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Helfende Hände

Im Löbauer ASB-Heim gibt es weniger Ehrenamtliche. Das liegt am Geld. Auch anderswo geht es nicht ohne Freiwillige.

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© Bernd Gärtner

Von Birgit Hollstein

Eine Rose schmückt die Fassade des Seniorenpflegeheimes „Haus am Rosengarten“ in Löbau, verziert die Schilder an den Türen der Bewohner und die Schilder des Personals. In einem Raum des Hauses auf einer Schrankwand stehen Rosen. Licht und Wasser benötigen sie allerdings nicht, nur noch ein wenig Farbe. Diese Rosen sind Töpferarbeiten, die Roswitha Krause mit Bewohnern angefertigt hat.

Frau Krause ist ehrenamtliche Mitarbeiterin des Hauses. Seit etwa fünf Jahren hilft sie dort bei der Betreuung von Pflegebedürftigen. Das sind Menschen mit den Pflegegraden zwei bis fünf, zu einer guten Hälfte sind es in dem Löbauer Heim, das vom Arbeiter-Samariter-Bund betrieben wird, Demenzkranke. Oft liest die Ehrenamtlerin ihnen vor oder spielt mit ihnen ein Frage-und-Antwort-Spiel. Sie staunt dabei immer wieder über die Kenntnisse der Bewohner. Auch Basteln und Kegeln mit den Senioren gehört zu ihren Aufgaben. „Ich komme gern, alle sind sehr dankbar“, sagt Roswitha Krause, die früher als Textilzeichnerin bei Lautex beschäftigt war.

Nach den Gründen für ihre freiwillige Tätigkeit befragt, antwortet sie: „Einerseits kann ich jeden Euro gebrauchen, andererseits komme ich unter Leute und finde eine Bestätigung.“ Denn einen kleinen Obolus gibt es auch für die freiwilligen Betreuungshelfer. In die Gründe für ehrenamtliche Tätigkeiten spielt auch das Alter mit hinein, informiert Bärbel Kaminski, die Leiterin des Pflegeheimes. Bei jüngeren Menschen sei ein Zusatzverdienst zum Beispiel bei Arbeitslosigkeit ein finanzieller Anreiz. Älteren Personen gehe es vor allem um Anerkennung, um gesellschaftlichen Kontakt und das Gefühl, gebraucht zu werden.

Alle ehrenamtlich Beschäftigten beim ASB erhalten für ihre Arbeit Aufwandsentschädigungen. Das bestätigt Aline Talke, Mitarbeiterin Projektmanagement beim ASB. Im Ortsverband Löbau sind in der Hilfsorganisation 50 ehrenamtliche Mitarbeiter. Sie umfassen alle Altersgruppen und sind auf die Schnelleinsatzgruppe (SEG) und sechs stationäre Einrichtungen verteilt. Ein Blick auf die letzten zehn Jahre zeigt: Die Zahl der Helfer ist nahezu unverändert geblieben. Sie sind in Zusatzfunktionen eingesetzt, führen Gespräche mit den Pflegebedürftigen, lesen ihnen vor, gehen mit ihnen spazieren, verrichten gemeinsam mit den Bewohnern der Heime an Hochbeeten Gartenarbeit. Ehrenamtliche Helfer sind immer willkommen.

In anderen Bereichen werden freiwillige Tätigkeiten nicht mit Aufwandsentschädigungen vergütet. Das ist zum Beispiel bei Angelika Wolfsdorf der Fall. Seit 35 Jahren engagiert sich die Löbauerin für Theaterbesuche und organisiert die Fahrten. Sie unterstützt damit gern Leute, die kein Auto haben oder aus gesundheitlichen Gründen nicht fahren können. Ein weiterer Grund für diese Tätigkeit ist ihr Interesse am Theater. „Für mich ist nur die Abovorstellung frei. Andere Vergünstigungen habe ich nicht“, sagt Frau Wolfsdorf.

Die Freiwilligentätigkeit durchzieht viele Bereiche des öffentlichen Lebens. Das sind unter anderem Pflegeeinrichtungen und vor allem Vereine. In der Gemeinde Rosenbach beispielsweise gibt es zehn Vereine. Ehrenamtliche, die eine Aufwandsentschädigung erhalten, sind die Feuerwehrkameraden und die Gemeinderäte. Auch der Baumschutzbeauftragte sowie die ehrenamtlich Tätigen in der Gemeindebibliothek erhalten einen Obolus. Eine zahlenmäßige Erfassung ehrenamtlich Tätiger gibt es in Sachsen nicht. Beim Amtsgericht in Dresden sind lediglich die Vereine registriert, informiert Pressesprecherin Birgit Keeve.

Im „Haus am Rosengarten“, einer der sieben stationären Pflegeeinrichtungen des ASB, arbeiten vier Personen unentgeltlich. Früher waren es sogar sechs. Die Zahl ist zurückgegangen, da es ein vorgegebenes Budget zum Beispiel für Aufwandsentschädigungen oder Fahrtkosten gibt, so die Heimleiterin. Aber eines steht für sie fest: Ohne zusätzliche Helfer könnten kreative Arbeiten nicht ausreichend abgesichert werden. „Wir sind froh, dass wir über die ehrenamtliche Schiene alles individueller vorbereiten können“, sagt Leiterin Bärbel Kaminski.

Diese kreativen Arbeiten sind ein schönes Gruppenangebot für die Bewohner als auch eine Hilfe bei den Vorbereitungen von jährlichen Höhepunkten wie dem Rosenfest am 17. Mai. Dafür haben Roswitha Krause und zwei Mitarbeiter mit Heimbewohnern etwa 50 Rosen getöpfert. „Für das anschließende Bemalen kommen aber nur ausgewählte Personen infrage, da dafür ruhige Hände benötigt werden“, erzählt Frau Krause. Mit den Blumen werden am 17. Mai die Tische dekoriert. So können sich die Heimbewohner zusätzlich an ihren Arbeiten erfreuen. Katrin Diener aus Sohland wird mit Gesang und Texten durch den kulturellen Höhepunkt führen. Das Rosenfest wird jährlich gefeiert.