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Heißluftballon in Absturzgefahr?

Anwohner der Johannstadt melden ein Unglück. Die Feuerwehr sucht vergeblich nach den Opfern.

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© Tino Plunert

Von Nadine Franke und Christoph Springer

Dresden. Der Tiefflieger war zunächst ganz leise und hat die Johannstädter trotzdem ordentlich erschreckt. Er kam am Dienstagmorgen von der Innenstadt zum
Käthe-Kollwitz-Ufer herüber. Es war ein Heißluftballon.

Eine Frau hatte die Feuerwehr gerufen, weil sie einen Ballon knapp über die Dächer der Johannstadt hat gleiten sehen.
Eine Frau hatte die Feuerwehr gerufen, weil sie einen Ballon knapp über die Dächer der Johannstadt hat gleiten sehen. © Tino Plunert
Abgestürzt ist das Fluggerät allerdings nicht. Auch wenn die Frau offenbar das Klirren von Dachziegeln gehört hat.
Abgestürzt ist das Fluggerät allerdings nicht. Auch wenn die Frau offenbar das Klirren von Dachziegeln gehört hat. © Tino Plunert

Der Pilot ließ den mächtigen Gasbrenner fauchen, damit sein Ballon an Höhe gewinnt. Anwohner fürchteten dennoch das Schlimmste, vermuteten schon, dass er nahe der Ecke Käthe-Kollwitz-Ufer/Hertelstraße über den Wohnhäusern abstürzte. Eine Bewohnerin des Viertels will sogar das Klirren von Dachziegeln gehört haben, als der Ballon über ihr Haus fuhr. Augenzeugen alarmierten die Feuerwehr. Die Retter suchten kurz nach 7 Uhr nach einem abgestürzten Ballon und inspizierten dabei von einer Leiter aus auch den Dachfirst der Fünfgeschosser am vermuteten Absturzort. Sie fanden nichts.

Der vermeintliche Unglücksballon mit der Aufschrift Wasserratte gehört zu einem Unternehmen aus Freital. Zusammen mit drei anderen Ballons ist er am frühen Morgen im Ostragehege aufgestiegen. Dabei hätten die Ballonpiloten alle Regeln beachtet, sagt Kristina Kelek, Sprecherin der Deutschen Flugsicherung (DFS) nach einer Anfrage im Dresdner Flughafentower. „Sie haben sich bei uns angemeldet. Und als sie die Kontrollzone des Dresdner Flughafens verlassen haben, kam auch die Abmeldung“, so Kelek. Innerhalb dieser Flugzone, in der unter anderem die komplette Dresdner Innenstadt und Teile der Johannstadt liegen, laut Flugsicherung nichts Außergewöhnliches passiert.

Das bestätigt auch Ronny Lorenz, der in Kesselsdorf ein Ballonfahrt-Unternehmen betreibt. Er selbst war am Dienstagmorgen ebenfalls in der Luft. „Der Wasserratte-Ballon ist etwa eine Viertelstunde nach uns gestartet“, hat er beobachtet. Auch den Feuerwehreinsatz in der Johannstadt hat Lorenz aus der Luft gesehen. „Dort ist definitiv nichts passiert, das ist vollkommener Quatsch“, widersprach er den Unglücksmeldungen aus dem Viertel. „Der Ballonfahrer ist tiefer gegangen“, hat Lorenz beobachtet. „Dass man dabei heizt, um wieder aufzusteigen, ist ganz normal“, erklärt er das Fauchen, das die besorgten Anwohner gehört haben.

Ein Mitarbeiter des Unternehmens, zu dem der Wasserratte-Ballon gehört, bestätigt die Luftfahrt am Morgen über der Innenstadt. „Unser Ballon war mit drei anderen am Himmel und ist später ganz normal in Dresden-Weißig gelandet.“ Wenn etwas passiert wäre, müsse das die Flugsicherung wissen, „denn wir fahren ja im kontrollierten Luftraum“.

In Dresden und Umgebung gibt es etwa eine Handvoll Firmen, die Fahrten mit Heißluftballons anbieten. Jede dieser Firmen hat in der Regel mehr als einen Ballon. Sie steigen immer dann auf, wenn es keine Thermik gibt, erklärt Ronny Lorenz. Von Thermik spricht man bei vertikalen Luftbewegungen, die durch unterschiedliche Temperaturen am Boden und in der Höhe zustande kommen. Die gilt es zu vermeiden. „Das ist in den ersten zwei Stunden nach Sonnenaufgang und in den letzten zwei Stunden vor Sonnenuntergang der Fall“, beschreibt Lorenz diese Zeiten relativer Ruhe in der Luft. Dann müssen die Balloncrews schnell sein, denn jede überflüssige Minute am Boden ist eine verlorene Minute in der Luft.

Die Ballons selbst können nicht gesteuert werden. Sie fahren mit dem Wind. Die Fahrthöhe regelt der Pilot mit dem Gasbrenner, der die Luft in der Hülle aufheizt. Damit entscheidet er darüber, ob ein Ballon steigt oder sinkt. Notfälle mit den bunten Riesen sind selten, aber stets spektakulär. So musste im April 2003 ein Ballon in Dresden notlanden, weil der Wind eingeschlafen war.

Fast täglich starten Ballons in Dresden, nicht nur in den Sommermonaten. Die Luftfahrten sind beliebte, aber nicht ganz preiswerte Geschenke. Fast 200 Euro sind für das Vergnügen fällig, sich im Ballonkorb mit dem Wind treiben zu lassen. Startplätze in Dresden sind das Ostragehege, das Königsufer und das Johannstädter Elbufer oberhalb der Albertbrücke. Entscheidend bei der Auswahl des Startplatzes ist vor allem die Windrichtung.