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Herrenhäuser zu verkaufen

Gleich für mehrere Schlösser rund um Meißen werden neue Besitzer gesucht und das nicht zum ersten Mal.

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© Claudia Hübschmann

Von Peter Anderson

Meißen. Es ist ein Schlösschen zum Verlieben. Die alten Mauern sind von dichtem Grün umrankt. In Richtung Nordost schließt sich ein kleiner Weiher an. Der flackernde Kamin in der Küche verströmt wohlige Wärme. Aus den Fenstern der Bodenkammer schweift der Blick über weite Felder. Wer das Kleinod ohne Navi finden möchte, benötigt allerdings eine genaue Wanderkarte. Die Immobilie mit einer Grundstücksfläche von knapp 3 700 Quadratmetern liegt im Ortsteil Sornitz der Gemeinde Käbschütztal. Wie mindestens zwei weitere frühere Herrensitze im Meißner Land steht sie aktuell zum Verkauf.

950000 Euro soll das Schloss in Wendischbora laut Anzeige kosten. Holländer haben die Immobilie auf Vordermann gebracht und sanieren jetzt schon das nächste Anwesen in Bobersen.
950000 Euro soll das Schloss in Wendischbora laut Anzeige kosten. Holländer haben die Immobilie auf Vordermann gebracht und sanieren jetzt schon das nächste Anwesen in Bobersen. © Claudia Hübschmann
545000 Euro sind für diesen Teil des sogenannten Ritterguts Taubenheim aufgerufen. Es ist ein früheres Wirtschaftsgebäude.
545000 Euro sind für diesen Teil des sogenannten Ritterguts Taubenheim aufgerufen. Es ist ein früheres Wirtschaftsgebäude. © Claudia Hübschmann

Nach Angaben des Branchenverzeichnisses der Gemeinde gehört sie dem Designer und Fotografen Lars Lüdke. Seit knapp zehn Jahren dürfte er hier Schlossherr sein. Angeboten wird das teilsanierte Denkmal jetzt im Internet für knapp 500 000 Euro. Dafür erhält der Käufer ein Denkmal, dessen Substanz bis ins 16. Jahrhundert zurückreicht. Die Wohnfläche beträgt 500 Quadratmeter, welche sich über 15 Zimmer verteilen. Nach dem Zweiten Weltkrieg kamen dem Herrenhaus allerdings sein schöner Renaissance-Giebel, der Nordostturm sowie die Haube des Südwestturmes abhanden. Die mit der Anzeige verbundenen Bilder deuten auf eine Nutzung des Gebäudes zu Wohnzwecken hin.

Genau dies hat sich in jüngster Zeit an mehreren Beispielen als problematisch erwiesen. Privatleute ohne ausgefeiltes Unternehmenskonzept oder das nötige Kapital haben es kaum geschafft, herrschaftliche Immobilien im Meißner Land gründlich zu sanieren und zu erschließen. Mit Liebhaberei als einzigem Kaufgrund lässt sich kein größeres Denkmal erhalten. Seit Jahren dämmern so die Schlösser Schieritz und Gauernitz vor sich hin. Letzteres wurde 2002 durch die Juristenfamilie Linn aus Rheinland-Pfalz von der Gemeinde erworben. Heute sagt Klipphausens Bürgermeister Gerold Mann (parteilos), die Kommune habe damals zu schnell verkauft. Nichts von den in Aussicht gestellte Projekten wurde verwirklicht – weder der Ausbau von Wohnungen im Dachgeschoss noch das Angebot, Konzerte zu veranstalten und Vereine zu beteiligen. Ähnlich wie Gauernitz an der Elbe ist auch Schloss Schieritz in einen Dornröschenschlaf verfallen.

Dass es anders geht, zeigt das Beispiel Wendischbora. Das Rittergut wird zwar ebenfalls per Annonce beworben, jedoch unter anderen Vorzeichen. Das holländische Ehepaar Anneke und Hans Ramp kaufte die Immobilie 2013 (SZ berichtete). Zuvor hatten die Unternehmer bereits Erfahrungen in Böhmen gesammelt, wo sie in einem Ort südlich von Leitmeritz ein herrschaftliches Anwesen auf Vordermann brachten. Nach Wendischbora haben die Holländer mittlerweile noch Schloss Bobersen bei Riesa unter ihre Fittiche genommen. Die Leute im Ort staunten nicht schlecht, wie schnell ein ruinöses Gemäuer saniert werden kann. Dabei machen die beiden tatkräftigen Mitfünfziger kein Hehl daraus, dass der Weg das Ziel für sie bildet. Einmal hergerichtet, kann gern ein neuer Besitzer übernehmen. Laut Anzeige wäre Wendischbora mit einer Kaufsumme von knapp einer Million Euro für eine Wohnfläche von 1 000 Quadratmetern sowie das Grundstück mit 36 000 Quadratmetern ein regelrechtes Schnäppchen.

Aller guten Dinge sind drei. Als Teil des Rittergutes Taubenheim wird im Internet eine weitere, zumindest von den Maßen her herrschaftliche Immobilie beworben. Letztlich handelt es sich um ein langgestrecktes früheres Wirtschaftsgebäude neben dem Pflegeheim der Arbeiterwohlfahrt. Ins Auge fällt das nach der Wende sanierte Gebäude vor allem durch den modernen Glasturm. Der Preisvorschlag liegt hier bei 545 000 Euro für 500 Quadratmeter Haus-Grundfläche sowie das teils als Bauland zu nutzende Grundstück von 5 300 Quadratmetern.