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Heruntergekommenes Traumhaus

Was wird aus dem Rathaus in Berggießhübel? Obwohl es kein Aushängeschild mehr ist, wollen es die Einwohner nicht verlieren.

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© Daniel Schäfer

Von Heike Sabel

Bad Gottleuba-Berggießhübel. Viele haben im Berggießhübler Rathaus eine wichtige Entscheidung getroffen: Sie gaben sich hier das Jawort. „Es war ein Traumhaus“, erinnert sich eine Berggießhüblerin an ihren großen Tag. Und nun? „Jetzt ist es ein runtergekommenes Haus.“ Die Stadt überlegt, ob sie es vielleicht wieder von der Außenstelle zum zentralen Rathaus für den Doppelkurort macht. Zur Disposition stehen auch das derzeitige Rathaus am Markt Bad Gottleuba und das Georgenbad Berggießhübel. Was spricht für und was gegen das Rathaus Berggießhübel?

Bis 1896 haben die Berggießhübler Bürgermeister ihre Amtsgeschäfte nebenberuflich zu Hause erledigt. Die Sitzungen fanden im Gasthof statt. Dann gab es mit Dr. Wagner den ersten Berufsbürgermeister, der aber auch noch in seiner Mietwohnung regierte. 1900 übernahm Hermann Pfeifer das Amt. Er ließ die Wasserleitungen im Ort erneuern und in die Häuser legen. Und er kaufte das künftige Rathaus und richtete auch die Sparkasse darin ein, die sich heute am Kneipp-Platz befindet. Das Haus am Ladenberg war 1880 mit den anderen Gebäuden der sogenannten Kolonie bzw. Bergarbeitersiedlung gebaut worden. Berggießhübel wuchs und entwickelte sich. Der Platz wurde knapp. Doch erst 1939 entstand ein Anbau, das Rathaus erhielt seine heutige Gestalt. Im Seitenflügel befindet sich heute das Meldeamt.

Rudolf Landgraf war von 1928 bis 1945 Bürgermeister. Es war die bisher drittlängste Amtszeit eines Ratschefs. Eduard Julius Dittrich hält mit 21 Jahren zwischen 1837 und 1858 den Rekord. Landgraf begleitete aktiv das Vorhaben von Chefarzt Dr. Kaiser aus Bad Wörishofen zur Gründung des Kneippkurbades Berggießhübel 1934. Berggießhübel und damit sein Rathaus stand in der Blütezeit. Zum 1. Januar 1999 verlor das Haus seine Bedeutung. Bad Gottleuba und Berggießhübel vereinigten sich, Bad Gottleuba bekam das Rathaus – Berggießhübel behielt seins, zumindest als Gebäude.

Vom einstigen Traumhaus ist nicht mehr viel zu sehen. „Kein Aushängeschild“, sagen die Berggießhübler. Wer aus Richtung Pirna in den Kurort kommt, fährt direkt an dem Rathaus vorbei. Der Sanierungsbedarf am Gebäude ist hoch. Dennoch gibt es einige Pluspunkte. Zum Beispiel den großen Parkplatz auf der anderen Straßenseite. Am Haus des Gastes fehlen Stellflächen. Außerdem gibt es in dem Haus Gästezimmer. Ob es den Urlaubern wohl gefällt, wenn sie im Rathaus übernachten, fragt die Berggießhüblerin, die sich an ihre Trauung im Rathaus erinnert.

Am Donnerstag beschäftigt sich der Verwaltungsausschuss des Stadtrates mit dem Rathaus und dem Haus des Gastes. Diese Beratung ist nichtöffentlich. Zum Stadtrat am 1. Februar stehen dann alle Türen im Bürgerhaus Bad Gottleuba offen.

Quellen: Chronik von A.+S. Fischer; Klaus Türke

Wer hat noch alte Fotos vom Rathaus, erinnert sich an besondere Episoden oder hat Vorschläge für die Nutzung? Tel. 03501 5633 5640, Mail