Von Tina Soltysiak
Waldheim/Roßwein. Sindy Krahl mag Farben, hat ein Auge für Raumgestaltung und dafür, welche Gardinen zur Inneneinrichtung passen. Das sagt Ingo Mitschke über seine Mitarbeiterin. Er betreibt in Waldheim das gleichnamige Raumausstatter-Geschäft. Doch auf seine junge Kollegin muss er seit dem 5. Juli verzichten. „Es war ein Mittwoch, als sie beim Arzt war“, erinnert sich Mitschke. Zwei Tage später erhielt die Roßweinerin die Diagnose Leukämie – Blutkrebs. Seitdem wird sie in einer Chemnitzer Spezialklinik behandelt. „Auch ich war regelrecht geschockt. Es ging alles so schnell. Es kam so plötzlich“, sagt der 50-Jährige. Sindy Krahl habe eine Woche zuvor über starke Kopfschmerzen geklagt, sich schlapp gefühlt. „Doch mit so einer Diagnose rechnet man doch nicht. Sindy fehlt einfach. Nicht nur als Arbeitskraft, sondern vor allem als geschätzte Kollegin, als Mensch“, sagt Ingo Mitschke.
Er möchte mit gutem Beispiel vorangehen und sich am 26. August bei der Typisierungsaktion in der Gaststätte Hempel in Roßwein als potenzieller Stammzellspender registrieren lassen. „Ich mache meine Kunden auch gezielt auf die Veranstaltung aufmerksam. Vielen Waldheimern ist gar nicht klar, wer Sindy Krahl ist. Aber ihr Gesicht ist in der Stadt bekannt, weil sie schon viele Kunden beraten und Wohnungen verschönert hat“, ist Ingo Mitschke überzeugt.
In seinem Schaufenster im Kolbe-Geburtshaus an der Waldheimer Bahnhofstraße hängt das Plakat, das Freunde von Sindy Krahl gemeinsam mit Sabrina Bellen von der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) erstellt haben, um auf das Schicksal der 28-Jährigen aufmerksam zu machen. „Es ist gut, dass alles Mögliche versucht wird. Und wir hoffen einfach das Beste. Nächstes Jahr würde Sindy Krahl dann zehn Jahre bei mir arbeiten“, so Ingo Mitschke.
Hilfsaktion
Über eine Umschulungsmaßnahme sei sie 2008 zu ihm in die Firma gekommen. „Von Januar bis Juli lief die Umschulung, danach hat sie bei mir ihre Lehre zur Raumausstatterin begonnen – und diese meines Wissens mit Auszeichnung abgeschlossen“, sagt der Firmenchef. Er beschreibt die Roßweinerin als „unkompliziert, fröhlich, freundlich und zuverlässig. Sie sieht die Arbeit, begreift schnell und hat ein wirklich gutes Farbverständnis. Sie hat die Aufträge immer zur Zufriedenheit unserer Kunden erledigt.“
Deshalb seien die Kunden, mit denen er über sie gesprochen hat, auch tief berührt. „Viele sind schon älter, kommen als Stammzellspender vielleicht nicht infrage. Sie wollen aber Geld spenden, haben sie mir gesagt. Das werde ich auch tun und es werden nicht nur die 40 Euro sein, die die Registrierung eines Spenders kostet.“
Ingo Mitschke gibt zu, dass er nicht viel über die Art und Weise der Spende weiß. Er geht davon aus, dass die Zellen aus dem Knochenmark entnommen werden und dafür ein chirurgischer Eingriff erforderlich ist. Doch das ist nicht mehr die gängige Methode, erklärt Sabrina Bellen von der DKMS. „Die Entnahme erfolgt heutzutage aus dem fließenden Blut und ist mit einer Dialyse vergleichbar. Dem Spender werden an beiden Armen Zugänge gelegt und dann werden sie an eine Maschine angeschlossen.“ Zwischen vier und fünf Stunden müssten sie am Tag der Entnahme im Krankenhaus bleiben.
„Etwa eine Woche zuvor bekommt der Spender ein hormonähnliches Präparat gespritzt, das die Vermehrung der Zellen anregt. Dabei kann es zu kurzfristigen Nebenwirkungen in Form von grippeähnlichen Symptomen kommen“, klärt Sabrina Bellen auf. Dennoch werde vereinzelt auch noch die Punktion des Beckenknochens durchgeführt. „Vor allem, wenn Kinder betroffen sind, wird dieses Gemisch genutzt. Über die Art der Entnahme wird jedoch immer individuell entschieden“, ergänzt die Mitarbeiterin der DKMS.