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Tränen und Riverdance

Emotionen zum Finale: Sechseinhalb Jahre nach ihrem Amtsantritt hat sich Helma Orosz am Freitag als Dresdner Oberbürgermeisterin verabschiedet.

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© dpa

Andreas Weller

Sie kam in einem Tross, beinahe royal anmutend, über den roten Teppich geschritten. Gut 250 geladene Gäste feierten am Freitag mit Helma Orosz (CDU) ihren Abschied als Oberbürgermeisterin. Mit dabei waren auch ihre Tochter Sandra und die Enkel Leni und Toni. Mit ihrem knallroten Kleid zog Orosz alle Blicke auf sich. Doch zuerst gehörte die Bühne ihrem Stellvertreter und Wirtschaftsbürgermeister Dirk Hilbert (FDP), der jetzt die Geschäfte bis zur Neubesetzung übernimmt und zu ihrer Verabschiedung geladen hatte.

Helma Orosz verabschiedet sich

Bei der Feierstunde zum Abschied von Dresdens Oberbürgermeisterin Helma Orosz (CDU), ließ es sich der ehemalige sächsische Ministerpräsident Kurt Biedenkopf (CDU) nicht nehmen, die 61-Jährige persönlich zu verabschieden.
Bei der Feierstunde zum Abschied von Dresdens Oberbürgermeisterin Helma Orosz (CDU), ließ es sich der ehemalige sächsische Ministerpräsident Kurt Biedenkopf (CDU) nicht nehmen, die 61-Jährige persönlich zu verabschieden.
Bei ihrer Abschiedsrede hatte Helma Orosz mit den Tränen zu kämpfen.
Bei ihrer Abschiedsrede hatte Helma Orosz mit den Tränen zu kämpfen.
Die Oberbürgermeisterin von Dresden, Helma Orosz (CDU, rotes Kleid) kam in Begleitung des Ersten Bürgermeister, Dirk Hilbert.
Die Oberbürgermeisterin von Dresden, Helma Orosz (CDU, rotes Kleid) kam in Begleitung des Ersten Bürgermeister, Dirk Hilbert.
Die Platzreservierung.
Die Platzreservierung.
Die A-Cappella-Band "Die NotenDealer" sangen der scheidenden Oberbürgermeisterin ein Ständchen, die 61-Jährige lies es sich nicht nehmen, mitzutanzen.
Die A-Cappella-Band "Die NotenDealer" sangen der scheidenden Oberbürgermeisterin ein Ständchen, die 61-Jährige lies es sich nicht nehmen, mitzutanzen.
Die DVB-Vorstände Hans-Jürgen Credé (Mitte mit Brille) und Reiner Zieschank (r.) überreichen ihr Abschiedsgeschenk.
Die DVB-Vorstände Hans-Jürgen Credé (Mitte mit Brille) und Reiner Zieschank (r.) überreichen ihr Abschiedsgeschenk.
Kulturbürgermeister Ralf Lunau (l) und Baubürgermeister Jörn Marx auf der Bühne mit Helma Orosz.
Kulturbürgermeister Ralf Lunau (l) und Baubürgermeister Jörn Marx auf der Bühne mit Helma Orosz.
Emotionen nach der Abschiedsrede: Helma Orosz umarmt ihre Tochter. Im Hintergrund applaudiert Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig.
Emotionen nach der Abschiedsrede: Helma Orosz umarmt ihre Tochter. Im Hintergrund applaudiert Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig.
Der ehemalige Ministerpräsident von Sachsen, Kurt Biedenkopf (CDU - l), spricht bei der Verabschiedung der Oberbürgermeisterin. Neben ihm auf der Bühne: der Dresdner Kreuzchor.
Der ehemalige Ministerpräsident von Sachsen, Kurt Biedenkopf (CDU - l), spricht bei der Verabschiedung der Oberbürgermeisterin. Neben ihm auf der Bühne: der Dresdner Kreuzchor.

Helma Orosz - Bilder ihrer Amtszeit

2008 startete Helma Orosz als Kapitänin von Dresden. Mit der Mütze verabschiedete Ministerpräsident Stanislaw Tillich die damalige Sozialministerin, um Dresden zu regieren. Ihre offizielle Amtskette erhielt sie im Stadtrat.
2008 startete Helma Orosz als Kapitänin von Dresden. Mit der Mütze verabschiedete Ministerpräsident Stanislaw Tillich die damalige Sozialministerin, um Dresden zu regieren. Ihre offizielle Amtskette erhielt sie im Stadtrat.
Beim Abholen ihres Dienst-Phaetons in der Gläsernen Manufaktur im Januar 2009.
Beim Abholen ihres Dienst-Phaetons in der Gläsernen Manufaktur im Januar 2009.
Staatsbesuch aus den Staaten: In Dresden herrschte höchste Sicherheitsstufe, als US-Präsident Barack Obama 2009 in die Stadt kam. Im Schloss trug er sich in goldene Bücher ein. Helma Orosz trug Pink, Kanzlerin Angela Merkel Gelb.
Staatsbesuch aus den Staaten: In Dresden herrschte höchste Sicherheitsstufe, als US-Präsident Barack Obama 2009 in die Stadt kam. Im Schloss trug er sich in goldene Bücher ein. Helma Orosz trug Pink, Kanzlerin Angela Merkel Gelb.
Das spanische Sevilla ist nicht mit guten Erinnerungen für Helma Orosz verbunden. Noch kein Jahr im Amt, konnte sie die Aberkennung des Welterbetitels für Dresden auch nicht mehr verhindern.
Das spanische Sevilla ist nicht mit guten Erinnerungen für Helma Orosz verbunden. Noch kein Jahr im Amt, konnte sie die Aberkennung des Welterbetitels für Dresden auch nicht mehr verhindern.
2009 verklagte die Oberbürgermeisterin Künstlerin Erika Lust, weil Helma Orosz in deren Gemälden ihre Ehre verletzt sah. Orosz verlor vor Gericht. Niederlagen gab es auch wegen zu spät beantworteter Stadtratsanfragen.
2009 verklagte die Oberbürgermeisterin Künstlerin Erika Lust, weil Helma Orosz in deren Gemälden ihre Ehre verletzt sah. Orosz verlor vor Gericht. Niederlagen gab es auch wegen zu spät beantworteter Stadtratsanfragen.
Die erste Menschenkette gegen Neonaziaufmärsche in Dresden gab es 2010. Helma Orosz hat das Gedenken verändert und sich parteiübergreifenden Respekt damit verschafft. In diesem Jahr schloss sich die Kette zum sechsten Mal.
Die erste Menschenkette gegen Neonaziaufmärsche in Dresden gab es 2010. Helma Orosz hat das Gedenken verändert und sich parteiübergreifenden Respekt damit verschafft. In diesem Jahr schloss sich die Kette zum sechsten Mal.
Erholung von der Therapie fand Helma Orosz 2011 auf Usedom. Nach langer Krankheit war sie auf der Insel zur Rehabilitation. 2012 kehrte sie ins Amt zurück und füllte es danach deutlich souveräner aus.
Erholung von der Therapie fand Helma Orosz 2011 auf Usedom. Nach langer Krankheit war sie auf der Insel zur Rehabilitation. 2012 kehrte sie ins Amt zurück und füllte es danach deutlich souveräner aus.
Die unfassbaren Schäden der Flut 2013 realisierte die Oberbürgermeisterin bei ihren Besuchen in den überschwemmten Gebieten Dresdens. Auf der Marienbrücke sucht sie nach Fassung, mit Ministerpräsident Stanislaw Tillich.
Die unfassbaren Schäden der Flut 2013 realisierte die Oberbürgermeisterin bei ihren Besuchen in den überschwemmten Gebieten Dresdens. Auf der Marienbrücke sucht sie nach Fassung, mit Ministerpräsident Stanislaw Tillich.
Zur Einweihung der Waldschlößchenbrücke veranstaltete die Stadt ein großes Fest. Nach jahrelangem Streit, einem Bürgerentscheid und mehreren Klagen, konnte Helma Orosz das Bauwerk im August 2013 eröffnen.
Zur Einweihung der Waldschlößchenbrücke veranstaltete die Stadt ein großes Fest. Nach jahrelangem Streit, einem Bürgerentscheid und mehreren Klagen, konnte Helma Orosz das Bauwerk im August 2013 eröffnen.
Beim Semperopernball 2013
Beim Semperopernball 2013
Beim Benefizspiel Dynamo gegen den HSV 2013.
Beim Benefizspiel Dynamo gegen den HSV 2013.
2014 beim Gedenken auf dem Heidefriedhof.
2014 beim Gedenken auf dem Heidefriedhof.
An der Seite von Semperopernball-Chef Hans-Joachim Frey im vergangenen Jahr.
An der Seite von Semperopernball-Chef Hans-Joachim Frey im vergangenen Jahr.
Ihren Abgang verkündete Helma Orosz im November 2014.
Ihren Abgang verkündete Helma Orosz im November 2014.
Am 13. Februar 2015 nahm Helma Orosz u.a. mit Bundespräsident Joachim Gauck (5.v.r.) Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU/3.v.r.), dem Herzog von Kent (4.v.l) und weiteren politischen Gäste an der Menschenkette im Rahmen der Gedenkveranstaltung zum 70. Jahrestag der Bombardierung der Elbestadt in der Altstadt in Dresden teil.
Am 13. Februar 2015 nahm Helma Orosz u.a. mit Bundespräsident Joachim Gauck (5.v.r.) Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU/3.v.r.), dem Herzog von Kent (4.v.l) und weiteren politischen Gäste an der Menschenkette im Rahmen der Gedenkveranstaltung zum 70. Jahrestag der Bombardierung der Elbestadt in der Altstadt in Dresden teil.
Am Donnerstag leitete Helma Orosz ihre letzte Stadtratsitzung.
Am Donnerstag leitete Helma Orosz ihre letzte Stadtratsitzung.
Am heutigen Freitag hat sie ihren letzten Arbeitstag. Am 7. Juni wird in Dresden ein neues Stadtoberhaupt gewählt.
Am heutigen Freitag hat sie ihren letzten Arbeitstag. Am 7. Juni wird in Dresden ein neues Stadtoberhaupt gewählt.

Hilbert berichtete, dass Helma Orosz die Bürgermeister immer als „Jungs“ bezeichnete, zitierte Sätze der OB wie „jetzt hat ja jeder seine Hausaufgaben“, spielte auf ihre frühere Arbeit als Kindergärtnerin an und wertete es als Ritterschlag, dass die Dresdner ihre Oberbürgermeisterin mögen und gerne haben, obwohl sie keine Dresdnerin sei. Einige Gäste empfanden die Rede als eher unpassend. Zumal Hilbert selber als Nachfolger für den Oberbürgermeisterstuhl kandidiert.

Zumindest auf die „Jungs“ ging Helma Orosz später selber ein. „Es war nicht immer einfach. Aber an meine Jungs ein herzliches Dankeschön. Und wenn ihr euch mal aussprechen oder anlehnen wollt, ich bin immer für euch da.“

Auch die Staatsregierung dankte Orosz. Als Vertreter des erkrankten Ministerpräsidenten Stanislaw Tillich (CDU) sprach der Chef der Staatskanzlei, Fritz Jaeckel. Und auch Altministerpräsident Kurt Biedenkopf fand warme Worte für Orosz. „Es ist nicht leicht, sich vorzustellen, wie Dresden ohne die Helma ist. Du hast die Stadt geprägt. Mach dich darauf gefasst: Ab und zu wird man noch nach dir rufen.“

Zwischendurch sangen die Kruzianer, und beim Auftritt der A-Cappella-Band „Die NotenDealer“ musste die OB mit ran. Sänger Tim Gernitz holte Orosz auf die Bühne und tanzte mit ihr den Riverdance zum Song „Lambadabar“. Helma Orosz machte dabei durchaus eine gute Figur.

Die Bürgermeister schenkten ihrer Chefin eine Radierung aus dem Nachlass von Otto Dix. Von der Staatsregierung bekam sie Wanderstöcke und einen Rucksack, gefüllt mit Flyern der Kampagne „so geht sächsisch“. Diese solle Orosz bei ihren Wanderungen verteilen, so Jaeckel.

Am Ende flossen Tränen bei Helma Orosz. Einen schöneren Abschied habe sie sich nicht vorstellen können. Sie danke allen. „Der größte Dank geht an meine engsten Freunde und meine Familie, die in schweren Zeiten so sehr zu mir gestanden haben. Ihr habt mich jahrelang gestützt, beraten und manchmal auch ermahnt.“ Mit tränenerstickter Stimme versprach sie dann: „Ich werde jetzt viel Zeit mit euch verbringen und ich freue mich darauf.“

Was folgte, war lang anhaltender Applaus und eine Schlange an Menschen, die sich persönlich, mit Blumen und Geschenken, von Helma Orosz verabschiedeten.