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Heimleiter will OB werden

Robert Geburek hat einen Drei-Punkte-Plan für Bischofswerda: Stadtentwicklung, Finanzen, Ortsteile.

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© Skalla

Gabi Nass

Im Altenheim der Diakonie an der Bautzener Straße in Bischofswerda sollen in naher Zukunft über zwei Millionen Euro investiert werden. Das viele Geld wird für besseren Brandschutz und andere notwendige Modernisierungen in die Hand genommen. Robert Geburek hat das als Heimleiter in den letzten Monaten mit vorbereitet. Ob er auch noch beim Umbau unmittelbar dabei ist, hängt vom 7. Juni ab. Wählen ihn die Bischofswerdaer zu ihrem neuen Oberbürgermeister, arbeitet Geburek ab August im Rathaus. – Geburek, der Oberbürgermeisterkandidat. Damit rechneten bis vor Kurzem wohl die wenigsten. Die 2007 gegründete Initiative Bürger für Bischofswerda, deren Gründungsmitglied Geburek ist, hatte zwar nie einen Hehl daraus gemacht, selbst einen Bewerber stellen zu wollen. Aber man hatte zunächst den Leiter des Bischofswerdaer Goethe-Gymnasiums als den eigenen Mann um das wichtigste Amt in der Stadt im Auge. Bodo Lehnig sagte nach reiflicher Überlegung und insbesondere aus privaten Gründen ab. Robert Geburek erklärt nun auf Anfrage, „es war für mich nie abwegig zu kandidieren. Aber ich wollte anderen den Vortritt lassen.“

Büro für Bürgerkontakte

Nachdem er vorige Woche seine Kandidatur via schriftlicher Erklärung bekannt gegeben hatte, erklärte Geburek ebenfalls in einer schriftlichen Mitteilung an die Presse unter anderem, „ich kann keine blühenden Landschaften versprechen, da ich um den Ernst der Lage von Bischofswerda weiß. Aber ich möchte, dass alle etwas vom Kuchen abbekommen und wir gemeinsam stolz auf unsere schöne und liebenswerte Stadt sind.“ Auf SZ-Anfrage stellte der Kandidat nun einen Drei-Punkte-Plan für Bischofswerda vor: Zukunftsorientierte Stadtentwicklung, solide Finanzen, Ortsteile mit Zukunft. Es gehe ihm darum, die ›Ortsteile als Stärke der Stadt noch stärker zu machen, „ihre Vorteile rauszukehren“, weil man doch wisse, dass viele gern aufs Dorf ziehen. Die Ortsdurchfahrten müssen sicher sein, sagt Geburek. Es brauche sichere Rad- und Gehwege, eine gute Anbindung an den Nahverkehr. Er wolle sich darum kümmern, das umgesetzt wird, was in den Eingemeindungsverträgen steht und die Dörfer vom Abstellgleis kommen.

Für solide Stadtfinanzen gehe es darum, „schnell Weichen zu stellen“, es brauche „modernes und kompetentes Arbeiten“. Geburek, Stadtrat seit 2009, sagt, er fände es gut, wenn ein externer Sanierer mit am Tisch sitzt, einer, der die Wahrheit sagt, der unabhängig ist. Der Plan „Solide Finanzen“ müsste „ganz schnell ans Ziel geführt werden, damit Bischofswerda wieder atmen kann.“ An Strukturveränderungen im Rathaus führe kein Weg vorbei.

Mehr Einwohner für Bischofswerda

Zukunftsorientierte Stadtentwicklung heißt für Geburek unter anderem „Erhöhung der Einwohnerzahlen durch Zuzug“. Attraktive Baugebiete sollen offensiver beworben, alte Häuser zum liebevollen Gestalten angeboten werden. Es gehe um eine familienfreundliche Kita-Konzeption, aber auch um attraktive Kneipen. Wachstum für Bischofswerda, sagt Geburek, „kriegt man nicht in hundert Tagen hin. Aber man kriegt es hin.“ – Wirtschaftskompetenz, räumt der Kandidat ein, ist nicht das Gebiet, auf dem er aus der bisherigen Erfahrung heraus seine größten Stärken hat. Hier setze er auf Fachleute an seiner Seite. Die Stelle des Wirtschaftsförderers im Rathaus müsse gestärkt werden, Vollzeit und kompetent besetzt sein. Dafür müsse Geld gezielt zur Verfügung gestellt werden, wenn der Laden wieder läuft. Betriebe wie Gewerbetreibende hätten die Wertschätzung des Rathauses verdient. Die Zusammenarbeit würde er, kann er OB werden, deutlich besser pflegen, als das bisher der Fall sei, sagt Geburek auf Anfrage.

Robert Geburek zur Seite steht ein zehnköpfiges, ehrenamtliches Wahlkampfteam, zusammengesetzt aus seinem Wahlbündnis von BfB, Linken und SPD. Er wolle in den nächsten Wochen viel unterwegs sein, denke für das Bekanntmachen seiner Wahlziele aber nicht vordergründig an Foren. Geburek will den „Bürgerboten“, das Informationsportal von BfB, nutzen und in der Woche nach Ostern ein Büro eröffnen, in dem ihn Bürger sprechen können. Der Anlaufpunkt wird sich im selben Haus an der Bautzener Straße befinden, wo auch die CDU-Landtagsabgeordnete Patricia Wissel ihr Büro hat. Gegenüber ist die SPD ansässig. Geburek hat den Raum zunächst bis August gemietet.

Fan von alten Möbeln

Anzug, Sakko und Krawatte sind nicht die bevorzugten Kleidungsstücke vom OB-Kandidaten Geburek. Ihn kennt man mit Tuch. Dazu stehe er auch weiterhin, sagt er auf Anfrage. Der 39-Jährige ist in Bischofswerda geboren, hier aufgewachsen, katholischer Christ mit „tief gläubigen Großeltern“. 1995 macht er Abitur am Goethe-Gymnasium. Er ließ sich danach zur Pflegefachkraft ausbilden und absolvierte mehrere Zusatzqualifizierungen, darunter jene, die ihn zur Arbeit als Heimleiter befähigen. Er liebt diesen Beruf, sieht dort noch viele Möglichkeiten, aber sich jetzt für Bischofswerda ganz einzubringen, sei auch eine folgerichtige Entwicklung. Geburek gehörte nach der Einführung dieses Amtes in Sachsen nach der Wende zu den ersten Schülersprechern am Gymnasium. „Ich habe mich mich für Politik interessiert, wollte, dass wir Schüler mitbestimmen können.“ Damals sei er angesprochen worden, er solle doch Mitglied beim Verein Freizeitzentrum „Regenbogen“ werden. Er wurde Mitglied und Vorsitzender. „Ich weiß, wie so ein Verein ums Geld kämpfen muss“, sagt er.

Privat ist Geburek Fan „von alten Möbeln und großen Wohnungen“. In seiner Jugend lebte er gern WG. Seine WG Gold-Gelb im Haus der Goldschmiede Bauer am Altmarkt sei unvergessen. Aus der WG Schlaraffenland von der Dresdener Straße hat er bis heute Freunde. Geburek ist ledig.

Oberbürgermeisterkandidat für Bischofswerda ist auch Dr. Holm Große, unterstützt von CDU, FDP und Grünen.