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Herwigsdorferin fertigt Unikate

Goldschmiedin Anika Bomm hat ihre Werkstatt in Rosenbach. Ihre Kunden findet sie über eine besondere Zusammenarbeit in der Görlitzer Jakobpassage.

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© nikolaischmidt.de

Herwigsdorf/Görlitz. Anika Bomm ist in ihren 31 Lebensjahren schon ganz gut rumgekommen im Osten Deutschlands. Aufgewachsen im thüringischen Stadtilm, hat sie lange in Erfurt gearbeitet, dann in Leipzig, in Berlin – und seit einem Jahr ist sie in der Lausitz. Die Goldschmiedin, die unter dem Namen „Anousch“ firmiert, lebt in einem Hausprojekt im Rosenbacher Ortsteil Herwigsdorf, hat dort auch ihre Werkstatt. Seit Ende voriger Woche verkauft sie ihre handgefertigten Unikate in der Görlitzer Jakobpassage – dem Ladenlokal, das Fahrradbauer Sebastian König, Kleidungshändler Clemens Kießling und Möbelbauer Robert Melcher im April in der Jakobstraße 5a eröffnet hatten.

„Genau so etwas hatte ich gesucht“, sagt Anika Bomm. Allein einen Laden zu eröffnen kam für sie nicht infrage: „Ich wollte erst einmal irgendwo mitmachen und schauen, wie es läuft.“ Und es läuft gut an: „Gleich am vorigen Sonnabend haben sich Leute in einen meiner Ringe verliebt und ihn gekauft.“ Da war Anika Bomm gar nicht selbst vor Ort, denn sie kommt vorerst nur jeden Donnerstag nach Görlitz. Die anderen Tage braucht sie, um in ihrer Werkstatt zu produzieren.

Genau das ist das Prinzip der Jakobpassage: Es müssen nicht immer alle gleichzeitig vor Ort sein. Verkaufen kann auch einer der anderen. Am 22. April mit drei Inhabern gestartet, teilen sich sechs Monate später schon sieben Gewerke die Regale. Dazugestoßen sind neben Anika Bomm auch Axel Krüger, der hier ein Weindepot hat und einen Büroarbeitsplatz nutzt, Dilians Blaudruck, ein Paar aus der Görlitzer Südstadt, das vor allem Taschen im Blaudruck-Design verkauft, und schließlich das Snyggkästchen aus Leipzig, das kleinteiligen Schmuck anbietet.

„Damit ist unser Platz eigentlich aufgebraucht“, sagt Clemens Kießling. Zu Weihnachten kommt noch etwas Kommissionsware hinzu, aber mehr geht dann wirklich nicht mehr. Zumal der große Raum auch nicht zu eng zugebaut werden soll, denn die Jakobpassage setzt nebenbei auf Kultur. Bisher gab es vier Diskussions- und Informationsveranstaltungen sowie ein kleines Konzert, zudem eine Theaterveranstaltung pro Monat. Inzwischen haben sie sich entschieden, auch die komplette erste Etage des Hauses anzumieten – immerhin 270 Quadratmeter. Dort sollen Büro- und Seminarräume entstehen.

Doch lässt es sich von alledem leben? Gibt es in Görlitz genug Kundschaft für die kreativen Passagengründer? Alle drei sind bisher zufrieden. Durch viele Sponsoren beim Ausbau ihres Ladenlokals waren sie nie wirklich in den roten Zahlen. „Und wir werden wohl noch dieses Jahr in den schwarzen Zahlen ankommen“, ist Clemens Kießling überzeugt. Die Görlitzer als Kunden reichen aber nicht aus. Auch viele Touristen kommen in die Jakobpassage – und das Internet ist ein zusätzliches Standbein. Clemens Kießling verkauft 60 Prozent im Internet, 40 Prozent im Laden.

Anika Bomm will jedenfalls künftig mehr Zeit hier verbringen: „Im Frühling zieht meine Werkstatt aus Herwigsdorf in den Keller der Jakobpassage.“ An einem Ort produzieren, verkaufen und neue Aufträge annehmen – so stellt sie sich ihre Zukunft vor. Sebastian König wird dann etwas weniger Platz für seine Fahrräder haben: „Aber immer noch genug.“