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Helfende Pfoten

Ergotherapeutin Elisa Preiß möchte in ihrer Praxis Menschen wieder fit für den Alltag machen. Auch ein vierbeiniger Azubi soll dabei helfen.

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© Sebastian Schultz

Von Sarah Protze

Riesa. Moritz sitzt ganz entspannt da und wartet darauf, dass Frauchen Elisa Preiß ihm eine Aufgabe gibt. Der sieben Monate alte Australian Sheperd ist ein Therapiebegleithund in Ausbildung. „Moritz soll mich bei meiner Arbeit als Ergotherapeutin unterstützen. Dafür muss er aber noch einiges lernen“, sagt Frau Preiß mit einem strahlenden Lächeln im Gesicht.

Die 25-Jährige hat erst im Januar dieses Jahres ihre Ergotherapie-Praxis in Weida eröffnet. Dort bietet sie neben klassischen, ergotherapeutischen Behandlungen wie Bewegungsübungen oder Übungen zur Verbesserung der Konzentration auch eine tiergestützte Therapie an. „Viele Patienten sind Tieren gegenüber offener und stellen meist sofort eine Vertrauensbasis zum Tier her. Dadurch kann ich viel besser zum jeweiligen Patienten Kontakt aufbauen oder ihn aus seiner Isolation locken“, sagt Preiß. Besonders Patienten mit Kommunikationsschwierigkeiten und Verhaltensauffälligkeiten reagieren auf den Hund sehr positiv.

Prüfung mit einem Jahr

Moritz’ Aufgaben sind von Patient zu Patient unterschiedlich. Bei älteren Menschen soll er in erster Linie anwesend sein, damit sie ihn streicheln oder ihm Leckerli geben können. „Bei depressiven Demenzpatienten habe ich schon gemerkt, dass sie durch seine Anwesenheit wieder Gefühle wie Freude empfinden oder sich an bestimmte Dinge aus ihrem Leben erinnern.“

Bei jüngeren Patienten wird der Australian Sheperd dagegen aktiv mit ins Spiel eingebunden. Er muss dann zum Beispiel bestimmte Gegenstände bringen oder die Kinder dürfen ihn selber anleiten, indem sie ihm Aufgaben geben. „Wenn Moritz etwa ein Jahr alt ist, ist er so weit, um zur Therapiebegleithund-Prüfung zugelassen zu werden“, so Elisa Preiß. Momentan lerne der junge Hund aber noch, auf die ganzen Reize, die ihn umgeben, ruhig und gelassen zu reagieren.

Seit fünf Jahren ist Elisa Preiß mittlerweile schon Ergotherapeutin. „Ich habe mich dazu entschieden eine eigene Praxis zu eröffnen, weil ich durch meine bisherige Arbeit in verschiedenen Praxen leider erlebt habe, wie wenig auf die Patienten eingegangen wird“, sagt die gebürtige Bornaerin. Ergotherapie soll Menschen helfen, die in irgendeiner Form in ihrer Handlungsfähigkeit eingeschränkt sind.

In Preiß’ neuer Praxis in Weida dominieren helle Farben, große Räume und eine moderne Möblierung. Jeder einzelne Raum ist für einen bestimmten Zweck eingerichtet. Als Teil einer psychisch-funktionellen Behandlung biete sie zum Beispiel handwerkliche Tätigkeiten wie das Arbeiten mit Ton, Speckstein oder Holz an. Dafür steht in ihrer Praxis eine kleine Werkstatt zur Verfügung, in der es unter anderem eine Tretlaubsäge gibt. „Ich habe mir die extra angeschafft, damit vor allem Kinder, die Probleme mit ihren Händen haben, trotzdem kreativ mit Holz arbeiten können.“

Neben dieser Werkstatt gibt es noch einen Bewegungsraum, einen Pädiatrieraum, einen Entspannungsbereich, einen Familienwartebereich und einen Neurologieraum. In letzterem sollen unter anderem rheumatische Erkrankungen, Narben oder Knochenbrüche behandelt werden. Da ihre Praxis nicht barrierefrei ist, bietet Elisa Preiß auch Hausbesuche an. Außerdem kooperiert die junge Frau unter anderem auch mit Einrichtungen wie Kindergärten, Horten oder Pflegeheimen.

Ihr bisher bewegendstes Erlebnis als Ergotherapeutin hatte Elisa Preiß bei ihrer Prüfung in einem Pflegeheim für Wachkomapatienten, sagt sie. „Wachkomapatienten bekommen alles von ihrer Umwelt mit, können sich aber oftmals ohne die richtige Behandlung nicht verständigen. Bei meinem Patienten ist es mir gelungen, einen Kommunikationskanal über die Hand aufzubauen.“ Schockierend und schön zugleich habe sie das gefunden. Es habe sie nur noch in dem Wunsch gestärkt, Menschen durch ihre Arbeit zu helfen.

www.aktiverleben-riesa.de