Merken

Heiratsantrag im Stroh

Eine Frau bat um die Hand ihres langjährigen Partners – mit einer aufwendigen Aktion.

Teilen
Folgen
NEU!
© privat

Von Kathrin Krüger-Mlaouhia

Es war ein Sonnabendmorgen, als die 29-jährige Maria Sykora in Boxdorf zu ihrem Freund sagte, sie müsse noch mal weg. Sebastian Mäser hingegen bekam einen Anruf von seinem Chef, dass er ihn kurzfristig brauche. Der 44-Jährige stieg zum Chef ins Auto und ahnte gar nichts.

Maria Sykora und Sebastian Mäser mit Sohn Leon vor den Strohballen.
Maria Sykora und Sebastian Mäser mit Sohn Leon vor den Strohballen. © privat

Doch die Fahrt ging nach Rödern, auf ein abgeerntetes Stoppelfeld Richtung Radeburg. Ein Feld, das von Mäsers früherem Arbeitgeber, der Radeburger Agrargenossenschaft, bewirtschaftet wird. Von der Straße aus konnte man noch nichts sehen. Aber als Sebastian Mäser ein Tuch um die Augen gebunden wurde, ist er freilich stutzig geworden. Was wird hier gespielt, fragte er sich. Als ihm das Tuch wieder abgenommen wurde, war Sebastian Mäser überrascht und glücklich. Da stand aus Strohballen geformt die Frage „Willst Du mich heiraten“. Ja, soll der Angebetete spontan laut gerufen haben.

Ein Antrag, der zu ihnen passt

Maria Sykora und Sebastian Mäser sind schon zehn Jahre zusammen und haben ein gemeinsames Kind: den vierjährigen Leon. Sebastian ist wohl zu schüchtern für einen Antrag, stellte seine Freundin irgendwann fest. Also ergriff die couragierte Önologin – sie studierte Weinbau – die Initiative und suchte nach einer Aktion, die ihren Herzallerliebsten beeindrucken könnte. „Ich wollte einen außergewöhnlichen Heiratsantrag machen und habe lange im Internet gegoogelt“, erzählt Maria. Schließlich stieß sie auf die originelle Idee des Schriftzuges aus Strohballen auf einem Foto aus den USA. „Das passt zu uns“, sagt Maria. Mit den Holzbausteinen ihres Sohnes hat sie die Buchstaben im Kinderzimmer schon mal ausprobiert. Doch in natura erwies sich die Umsetzung als schwieriger. „Seine ehemaligen Kollegen von der Agrargenossenschaft haben uns zuliebe noch mal extra breite Strohballen gepresst“, erzählt Maria Sykora. Uwe und Thomas, zwei Freunde, stellten die Ballen am regnerischen Vortag auf. Acht Stunden brauchten sie dafür. 170 Strohballen waren insgesamt von Nöten – jeder 300 bis 400 Kilo schwer. Die Plackerei kann man sich vorstellen. Die zwei Meter langen Ballen wurden mit Holzpaletten versteift. Einen ganzen Anhänger voll Stützmaterial verbrauchten die beiden Buchstaben-Bauer. Vor allem das „R“ und das „S“ sollen besonders schwer zusammenzusetzen gewesen sein. Vier, fünfmal musste es probiert werden.

Doch die Wirkung war gigantisch. Verwandte hielten die Aktion am 12. August mit der Kamera fest. Sohn Leon hatte die Aufgabe, die Ringe zu überreichen. Mitarbeiter der Agrargenossenschaft, die von der Sache wussten, waren ebenfalls gekommen. „Danach schaute auch der örtliche Förster vorbei und sah die Strohballenschrift“, erzählt Maria Sykora. Sie ist noch immer sehr berührt von der gelungenen Verlobung. Einen Hochzeitstermin haben die Boxdorfer allerdings bisher nicht.

Steht nun die außergewöhnliche Schrift noch an der Straße? Nein. Sebastian Mäser hat sie selbst am Folgetag abgebaut. Das war er seiner Braut und den Helfern schuldig.