutzen auch den Hort in Neusalza-Spremberg an der Oberschule – je nachdem, wie es für die Familien am günstigsten ist.