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Herrin der Knöllchen

Corina Radloff ist in Meißen ausgebildet worden, jetzt kehrt sie in die Stadt zurück und leitet eines der wichtigsten Ämter.

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© Claudia Hübschmann

Von Udo Lemke

Meißen. Zum Kanufahren und Volleyballspielen werde sie wohl jetzt nicht mehr so recht kommen, sagt Corina Radloff. Dazu hat sie als Chefin von knapp 30 Mitarbeitern jetzt zu viel zu tun. Denn die 33-Jährige führt seit dem 1. Februar das größte Amt in der Stadtverwaltung: das Ordnungsamt. In dieses ist sie im Januar vom Stadtrat gewählt worden. Damit tritt sie die Nachfolge von Markus Renner an, der zum Ersten Bürgermeister aufgestiegen ist. Dieser erklärte gestern vor der Presse, „wir haben Sachbearbeiter im Ordnungsamt, die engagiert und gut ausgebildet sind“. Dazu darf sich auch Corina Radloff zählen. Denn nach dem Studium an der Meißner Verwaltungsfachhochschule, das sie als Diplom-Verwaltungswirtin abschloss, hängte sie noch eine zweijährige Ausbildung dran, machte so ihren Master in europäischem Verwaltungsrecht.

Sie komme vom Land aus einer alten Handwerkerfamilie erzählt die Mutter zweier zwei und fünf Jahre alten Kinder. Zu Hause ist sie nun in Oberau. Das Landleben bringe auch Vorteile – etwa den Blick von außen auf das, was sie jeden Arbeitstag umgibt – die Stadt Meißen. An dieser schätzt sie die Möglichkeiten, Kultur zu genießen und dass es Geschäfte gibt, „wo man nicht nur 0-8-15-Angebote hat“.

Zum Ordnungsamt gehören das Standesamt und das Meldewesen, das Gewerbeamt und der gemeindliche Vollzug. So gesehen, ist Corinna Radloff auch die Herrin der Knöllchen. Die verteilt sie natürlich nicht selber, aber es ist ihr viel daran gelegen, raus aus dem Büro und mit den Leuten vor Ort ins Gespräch zu kommen. Aktuell betrifft das die Sondernutzungssatzung. Sie regelt u. a. die Aufstellung von Aufstellern vor den Geschäften. „Wir wollen ja die Bürger und die Touristen nicht von den Fußwegen vertreiben, weil diese mit Aufstellern zugepflastert sind, sodass nicht einmal mehr eine Mutti mit dem Kinderwagen durchkommt.“ Sie suche das Gespräch mit den Ladenbesitzern, die tagtäglich ums Überleben kämpften und versuche getroffene Entscheidungen zu erklären. „Wir wollen eine attraktive Altstadt haben.“

Zuständig ist Corina Radloff auch für die in Meißen lebenden Ausländer. Immerhin 1 400, wovon rund 600 zu den vor allem im vergangenen Jahr angekommenen Flüchtlingen zählen. Bislang sind diese von zwei Stadtteilmanagerinnen und zwei Bufdis betreut worden. „Wir wollen dieses Betreuungsangebot in veränderter Form erhalten und so zur Verbesserung des gesellschaftlichen Lebens in der Stadt beitragen“, erklärte Bürgermeister Markus Renner bei der Vorstellung seiner Nachfolgerin. Zu den Aufgaben von Corina Radloff zählt nicht nur die Führung ihrer Kollegen, sondern auch die Erarbeitung von Abstimmungsvorlagen für den Stadtrat und die Arbeit mit der Freiwilligen Feuerwehr. Dabei steht sie als Leiterin des Ordnungsamtes nicht über dem Gesetz. „Ich muss mich an Recht und Gesetz halten wie alle anderen und an Dienstanweisungen.“

Corina Radloff hat schon einige Stellen in ihrer beruflichen Karriere hinter sich. Sie hat bei der Sächsischen Bildungsagentur gearbeitet, im Dresdner Einwohnermeldeamt, und zuletzt war sie Hauptamtsleiterin der Gemeinde Wachau bei Radeberg. Nun hofft sie, dass Meißen für einige Jahre die letzte Stelle sein wird. Was sie sich für ihre Arbeit wünscht? „Wie der OB gesagt hat: dass der Laden läuft.“