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Hersteller verkauft jetzt selbst

Die Zittauer Firma digades baut sich ein neues Standbein auf und bietet ihr weltweit einmaliges Notrufsystem für Motorräder den Kunden an. Zum Beispiel im Internet.

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© digades

Von Thomas Mielke

Lutz Berger hat das neue Notrufsystem für Motorräder seiner Firma digades selbst getestet. Unter anderem auf einer Fahrt durch Südafrika. Aber nicht nur er allein hat das weltweit erste, in Zittau entwickelte eCall-System für Zweiräder auf Herz und Nieren geprüft. 2,5 Millionen Euro hat das Unternehmen investiert, bis das Produkt serienreif war.

Beim Verkauf des Geräts geht digades zwei Wege. Zum einen bietet die Firma ihr dguard, das bei einem Unfall automatisch Hilfe holt, den Motorrad-Herstellern an. „Einer testet es schon“, sagt Berger. Mit weiteren sei man im Gespräch. Den Einbau ihrer Technik in Fahrzeuge namhafter Marken sind der Firmenchef und seine Mitarbeiter gewohnt: Digades ist unter anderem als Hersteller für sie groß geworden.

Zum anderen ist dguard das zweite Produkt, das die Firma selber vertreibt. Damit man unabhängiger von den großen Herstellern werde, so Berger. Die Markteinführung hat er generalstabsmäßig vorbereitet und investiert dafür noch einmal mehr als eine Million Euro, unter anderem für Personal. Als Erstes ist die Weltneuheit vor einem Jahr bei der weltgrößten Motorrad-Messe in Mailand vorgestellt worden und hat prompt von einer britischen Fachzeitschrift einen Preis bekommen – obwohl es sie noch gar nicht zu kaufen gab. Mit einer großen PR-Aktion auf einem Schloss bei Frankfurt am Main ist das System vor rund fünf Monaten auf dem deutschen Markt eingeführt worden. Digades rief per PR-Agentur und ein Großteil der Fachpresse ist gekommen. Die Resonanz der Presse sei sehr gut gewesen, sagt Christin Fonfar vom Produktmanagement der Firma mit Blick auf die Veröffentlichungen.

Parallel dazu bietet digades unter der Adresse www.dguard.com auch einen eigenen Online-Handel an. Außerdem bauen Frau Fonfara und Kollegen ein eigenes Händlernetz für dguard in Deutschland auf. Mit 20 Fachfirmen, die von digades bestimmte Kriterien erfüllen müssen, verhandeln die Zittauer schon, die ersten haben bereits den Verkauf gestartet. Demnächst wollen sie auch international nach passenden Vertriebspartnern bei den Motorradhändlern suchen.

Die Werbetrommel schweigt seit der Markteinführung nicht. Digades ist auf Messen präsent, schaltet Anzeigen ... Unter anderem ist ein Motorrad, das von einer renommierten Fachzeitschrift einem Dauertest unterzogen wird, mit dguard ausgerüstet. Entsprechende Veröffentlichungen sind die Folge. Darüber, was alles rund um das Notfallsystem passiert, berichtet die Firma regelmäßig auf Facebook. Zum Beispiel auch, dass sie mit der „Rennleitung 110“, einem privaten Projekt motorradbegeisterter Polizisten zur Gefahrenprävention, zusammenarbeitet. Dazu kommen Gewinnspiele und vieles mehr.

Am Ende sind all die Aktivitäten auf ein Ziel ausgerichtet: den Absatz von dguard. „Der Verkauf ist zwar nicht so schnell gestartet, wie wir erhofft haben“, sagt Berger, ohne konkrete Zahlen nennen zu wollen. Er verrät aber, dass die Geräte jeweils zur Hälfte über den in Zittau betriebenen Online-Shop und die autorisierten Fachhändler an die Kunden gebracht werden.

Mittelfristig will Berger eine fünfstellige Zahl der Systeme pro Jahr verkaufen. Und es könnten noch mehr werden: Für Neuwagen ist so ein Notrufsystem ab 2018 EU-weit gesetzlich vorgeschrieben. Es deutet sich an, dass das bald auch für Motorräder gelten könnte. Bereits jetzt laufen auf EU-Ebene Gespräche über einen Standard für solche Geräte. Digades sitzt mit am Tisch. Wie groß das Potenzial ist, zeigen zwei Fakten: Durch die EU rollen derzeit etwa 15 Millionen Motorräder. Und BMW als großer Zweirad-Hersteller will eigenen Aussagen zufolge selber in den Markt einsteigen und entwickelt ein eigenes System. Markteinführung: frühestens 2017.