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Heimspiel für Jenaer Fußball-Legende

Peter Ducke kommt nach Diehsa und stellt sein neues Buch vor. Darin erzählt er auch von seinem schlimmsten Moment.

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© Bernhard Donke

Von Steffen Gerhardt und Bernhard Donke

Er war einer der ganz wenigen DDR-Fußballspieler mit Weltformat: elegant und wendig, aber auch unberechenbar und temperamentvoll. Das schreibt der Thüringer Journalist Thomas Stridde in seinem Buch über Peter Ducke. Vor zwei Wochen feierte die Fußball-Legende seinen 75. Geburtstag: Nur mit seiner Frau und einem Gläschen Wein auf Ibiza, wie er der Nachrichtenagentur DPA verriet. Am Mittwoch kommt die Fußballlegende nach Diehsa, um nicht nur über sein ereignisreiches (Fußball-)Leben zu erzählen, sondern auch, um sein neues Buch vorzustellen. Es hat den treffenden Titel „Held und Rebell“. Beides war und ist Peter Ducke bis heute.

Eingefädelt hat den Ducke-Besuch Bernd Schmidt. Er ist verantwortlicher Schiedsrichterobmann des FC Eintracht Niesky. „Meine Idee war es, dieses Jahr eine große Veranstaltung zu organisieren und dafür eine Persönlichkeit des Fußballsports herzuholen“, sagt Bernd Schmidt. Bei der Suche nach einem geeigneten Kandidaten stieß er auf das Buch, das frisch im Berliner Eulenspiegelverlag erschienen ist – und damit auf Peter Ducke. Dieser kommt nun auf Einladung des FC Eintracht Niesky nach Diehsa in den Gasthof „Am Markt“ – zum Gespräch mit Buchlesung. „Die Veranstaltung beginnt um 18 Uhr, wozu alle interessierten Bürger herzlich eingeladen sind. Der Eintritt ist an diesem Abend frei“, erklärt Bernd Schmidt.

Held und Rebell – von beidem wird Peter Ducke dem Publikum erzählen. Der als „Schwarzer Peter“ in die deutsche Sportgeschichte eingegangene erfolgreiche Fußballer wird über Höhen und Tiefen seiner Karriere berichten, für die er nicht selten selbst verantwortlich war. Der Mittelstürmer war der Held beim FC Carl Zeiss Jena und in der DDR-Nationalmannschaft, schreibt Thomas Stridde. Selbst in Pelé hatte Ducke einen großen Fan. Der Brasilianer bezeichnet Ducke als einen der besten Angreifer der Welt. Der elegant und wendig agierende Stürmer fiel auch den großen Fußballclubs Europas auf und wurde heiß umworben. Werder Bremen stellte ihm mal einen Mercedes vor das Hotel – mit 80 000 D-Mark im Handschuhfach. Aber Peter Ducke blieb immer seiner Heimat treu – und seinem Fußballclub Carl Zeiss Jena.

Peter Duckes erster Verein war Motor Schönebeck. Dort spielte er sich bereits in die A-Jugend-Nationalmannschaft. In Jena wurde der temperamentvolle Spieler DDR-Meister und Pokalsieger. Titel und Ehrungen folgten Schlag auf Schlag: So wurde er 1965 Sportler des Jahres und 1971 Fußballer des Jahres. Für seinen Sportverein spielte er von 1959 bis 1977 insgesamt 352-mal in der Oberliga. Zudem trug Ducke 68-mal das Trikot der DDR-Nationalmannschaft und gewann mit ihr 1972 die olympische Bronzemedaille. Auf eine Ehrung ist der heute in einem Bauernhaus bei Apolda lebende Nationalspieler immer noch stolz: Das Fußballmagazin „Kicker“ wählte ihn als einzigen Ostdeutschen in die Top-Ten der besten Fußballer des 20. Jahrhundert.

Der auch als Sturkopf, Individualist und Selbstdarsteller charakterisierte Ducke machte es seinen Mitspielern, Trainern und Funktionären nie leicht, mit ihm auszukommen. „Ich wollte immer künstlerisch tätig sein“, äußerte er einmal. Und so setzte er seine Tore: Mal als Kullerball, mit der Hacke oder knapp in den Winkel. Die Allüren des Individualisten führten oft zu Platzverweisen und Sperren. Aber er kehrte immer wieder auf den Rasen zurück.

Seinen schlimmsten Moment erlebte der Jenaer 1974, als Jürgen Sparwasser das legendäre 1:0 gegen die BRD erzielte. „Das Tor hätte mir gehört“, sagt er heute noch. Doch bei diesem Spiel saß Ducke mit Meniskusriss auf der Bank, während andere den Ruhm für den DDR-Fußball einheimsten. „Ich habe nächtelang geheult!“

Gespräch und Lesung mit Peter Ducke am 2. November, 18 Uhr, im Gasthof Diehsa. Der Eintritt ist frei.