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Heimkehr eines Weitgereisten

Die Asche von Lama Govinda ist in Waldheim beigesetzt worden. Gestorben ist der Weltenbürger allerdings schon vor 33 Jahren.

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© Dietmar Thomas

Von Frank Korn

Waldheim. Ungewohnte Töne klingen aus der Kapelle auf dem Waldheimer Friedhof. Der Abt Bhiksu Tich Hanh Tan und sein Begleiter tragen einen buddhistischen Segensspruch vor, in dem es um Weisheit und Mitgefühl geht. Sie ehren damit Lama Anagarika Govinda. Ein Teil von Govindas Asche wurde am Freitag in einem Ehrengrab auf dem Waldheimer Friedhof beigesetzt.

Lama Anagarika Govinda war ein berühmter Mann. Besonders in Asien und in den USA, wo er 1985 in Kalifornien verstorben ist. Er wurde am 17. Mai 1898 in Waldheim als Ernst Lothar Hoffmann geboren. Der Sohn eines deutschen Vaters und einer bolivianischen Mutter befasste sich schon als Schüler mit vergleichenden Studien zu den Weltreligionen Christentum, Islam und Buddhismus. Er lehrte an Universitäten und erregte in Asien und den Vereinigten Staaten von Amerika als Künstler und Schriftsteller Aufsehen. Nach seinem Tod beschlossen buddhistische Würdenträger, die Asche Govindas in drei Teile zu teilen. Ein Teil sollte in seinen Geburtsort zurückkehren, ein Teil wurde in Kalifornien auf einem geweihten Gelände verstreut, der dritte Teil wurde in Indien in einem großen buddhistischen Denkmal beigesetzt.

„Sterbliche Überreste eines Menschen 33 Jahre nach seinem Tod beizusetzen, ist zweifellos ungewöhnlich“, sagte Professor Volker Zotz von der Lama und Li Gotami Govinda Stiftung Pforzheim. „Dass dies im Fall Anagarika Govindas geschieht, passt jedoch zu seinem Leben, das sich als Abfolge nicht alltäglicher Abenteuer charakterisieren lässt“, so Zotz weiter. Ob Govinda an einem solchen Kult um seine Person Gefallen gefunden hätte, dürfe bezweifelt werden. Er habe sein Schaffen und seine Lebensform als Kunst und sich selbst als Künstler, nicht als Heiliger gesehen, so Zotz. „Menschlichkeit ist wichtiger als Heiligkeit“, hatte Govinda gesagt. Volker Zotz charakterisierte Lama Govinda als Autor, Künstler und Weltbürger. Er würdigte das gute Einvernehmen der Stadt Waldheim und der Govinda-Stiftung. Zugleich dankte er der François Maher Presley Stiftung für Kunst und Kultur, die für die Schaffung des Denkmals verantwortlich zeichnete.

Waldheims Bürgermeister Steffen Ernst (FDP) bezeichnete Govinda als einen Menschen, der auf allen Stationen seines Lebens von Europa über Afrika nach Asien und Amerika Spuren hinterlassen habe. „Indem 33 Jahre nach seinem Tod ein Teil seiner Asche in einem Ehrengrab der Heimatstadt Waldheim beigesetzt wird, schließt sich ein Kreis. Ein Weitgereister kehrt dorthin zurück, wo sein der Kunst, Kultur und Wissenschaft gewidmeter Lebensweg vor 120 Jahren seinen Ausgang genommen hat“, sagte Steffen Ernst.

Die Bestrebungen, das Schaffen des großen Waldheimer Sohnes in seiner Heimatstadt publik zum machen, begannen bereits im Jahr 1998. Karl Schuster, damals Leiter des Kulturamtes und heute noch im Waldheimer Verschönerungsverein aktiv, hatte von Irmgard Biernath, die in der gleichen Straße wie Familie Hoffmann wohnte, den Tipp bekommen, dass sich Govindas Geburtstag zum 100. Mal jährte. Er nahm Kontakt zur Govinda-Stiftung auf und es kam eine Ausstellung mit Bildern Govindas im Ratssaal zustande. Danach schlief der Kontakt jedoch etwas ein. Im Jahr 2015 nahm Volker Zotz Verbindung mit dem damaligen Waldheimer Bürgermeister Steffen Blech auf. Daraufhin wurde im Mai 2016 eine Ausstellung mit 40 Gemälden Govindas im Waldheimer Kulturzentrum eröffnet, die ein Jahr lang zu sehen war. „Mit der Beisetzung der Asche von Lama Anagarika Govinda in seiner Geburtsstadt haben wir einen Teil des Vermächtnisses unserer Stiftung sowie den Wunsch seiner Witwe erfüllt“, sagte Volker Zotz. Zudem sei das Band zwischen der Govinda-Stiftung und der Stadt Waldheim gestärkt worden.