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Helfen, wenn es klemmt

Die Jugendberufsagentur gibt es im Landkreis seit vier Jahren. Was machen die Berater dort eigentlich? Und für wen?

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© Koerner, Heidemarie

Von Franz Werfel

Sächsische Schweiz- Osterzgebirge. Mehr als 1 200 Berufsinteressierte pro Jahr, Hunderte Gespräche mit Jugendlichen, Eltern, Lehrern sowie eine hohe Erfolgsquote: Das alles zeichnet die Jugendberufsagentur (JBA) im Landkreis aus. Seit September 2014 gibt es im Pirnaer Arbeitsamt dieses besondere Angebot für junge Leute, es war eines der ersten seiner Art in Sachsen. Die 20 Mitarbeiter von Arbeitsagentur und Landkreis wollen besonders für junge Menschen unter 25 Jahren da sein. Sie helfen bei der Suche nach einem Job oder einer passenden Ausbildung, geben Tipps, wenn es in Schule oder Berufsschule hakt. Und sie helfen auch bei existenziellen Sorgen und Problemen.

Seit ihrer Gründung vor vier Jahren hat sich die Arbeit der JBA verändert. „Die Situation für junge Menschen im Landkreis ist heute eine ganz andere“, sagt Gerlinde Hildebrand, Chefin der Pirnaer Arbeitsagentur. „Die Jugendlichen haben viele Chancen, weil die Firmen Azubis suchen.“ Den meisten helfen die Berufsberater in den Schulen. „Es kommen mehr Jugendliche zu uns, die große Probleme haben.“ Dazu zählen Existenzängste, die durch Süchte wie Drogen und Alkohol, Schulden oder fehlende Motivation für Schule und Beruf hervorgerufen werden. „Wer damit zu tun hat, hat den Kopf für Bewerbungen nicht frei“, weiß Diana Fronk, die operative Leiterin der JBA. „Da setzen wir an und beschäftigen uns intensiv mit jedem Einzelnen.“

Weil die JBA ein Angebot der Bundesagentur für Arbeit und des Landkreises ist, sind die Wege kurz. Die Berater stimmen sich in manchem Fall auch mit dem Kreisjugendamt ab. „Das könnte von uns aus gern mehr sein, was die Datenschutz-Bestimmungen aber leider oft nicht zulassen“, sagt Fronk. Der Vorteil: „In der JBA haben wir Zeit und können über soziale oder schulische Probleme sprechen.“ Dieses Angebot nähmen die Jugendlichen gern an. Damit, wo es ratsam scheint, der Austausch mit den Lehrern klappt, ist die JBA mit den Schulen in der Region vernetzt. „Unsere Berater schauen monatlich in den Schulen vorbei“, sagt Fronk. Auch Lehrer können sich von der JBA beraten lassen.

Der Erfolg sei sichtbar. „Viele schaffen mit unserer Hilfe ihren Schulabschluss“, so Fronk. Ein gutes Modell für Schüler, denen das Lernen schwerfällt, sei etwa der Förderunterricht bei Ausbildung. „Wer während seiner Ausbildung Probleme hat, kann sich wieder bei seinem Berater in der JBA Hilfe holen.“ 95 Prozent aller Klienten mit oder ohne Hauptschulabschluss fangen eine Ausbildung an. Für 18- bis 25-Jährige gibt es besonders intensive Coachings. Davon profitieren auch junge Flüchtlinge im Landkreis. „Viele wollen sofort arbeiten, ohne Ausbildung“, sagt Fronk. Diese falle einigen schwer. Zwar könnten viele Geflüchtete so gut Deutsch sprechen, dass es für den Arbeitsalltag reicht. Der Theorie-Unterricht an den Berufsschulen sei oft zu schwierig.

Der Nachteil: Die JBA ist ein freiwilliges Angebot. „Wer nicht mehr zur Schule geht und nicht von selbst zu uns kommt, den erreichen wir nicht“, sagt Diana Fronk. Auch deshalb soll, wo das möglich ist, die Zusammenarbeit mit dem Kreisjugendamt ausgebaut werden. Bisher berät die JBA Jugendliche nur in Pirna und Heidenau. Perspektivisch möchte sie ihr Angebot gern auf den ganzen Landkreis ausdehnen. Das soll mit einer Online-Plattform gelingen.

Kontakt: Telefon 0800 4555500 (kostenfrei) oder per E-Mail: [email protected]