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Helfende Hände gesucht

Verdi demonstriert in Görlitz für bessere Arbeitsbedingungen in der Pflege. Die Awo plant einen Ausbau in dem Bereich.

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© Pawel Sosnowski/80studio.net

Von Matthias Klaus

Die Awo Görlitz wird mobil. Ab 1. Juli bietet die Arbeiterwohlfahrt einen ambulanten Pflegedienst an. Er ist zunächst auf die Stadt Görlitz und einen Umkreis von etwa 15 Kilometern beschränkt. Von Hagenwerder im Süden bis Ludwigsdorf im Norden reicht das Einsatzgebiet, sagt Juliane Eichler. Sie gehört zum Projektteam und ist Pflegedienstleiterin in der ambulanten Pflege. „Wir wollen den pflegebedürftigen Menschen die Gelegenheit geben, so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden zu bleiben“, sagt Jana Nickolmann. Sie ist Leiterin der Awo-Einrichtung an der Krölstraße. Natürlich, sagt sie, stehe die stationäre Pflege als Alternative offen. Dies betreffe zum Beispiel Demenzfälle.

Für das neue Angebot der ambulanten Pflege werden drei neue Fachkräfte benötigt. Vorstellungsgespräche gab es schon. Gleichwohl weiß Juliane Eichler, dass es nicht einfach wird, neue Mitarbeiter zu finden. „Das ist ein generelles Problem in der Pflege“, schildert Frau Eichler. Der Job sei körperlich wie psychisch belastend. Trotzdem ist es immer noch ein eher auf Frauen ausgerichteter Beruf.

„Nachwuchssorgen sind allgemein bekannt“, sagt Katja Pietsch, Sprecherin des Klinikums Görlitz. „Wir steuern seit 20 Jahren mit unserer eigenen Berufsfachschule entgegen und bilden über Bedarf aus, um etwas für die Region zu tun“, schildert sie. Mit den Aktivitäten des Klinikums könne die Zahl der Auszubildenden in der Gesundheits- und Krankenpflege, der Gesundheits- und Kinderkrankenpflege und der Krankenpflegehilfe gut besetzt werden. „Wir bemerken grundsätzlich eine geringere Bewerberquote, welche sich dann nach unseren Werbeaktionen, wie etwa Ausbildungsmessen, Tage der offenen Tür, relativiert“, so Katja Pietsch.

Die Bundesregierung kündigt derweil an, ab 2019 in der Pflege in den Krankenhäusern Standards an Personalzahlen einführen zu wollen. „Aus Sicht der Gewerkschaft ist das zwar ein Teilerfolg, fordert sie doch bereits seit Jahren gesetzliche Vorgaben für die Personalausstattung in Krankenhäusern“, so Daniela Koksch, stellvertretende Verdi-Geschäftsführerin im Bezirk Dresden. Der Gesetzesentwurf gehe aber nicht weit genug und gehandelt werden müsse sofort. „Wir fordern ein Sofortprogramm und mehr Personal für alle Pflegebereiche. Es soll niemand mehr in einer Schicht allein arbeiten müssen. Außerdem muss es ausreichend Zeit für die Ausbildung geben“, so die Bautzener Gewerkschaftssekretärin Sabine Baron.

Die Pflege dürfe nicht auf der Strecke bleiben. Wegen der immer knapper werdenden Zeit würden mehr wichtige pflegerische Tätigkeiten faktisch unmöglich – darunter etwa die Patienten- und Angehörigenansprache, ausreichend lange Händedesinfektion oder die Einhaltung von Mindestbehandlungszeiten, kritisiert die Gewerkschafterin.

Am Freitag wird es eine Kundgebung von Klinikum-Mitarbeitern in Görlitz geben. Damit, so heißt es von der Gewerkschaft Verdi, sollen Mängel deutlich gemacht werden. Die „aktive Pause“ vor dem ehemaligen Haupteingang des Klinikums beginnt 14 Uhr. Jetzt sei auch die Politik in Görlitz aufgefordert zu handeln, so Daniela Koksch. „Die Beschäftigten fordern am Tag der Pflege eine umfassende Lösung. Sie lassen sich nicht länger mit homöopathischen Dosen abspeisen“, so die Gewerkschafterin.

Die Arbeiterwohlfahrt Görlitz wiederum hat mit der neuen mobilen Pflege große Pläne. Unter anderem ist eine Nachttour geplant, um Patienten auch zu später Stunde versorgen zu können. Ob das Angebot der ambulanten Pflege auf den Süden des Kreises, auf Löbau, Zittau ausgeweitet wird, ist derzeit noch offen. „Wir werden auf jeden Fall mehr Bedarf als die drei derzeit ausgeschriebenen Fachkräfte haben“, sagt Pflegedienstleiterin Juliane Eichler. Und: Für die Mitarbeiter gibt es inzwischen spezielle Angebote für Fitnesskurse, um den Anforderungen gewachsen zu sein.